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Monat der Fotografie

von Carola Conradt (10.11.2008)


Monat der Fotografie

Bereits zum dritten Mal steht in Berlin der Monat November ganz im Zeichen des „Europäischen Monats der Fotografie“. Im Zweijahres-Rhythmus veranstaltet, läuft das Fotofestival 2008 erstmals unter einem Motto. „Noch nie gesehen“ hat noch mehr Ausstellungshäuser als im Vorjahr zu einer Teilnahme am Monat der Fotografie (MdF) und zur Präsentation bisher nie - oder zumindest in dieser Form noch nie in Berlin - gezeigter Fotografien und Sammlungen inspiriert. Über 130 Ausstellungen, die ein breites und äußerst abwechslungsreiches Spektrum von den Anfängen der Fotografie bis hin zu zeitgenössischen Experimenten zwischen Foto- und Videokunst auffächern, werden zwischen dem 1. und dem 30. November eröffnet. Sie laden zu einem Rundgang durch ganz unterschiedliche Ausstellungshäuser und Epochen ein. So gibt es beispielsweise im Ägyptischen Museum „Pyramiden und Sphinx. Giza in historischen Fotografien“ zu sehen und in den neuen Uferhallen, einem Kunst- und Kulturzentrum in Wedding, zeitgenössische Positionen zu Themen wie „Die Annahme von Werten“ oder „privat“.

Einen Knotenpunkt bildet die Berlinische Galerie mit drei zentralen Ausstellungen. Als Fortsetzung der 2006 gezeigten Schau „Mutations I“ wird hier dieses Jahr die von den sieben Partnerstädten gemeinsam konzipierte Ausstellung „Mutations II – Moving Stills“ präsentiert. In Bratislava, Luxemburg, Moskau, Paris, Rom, Wien und Berlin wird jeweils eine individuell kuratierte Version dieser Ausstellung zu sehen sein. Die einzelnen zeitgenössischen Positionen beschäftigen sich mit der Schnittstelle zwischen Fotografie und Video. Indem die medienimmanenten Qualitäten von Fotografie beleuchtet und Versuche unternommen werden, die Grenzen des Mediums zu erweitern, entstehen „Moving stills“, starre Bilder mit Bewegungsdrang.

Ein ergreifendes Beispiel für diesen Prozess liefert in der Berlinischen Galerie Ori Gersht aus Israel/England. Seine Stillleben-Projektionen „Pomegranate“ und „Big Bang“, die alten Meistern nachempfunden sind, bestechen durch ihre Farbkraft und Sinnlichkeit und laden zunächst zu stiller Betrachtung und Versenkung ein. Wäre da nur nicht die unheilschwangere klassische Musik im Hintergrund... Die Explosion ereignet sich – selbst nach mehreren Loops – erschreckend plötzlich und bleibt eindringlich. Gewaltsam verwandelt sie das Stillleben, das eigentlich für die Ewigkeit gemacht scheint, in eine Szenerie des Schreckens und der Zerstörung. Wenn ein zerplatzter Granatapfel an einem Seil baumelt und roten Saft verspritzt oder eine Blumenvase in tausend Stücke zersplittert, liegen Assoziationen an biblische Szenen genauso nahe wie solche an aktuelle Folterszenen und Kriegsschauplätze.
Angesichts solcher Szenen, denen man sich kaum entziehen kann, müssen die Juroren des von Alcatel-Lucent gestifteten „Award of the European Month of Photography“ die Qual der Wahl gehabt haben. Gekürt wurde schließlich Tuomo Rainio aus Finnland für seine geisterhaften Straßenszenen. Sie entstehen aus Aufnahmen von Passanten, deren Bewegungen er mithilfe eines selbstgeschriebenen Bildbearbeitungsprogramms verdichtet.

Zerstörung und Schrecken dokumentieren auch die Panorama-Aufnahmen Ostberlins nach dem zweiten Weltkrieg in der Ausstellung „So weit kein Auge reicht“. Nach der Enttrümmerung und während des einsetzenden Wiederaufbaus wurde in den 1950er Jahren ein Fotograf namens Tiedemann vom Magistrat der Hauptstadt der DDR beauftragt, eine Bestandsaufnahme von stadtplanerisch bedeutenden Schauplätzen zu machen. Der Berliner Fotograf Arwed Messmer hat nun die zahlreichen kleinen anschlussfähigen Einzelbilder vergrößert und digital montiert und so aus dem qualitativ hochwertigen Archivmaterial eine einzigartige Bildwelt geschaffen. Die Darstellungen des nackten und armen Nachkriegsberlins erschüttern, auch hier. Darüber hinaus ist die Veröffentlichung dieser neuartig aufbereiteten Archivbestände jedoch ein echtes Geschenk.

Neben diesen Attraktionen drohen die Portraits und die neu aufgefundenen Berlin-Fotografien von Hans Robertson aus seinen Berliner Jahren vor der Emigration 1933 – auch ausstellungstechnisch, im hintersten Saal – beinahe etwas in den Hintergrund zu geraten. Dabei sind in Robertsons Portraits so berühmte Zeitgenossen wie Käthe Kollwitz oder Max Schmeling unvergesslich ins Bild gesetzt. Da der Nachlass des Künstlers in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen jedoch noch wesentlich mehr Aufnahmen zu bieten hat als die aktuell gezeigten, dürfte es sich bei „Hans Robertson – Die Berliner Jahre. Fotografien 1926-1933“ ohnehin nur um eine Vorhut handeln.

Mutations II – Moving Stills
Berlinische Galerie
2.11.2008 – 2.02.2009
Kuratorin: Kathrin Kohle

SO WEIT KEIN AUGE REICHT – Berliner Panoramafotografien aus den Jahren 1949-52
Berlinische Galerie
2.11.2008 – 16.02.2009
Kuratoren: Ursula Müller und Florian Ebner

Hans Robertson – Die Berliner Jahre. Fotografien 1926-1933 Berlinische Galerie
2.11.2008 – 2.02.2009
Kurator: Thomas Friedrich

Berlinische Galerie. Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124-128
10969 Berlin
Öffnungszeiten: Mi-Mo 10-18 Uhr

mdf-berlin.de

Carola Conradt

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