16 Uhr: zwischen der Künstlerin Cornelia Herfurtner und David Polzin im Rahmen der Ausstellung "Die Kids sind nicht alright!". Galerie Adlershof im Kulturzentrum Alte Schule | Dörpfeldstraße 54-56 | 12489 Berlin
"Kunst muss kosten" - Dieser Satz scheint derzeit wie ein Diktum am Kunsthimmel über Berlin zu schweben.
Während im Hamburger Bahnhof die Celebrity-Serien der medienwirksamen "Marke" Andy Warhol präsentiert werden und die Neue Nationalgalerie zu Jeff Koons Bonbonfarben-glänzender "Celebration"- Ausstellung einlädt, um mit uns die überdimensionalen Skulpturen sowie deren ebenso überdimensionale Verkaufspreise zu feiern, hinterfragt die Ausstellung "Wa(h)re Kunst" im neuen Kreuzberger Kunstverein "ConcentArt e.V." die Ambivalenz des Wertes von Kunst.
"Kunst muss kosten" - Dies konstatiert der aus hunderten von Swarovski-Steinen zusammengesetzte Schriftzug des Künstlers Victor Kégli, der den Eingang der Ausstellung überfängt. Die diamanten glitzernden Worte vermitteln zum einen den Eindruck repräsentativer Selbstdarstellung, zum anderen erinnern sie an Werbe- und Propagandaslogans. Die Anlehnung an den ähnlich geschwungenen Propagandaschriftzug "Arbeit macht frei", der über den Toren Auschwitz´ prangt, kann dabei kaum übersehen werden, wobei fragwürdig bleibt, ob und inwiefern ein solch provokativer Vergleich hier angemessen ist.
Indem Kéglis Werk das Repräsentative mit der suggestiven Sprache der Werbung und Propaganda verflechtet, wird das Behauptete ironisch umgekehrt und verwandelt den gesamten Ausstellungsraum in ein Fragezeichen: Muss Kunst kosten? Was ist der Warencharakter von Kunst? Und schließlich: Welchen Wert hat Kunst?
Wie der zweideutige Titel der Ausstellung anklingen lässt, geht es den Kuratoren dabei hauptsächlich um den Kontrast zwischen Kunst als kulturindustrieller Ware einerseits und authentischer, "wahrhaftiger" Kunst andererseits – wie dies Adorno und Horkheimer in ihrem Aufsatz: "Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug" festgestellt haben.
In diesem Spannungsfeld zwischen Warenhaftigkeit und Wahrhaftigkeit von Kunst bewegen sich die unterschiedlichen Exponate der insgesamt sechzehn internationalen Künstler und Künstlergruppen, die für diese Ausstellung eingeladen wurden.
Mittelpunkt ihrer künstlerischen Reflexionen ist entsprechend dem Thema die materielle und ökonomische Seite von Kunst.
Dass Kunstwerke vergänglich und den Gesetzen der Physik unterworfen sind, zeigt die Arbeit "Product Life" von Sabine Kacunko. Es handelt sich um eine Installation unter einem Mikroskop, welches den Blick auf ein Photonegativ mit einer speziellen Bakterienkultur freigibt.
Die Bakterien zersetzen und verändern das ursprüngliche Bild, "produzieren" jedoch gleichzeitig neue, ungeahnte Bildwelten, welche die Künstlerin wiederum digitalisiert und zu neuen Tableaus transformiert.
Während die Frage nach dem Warencharakter von Kunst hier auf die materielle Ebene des Kunstwerks und damit auf dessen materielle Veränderlichkeit gelenkt wird, beschäftigt sich die belgische Künstlerin Alexandra Dementieva in ihrer interaktiven Videoinstallation "Art Measurement" mit den marktökonomischen Bedingungen.
Der Betrachter hat die Möglichkeit, verschiedene Standorte – wie die des Händlers, Sammlers oder Kurators – durch sein Körpergewicht zu aktivieren, um dann deren Auswirkungen auf den Marktwert des Kunstobjekts vorgerechnet zu bekommen. Das Kunstwerk selbst verschwindet vollständig hinter schwindelerregenden Zahlenwerten, die wie Börsenmitteilungen über den Bildschirm flimmern.
Doch wäre es verfehlt zu denken, hinter den künstlerischen Positionen der Ausstellung verberge sich schnöde Kapitalismuskritik. Die "McDonaldisierung" des Kunstmarktes wird vielmehr mit einem Augenzwinkern ins Humorvolle übersetzt: Eugenio Merino stellt in seiner Leuchtkasten-Arbeit "ART BASEL Imlovinit" Parallelen zwischen der Fast-Food-Kette und der großen Kunstmesse her und rückt dadurch die Kunst -Produktion und -Vermarktung in den Bereich des oberflächlichen Konsums. In einem Werk von Chus Garcia-Fraile gruppieren sich Chanel-Zeichen zu Ornamenten, die an leuchtend-sakrale Rosettenfenster erinnern. Werbewirksame Produktzeichen werden zur quasi religiösen Kontemplation.
Es ist ein Spiel mit den Bedingungen des Marktes, der Werbung und des Materialcharakters von Kunst, was wir derzeit in der Kreuzbergstraße zu sehen bekommen, vor allem aber ist es eine erfrischende Selbstbefragung der Kunst nach ihrem eigenen Wert.
Ausstellungsdauer: 14. November – 4. Februar
Öffnungszeiten: Mi – Fr: 14:00 Uhr – 19:00 Uhr/ Sa 12:00 Uhr – 16:00 Uhr
Kunstverein ConcentArt e.V.
Kreuzbergstr. 28
10965 Berlin
concentart.org
Titel zum Thema Kunstverein ConcentArt e.V.:
Zur Ausstellung: "Wa(h)re Kunst" im Kreuzberger Kunstverein ConcentArt e.V.
"Kunst muss kosten" - Dieser Satz scheint derzeit wie ein Diktum am Kunsthimmel über Berlin zu schweben.
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Zur Ausstellung: "Wa(h)re Kunst" im Kreuzberger Kunstverein ConcentArt e.V.
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