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Alles Grau in Grau? - Julie Mehretu im Deutsche Guggenheim

von Sarah Ludewig (17.11.2009)


Alles Grau in Grau? - Julie Mehretu im Deutsche Guggenheim

Der Begriff „Grauzone“ verliert anhand der aktuellen Ausstellung der äthiopischen Künstlerin Julie Mehretu im Deutsche Guggenheim sein eintöniges, langweiliges Image und beweist - wie schon in der Gerhard Richter Ausstellung - seine potentielle Vielseitigkeit.

Oft fühlen wir uns im Großstadtdschungel, besonders in der kalten Jahreszeit, einer grauen Melancholie ausgesetzt. Kälte, Isolation und Entfremdung inmitten der urbanen Umwelt scheinen die unausweichlichen Folgen. Doch bedingt dieser Zustand auch die kollektive Hoffnung, eine die Menschen vereinende, humane Umgebung zu schaffen.
Diese divergierenden und zugleich einenden Gedanken spiegeln sich in den sieben großformatigen Bilder der Künstlerin Julie Mehretu wider. Es herrscht ein lebendiger Prozess innerhalb ihrer gemalten „Grauzonen“ vor - ein Sturm an Emotionen scheint durch ihre Bilder zu toben, wie in „Middle Grey“, der nicht nur im Bildraum wütet, sondern der auch den Betrachter verunsichert. Die graue Wolke bahnt sich ihren Weg vor einem hellblauen Hintergrund und birgt mitsamt ihrer unterschiedlichsten Musterungen eine mysteriöse Stimmung, die für den unbestimmten Zustand der „Grey Area“ steht.

Julie Mehretu spielt dabei in ihren Bildern mit Elementen der urbanen Architektur und bedient sich architektonischer Verweise auf die Vergangenheit, u.a. auf Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg oder auf Saddam Husseins zerstörten Palast in Bagdad. Dabei kommt dem Ort mitsamt seinen baulichen Besonderheiten, politischer sowie historischer Bedeutung eine übergeordnete Rolle zu.

Gleichzeitig scheint es, als würde die Künstlerin ein kollektives Gefühl von Stadtleben mit ihrem ganz persönlichen Empfinden verbinden. Die Bilder sprechen förmlich ihre Geschichte. Sie erzählen von Impressionen, Ängsten und Hoffnungen. Emotionen, die Julie Mehretu auf ihren Reisen nach Berlin, aber auch durch ihre Wahlheimat New York und ihre äthiopische Herkunft geprägt haben.

So vielseitig wie Mehretus künstlerisches Anliegen ist auch ihre Malweise. Detaillierte Zeichnungen lassen sich in ihren Werken genauso finden wie abstrakte Formen, eindeutige Linien vereinen sich mit undefinierten Anordnungen. Der Bildraum wirkt chaotisch und doch strukturiert, starr und trotzdem lebendig. Es ergeben sich Strukturen, die Wolken oder Vögeln gleichen. Die Ebenen ergänzen sich teils und divergieren dennoch, die Wahrnehmung ändert sich ständig abhängig von der Intensität der Beobachtung und der räumlichen Distanz des Betrachters.

Ihre kraftvolle Verwendung der Farbe ist von Graffitis, Comics und Landschaftsmalerei beeinflusst, die dynamischen Tuschestriche und Lineaturen von chinesischer und japanischer Kalligrafie. Die mit Kunstharz versiegelten Schichten ihrer Acryl- und Tuschebilder bergen die persönlichen Erfahrungen der Migration der Künstlerin sowie gesellschaftliche Turbulenzen und bündeln diese in einem energetischen Spiel aus Form und Farbe. Es liegt nun am Betrachter, inwieweit er bereit ist, dieses zu bestreiten.

Abbildungen:
- Julie Mehretu, Axel Hütte / Foto Sarah Ludewig
- Julie Mehretu, Atlantic Wall, 2008-09 (detail) / Foto Sarah Ludewig


Ausstellungsdauer: 28. Oktober bis 6. Januar 2010

Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 20 Uhr
Führungen: Täglich, 18 Uhr
Jeden Mittwoch: Lunch Lecture um 13 Uhr

Deutsche Guggenheim | Unter den Linden 13/15 | 10117 Berlin | deutsche-guggenheim.de

Sarah Ludewig

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