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Gerhard Richter Painting. Ein Film von Corinna Belz

von Julia Schmidt (31.08.2011)


Gerhard Richter Painting. Ein Film von Corinna Belz

„Malen ist sowieso eine heimliche Angelegenheit“ sagt Gerhard Richter, einer der renommiertesten deutschen Künstler der Gegenwart, zu Beginn des Films „Gerhard Richter Painting“ der Kölner Autorin und Regisseurin Corinna Belz. Mit dieser Aussage legt der Künstler zugleich den Kernpunkt der Produktion offen. In den Kinos wird der, in Zusammenarbeit mit WDR, MDR und Arte entstandene Film am 8. September 2011 starten – Ein Porträt des Künstlers bei der Arbeit.
Corinna Belz, die bereits zuvor einen 45-minütigen Dokumentarfilm über den, für gewöhnlich medienscheuen und zurückhaltenden Gerhard Richter, im Zusammenhang mit seiner Arbeit am Kölner Domfenster gemacht hatte, stellt bewusst das Malen, den schöpferischen Prozess in den Vordergrund des Films. Wie entsteht bei Gerhard Richter ein Bild? Welchen Wandlungsprozessen unterliegt es? So begleitet der Film vor allem die Entstehung einer Bilderserie, an der Richter von April bis September 2009 arbeitete.
Dem Zuschauer wird dabei ein Einblick in die private Atmosphäre des Ateliers gewährt sowie in Richters Ausstellungsvorbereitungen und Interaktionen mit Medien, Kuratoren und Assistenten. Vor allem jedoch ist der Blick über die Schulter Richters lohnenswert - seine reservierten, doch humorvollen Kommentare zum künstlerischen Arbeiten.

Gerhard Richter sieht die Malerei als einen von Zufällen geprägten Denkprozess, der sich entwickelt bis alle Möglichkeiten zum Weiterarbeiten erschöpft sind. Die Arbeit in seinem Kölner Atelier zeigt kleinste Schritte vom Anrühren der Farbe seiner zwei Assistenten (Norbert Arns und Hubert Becker), über die ersten Pinselstriche, das Führen des Rakels bis zu scheinbar fertigen Bildern, die doch verworfen und übermalt werden. Vieles ist vom Zufall abhängig und erfordert ständiges Überprüfen, Überdenken und Reflektieren.

Richters zurückhaltende Art und die Vorliebe für das einsame und abgeschottete Arbeiten führte zwangsläufig zu einigen Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten, die in den Film eingeflossen sind. Beispielsweise spricht Richter darüber, wie unwohl er sich mit der Kamera fühlt, da er den Malprozess als etwas sehr Persönliches und - wie gesagt - Heimliches empfindet.
Mit der Kamera im Rücken fühlt er sich eingeschränkt und unbehaglich, weswegen er das Arbeiten einige Male mit den Worten “Das geht jetzt nicht.” unterbrechen musste. Vermutlich aus Angst unter dem Druck der Zuschauer- und Kamerapräsenz etwas zu machen, was er eigentlich nicht machen will.

Neben biografischen Einschnitten zeigt der Dokumentarfilm unter anderem Vorbereitungen für Ausstellungen in Köln, New York und London. Fragen der Planung, Hängung und räumlichen Gegebenheiten werden erörtert. Neben kurzen Gesprächen mit Kuratoren und Presse spricht der Künstler über das Wahrnehmen seiner Bilder im Ausstellungskontext.

Mehrere Jahre lang wies Gerhard Richter sämtliche Anfragen zu ähnlichen Projekten ab. Bereits 2007 nach der ersten erfolgreichen Zusammenarbeit mit Richter entwickelte Corinna Belz die Idee eines umfangreicheren Filmprojekts. In “Gerhard Richter Painting” geht es ihr nicht darum etwas zu analysieren, sondern vordergründig das Malen des Künstlers als Prozess aufzuzeigen und einen Eindruck von der Entstehung seiner Bilder zu vermitteln. Fern von jeder Mystifizierung und Imagebildung verweist die filmische Arbeit, ohne vordergründige theoretische Betrachtung, auf den Mal- und Denkprozess als sinnlichen Akt.
Uneindeutig bleibt leider die genaue Dauer der Fertigstellung einzelner Bilder, ebenso wie die Dauer einzelner Bearbeitungsschritte. Etwas verstörend wirkt der willkürlich eingestreute biografische Aspekt, der zwar nicht überflüssig, jedoch unkoordiniert erscheint. Wenn auch gelegentlich weniger oberflächliche Fragen wünschenswert wären, die seitens der Regisseurin stellenweise etwas naiv und aufgesetzt wirken, den Künstler aber aus der Reserve locken, ist der Film eine wunderbare Dokumentation von Gerhard Richters Arbeitsweise und ein interessanter Umriss seiner Persönlichkeit.

Abbildungen:
- Arbeit am gelben Bild, © Piffl Medien
- GR Rakel Studio, © Piffl Medien
- Detail Reinigung Rakel, © Piffl Medien

In Berlin u.a. von 08.09.2011-14.09.2011: im Cinema Paris / Hackesche Höfe Kino / Kino International / Yorck Kino

Regie: Corinna Belz
Kamera: Johann Feindt, Frank Kranstedt, Dieter Stürmer
Schnitt: Stephan Krumbiegel
Dauer: 97 min
gerhard-richter-painting.de


Julia Schmidt

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