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Tomás Saraceno - Cloud Cities

von Julia Schmidt (28.09.2011)


Tomás Saraceno - Cloud Cities

Als ob man vor dem Eingang zu einer futuristischen Märchenwelt stehen würde, so erscheinen die Biosphären Tomás Saracenos in der Ausstellung „Cloud Cities“ im Hamburger Bahnhof. Blasenartige und verwobene Gebilde eröffnen dem Betrachter ein fantastisches Schauspiel und locken mit fröhlichem Menschengelächter hineinzugehen, um diesen Raum zu erkunden. In der historischen Halle des Hamburger Bahnhofs sind ca. 20 Arbeiten des argentinischen Künstlers als raumfüllende Installation zu sehen. Sie verkörpern die Idee einer architektonischen Utopie – eines alternativen Lebensraums.

Größer werdende ballonartige Gebilde und Spinnennetz-ähnliche Strukturen geleiten den Besucher die Treppe hinunter in die Ausstellungshalle. Wie eine fremde Welt erscheint der große Raum, wild durchzogen von schwarzen Schnüren unterschiedlichster Stärke und Spannweite, welche die einzelnen Sphären auf deren Position fixieren und damit ein Labyrinth erschaffen. Die Sphären „schweben“ auf verschiedenen Punkten im Raum. Einige davon sind durchsichtige Ballons, andere sind netzartig und wieder andere sind Pflanzengebilde oder Mischformen aus all diesen Strukturen. Innerhalb des Raums scheinen sie nach Größe und Beschaffenheit willkürlich angeordnet, ergeben jedoch ein homogenes, in sich stimmiges Bild. Die Schwerpunkte der Ausstellung bilden zwei große begehbare „Blasen“. Die erste Blase „schwebt“, durch Fixierungen mit Seilen, frei im Raum und ist für die Besucher über eine Treppe zugänglich. Hier kann man die Ausstellung aus dem Inneren der Sphäre betrachten, das Gefühl von Schwerelosigkeit oder vom Fliegen nachempfinden oder einfach auf dem nachgiebigen, durchsichtigen Zwischenboden der Sphäre herumturnen. Das zweite Gebilde reicht fast bis zur Decke. Umspannt von einem Netz und behangen mit Pflanzensträngen erinnert es stark an ein Gewächshaus. Durch eine Tür betretbar, kann sich der Besucher unten in der Sphäre aufhalten, aber ebenfalls die Aussicht von einem Zwischenboden genießen.
Die Sphären sind zum Teil an wasserbefüllten Ballons auf dem Boden befestigt. Das sich darin sammelnde Kondenswasser unterstreicht die Wirkung der Installation als Biosphäre – erfüllt von Funktion und Leben. Darüber hinaus werden die eingearbeiteten Pflanzen in regelmäßigen Abständen durch integrierte winzige Anlagen mit Wasser besprüht.

Inspirationsquellen für diese Arbeiten war die Form und Leichtigkeit von Seifenblasen und die Stärke und Flexibilität von Spinnenweben. Ebenso stützte sich Tomás Saraceno auf eine Architekturvision Buckminster Fullers „Cloud Nine“: Eine große, frei schwebende Sphäre, die Lebensraum für tausende Bewohner bieten sollte. Mit „Cloud Cities“ entwickelte Saraceno eine dreidimensionale, interaktive Vision eines utopischen Lebensraums. Darin vereint er Kunst, Architektur, Ingenieurwissen, Natur- und Sozialwissenschaften. Der Begriff „Cloud City“ impliziert die Suche nach neuem Lebensraum für die moderne Gesellschaft, welcher sich nicht auf die Erde begrenzt, sondern diese Grenzen zu überschreiten sucht. Die Wolke ist etwas nicht greifbares, aber stets zum Träumen und Denken Anregendes – etwas, das der Mensch stets instinktiv zu erreichen versucht. Das System der einzelnen Wolken bildet einen zusammenhängenden Kosmos, der gleichzeitig ein physische und psychische Bedeutung hat. Die Interaktion zwischen den Sphären ist genauso von Bedeutung wie die, zwischen Sphäre und Ausstellungsbesucher und jene zwischen den Besuchern innerhalb der Sphären. Somit erhält die Sphäre als Raum eine soziale Bedeutung.

Tomás Saraceno, 1973 in Tucuman, Argentinien geboren, studierte Kunst und Architektur an der Universität Buenos Aires und an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main. In seiner Arbeit untersucht und entwickelt er, oft in Form raumgreifender Installationen, Wohn- und Lebensraummodelle, die den Wandel der Gesellschaft und ihrer Umgebung nachempfinden und eine Plattform für neue Möglichkeiten der Interaktion kreieren.

„Cloud Cities“ ist eine lohnende Erfahrung von hohem ästhetischen Anspruch und einem durchdachten Konzept. Ob nun die Installation als Lebensraum utopisch oder zukunftsweisend ist, so zeigt sie, dass die Zerstörung der Umwelt im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung es notwendig macht, über alternative Lebensräume nachzudenken. Die Installation erweitert die Vorstellungskraft und verleitet zum Träumen und Erleben einer persönlichen Zukunftsvision fern von architektonischen Einschränkungen und realen Hindernissen.

Abbildungen:
- Tomás Saraceno Observatory/Air-Port-City Hayward Gallery,London, 2008. Gesamthöhe: 9,6 m Courtesy: The artist and Andersen´s Contemporary,Tanya Bonakdar Gallery, pinksummer contemporary art. Foto: Courtesy Tomás Saraceno
- Tomás Saraceno Cloud Cities, 2011 Installationsansicht Hamburger Bahnhof Foto: Tomás Saraceno
- Tomás Saraceno Cloud Cities, 2011 Installationsansicht Hamburger Bahnhof Foto: Tomás Saraceno

Tomás Saraceno. Cloud Cities
Ausstellungsdauer:15.09. 2011 - 15.01.2012
Öffnungszeiten: Di -Fr 10-18 Uhr, Sa 11 – 20 Uhr, So 11 – 18 Uhr
Hamburger Bahnhof
Invalidenstr. 50–51
10557 Berlin
hamburgerbahnhof.de

Julia Schmidt

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Titel zum Thema Tomás Saraceno:

Tomás Saraceno - Cloud Cities
Als ob man vor dem Eingang zu einer futuristischen Märchenwelt stehen würde, so erscheinen die Biosphären Tomás Saracenos in der Ausstellung „Cloud Cities“ im Hamburger Bahnhof.

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