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Spurensuche - Tina Bara und Alba d’Urbano im Haus am Kleistpark

von Teresa Reichert (25.10.2011)


Spurensuche - Tina Bara und Alba d’Urbano im Haus am Kleistpark

Covergirl: Wespen-Akte (2007 - 2011), Raumansicht

Ausstellungsbesprechung

Nur durch Zufall entdeckte die Künstlerin Tina Bara ein Foto ihrer selbst, nackt am Strand sitzend, die Augen durch einen schwarzen Balken verdeckt, auf dem Cover eines Ausstellungskatalogs in 2007. Das Bild, 25 Jahre zuvor aufgenommen, kam über mehrere Umwege zuerst in die Hände der Stasi, dann in die Kunstwelt und schließlich zu Bara zurück. Die Rekonstruktion persönlicher und kollektiver Geschichtsentstehung und die Rolle der Fotografie darin sind Konzepte, die sich durch die Ausstellung des Künstlerinnenduos Bara und d’Urbano ziehen.

Tina Bara wird 1962 in der DDR geboren. Sie ist politisch aktiv und verlässt die DDR kurz vor dem Fall der Mauer. Alba d’Urbano, Jahrgang 1955 aus Italien, lernt Bara als Kollegin an der Kunsthochschule Leipzig kennen. Seit 2000 arbeiten die Künstlerinnen zusammen, ihre gemeinsamen Projekte gehen auf ihr Interesse an gesellschaftskritischen Themen sowie ästhetischen Vorlieben zurück. Der menschliche, vor allem weibliche Körper und performative Elemente sind wichtige Bestandteile der Arbeiten.


In der Ausstellung im Haus am Kleistpark sind Fotos, Videos und Zeichnungen der beiden Künstlerinnen zu sehen. Viele der Arbeiten sind Serien, die, unter einem Haupttitel zusammengefasst, aus mehreren Elementen bestehen. Die Werkreihe „Cover Girl: Wespen-Akte“ (2007 – 2011) besteht aus alten wie neuen Fotografien, Zeichnungen und Dokumentarfilmen. Diese Arbeit hat als Ausgangspunkt jenes an die Öffentlichkeit geratene Nacktfoto, welches während eines Treffens der oppositionellen linken Vereinigung „Frauen für den Frieden“ entstand, in der Bara Mitglied war. Die Fotos, von den Frauen selber aufgenommen, gerieten nach einer Hausdurchsuchung in die Hände der Stasi, und in eine Akte mit dem Decknamen „Wespe“. Nachdem sie die Bilder zufällig Jahre später in einem Katalog der spanischen Künstlerin Dora Garcia sah, begab sich Bara, gemeinsam mit Alba d’Urbano, auf eine Spurensuche in die Vergangenheit. Die Frauen von damals wurden aufgesucht, interviewt und erneut fotografiert – diesmal angezogen und von hinten, im Wasser stehend, in die Ferne blickend. In der Ausstellung werden die neuen Fotos gemeinsam mit den alten schwarz-weiß Aufnahmen sowie Dokumentarbildern von Fotoarchiven und Ausstellungsansichten zu einer 65-teiligen Fotografieinstallation kombiniert. In dem Werk geht es um Urheberrecht, um Meinungsfreiheit sowie um den Wahrheitsgehalt von Fotografien als historische Dokumente. Die Fülle an gezeigtem Material ist schier erschlagend. Dies trägt dazu bei, dass der Besucher die vielen Verzweigungen der Recherche der Künstlerinnen nachvollziehen kann, jedoch würde etwas weniger Material mehr Raum für eigene Interpretationen lassen.

Covergirl Wespen-Akte (2007 - 2011)

Die Künstlerinnen agieren meist selber als Protagonisten in ihren Arbeiten. So auch in „Seated Model“ (2006), wo Alba d’Urbano nach einem Beinbruch im Rollstuhl abgebildet ist, oder in der Serie „Bellissima“ (2006-2009), welche aus Fotografien und Videos besteht und Mutter-Tochter Beziehungen behandelt. Teil der Arbeit ist ein Video in dem Bara und ihre Tochter im Kreis um den Springbrunnen am Strausberger Platz marschieren, im Hintergrund ein sich ständig wiederholender Sprechgesang: „Sag mir wo du stehst und welchen Weg du gehst“.

Seated Model (2006)

Die Digitalisierung der Bilder und die kräftigen, fast übertrieben grellen Farben, die in allen Werken der Ausstellung auffallend sind, kommen besonders in der Serie „Siegerehrungen” (2003) zur Geltung. Diese, aus zehn großformatigen Ganzkörperaufnahmen bestehenden Serie, zeigt ehemalige Schwimmerinnen der DDR in Nachahmung ihrer einstigen Siegerpose.

Insgesamt stellt die Ausstellung eine Momentaufnahme des Lebens der Künstlerinnen, geprägt von ihrer persönlichen Geschichte, dar. Trotz der Fülle des Gezeigten bekommt der Besucher natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Leben präsentiert. Die Künstlerinnen selbst bezeichnen ihr Werk als ein „kollektives Bildergedächtnis mit Sehnsuchtspotential“.


Foto: copyright Teresa Reichert

Tina Bara und Alba d’Urbano: „!Perla_Miseria!“
Haus am Kleistpark
Ausstellungsdauer: 21.10 – 27.11.2011
Öffnungszeiten: Di-So 10-19 Uhr, Eintritt frei
Grunewaldstr. 6/7
10832 Berlin
hausamkleistpark-berlin.de

Teresa Reichert

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Daten zu Tina Bara:


- Sammlung DZ Bank Frankfurt


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Spurensuche - Tina Bara und Alba d’Urbano im Haus am Kleistpark
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Nur durch Zufall entdeckte die Künstlerin Tina Bara ein Foto ihrer selbst, nackt am Strand sitzend, die Augen durch einen schwarzen Balken verdeckt, auf dem Cover eines Ausstellungskatalogs in 2007.

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