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Kunst am Bau im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin

von Teresa Reichert (20.12.2011)


Kunst am Bau im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin

Werner Huthmacher, Zuchtferkel

Ausstellungsbesprechung: Unser Ministerium soll schöner werden

Schweine, Wolken, Pflanzensamen, Lehmhügel und an Algen erinnernde Perforationen – die Themen der ausgewählten Arbeiten der Kunst am Bau Wettbewerbe im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz passen perfekt. Um die Gebäude und Außenhöfe des Bundesministeriums mit Kunst auszustatten, wurden verschiedene Wettbewerbe ausgeschrieben.

Der erste suchte 2009 nach einem Kunstwerk für den Gartenhof, der die verschiedenen Verwaltungsgebäude verbindet. Gewinner war Thorsten Goldbergs „Cumulus Berlin“ (2010), eine großformatige Skulptur einer stilisierten weißen Wolke, welche in 14 Metern Höhe einem aus Edelstahl gefertigten rechtwinkligen Gestell aufgesetzt ist. Dieser Wolkenbügel reagiert bereits bei leichtem Wind und bewegt so die Wolke durch den Innenhof. Trotz ihrer Größe wirkt die Installation unaufdringlich und versinnbildlicht durch ihren Schattenwurf die Wirkmechanismen des Klimas auf unsere Existenz

Im September 2010 wurden bei einem weiteren Wettbewerb vom Preisgericht, zu dem u.a. Dr. Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, sowie verschiedene Künstler und Architekten gehörten, fünf Künstler ausgewählt, um bestimmte Bereiche des Neubaus des Ministeriums durch ortspezifische Werke zu erweitern. Dabei suchte man zunächst nach einer künstlerischen Wandgestaltung für die Flurwände um den Konferenzbereich im Erdgeschoss. Hierfür standen 60.000 € zur Verfügung. Man entschied sich für Katharina Hinsbergs Arbeit „Perseiden“, welche direkt in die Struktur des Gebäudes eingreift. Lineare, an Algen oder sich im Wind bewegende Gräser erinnernde Zeichnungen auf Papier wurden an der Wand befestigt, um dann mit einer Bohrmaschine mit verschieden dicken Löchern, je nach Breite des gezeichneten Striches, in die Wand gebohrt zu werden. Zurück bleibt ein sehr subtiles und durchaus schönes Muster an Perforationen in der Wand, das erst beim genauen Hinschauen sichtbar wird.

Der zweite Teil dieses Wettbewerbes fokussierte sich für die Flurbereiche der vier oberen Stockwerke auf Fotokunst, um, so Abteilungsleiter Bernd-Udo Hahn, den Räumen des Gebäudes eine etwas andere künstlerische Gestaltung als die immer wiederkehrenden Van Gogh Poster zu gewähren. Die ausgewählten Arbeiten sind sehr verschieden und benutzen bzw. ergänzen den Ort mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Wirklich gelungen ist die großformatige Fotografie „Zuchtferkel“ von Werner Huthmacher. Hier setzt sich der Künstler unmittelbar mit der Architektur des Gebäudes auseinander, in dem er bspw. den Raum in seiner Arbeit fortsetzt. Für die Fotografie ließ der Huthmacher zwei Ferkel in jenem abgebildeten Teil des Gebäudes herumlaufen und dokumentierte sie fotografisch. Zu sehen sind auf der Arbeit letztendlich sogar drei Ferkel, eines wurde per Photohop den anderen beiden hinzugefügt. Das Thema Klonen kommt in den Kopf, das Einsperren, das Leben und die Zucht der Schweine; auch Salamibrötchen. Die Konnotationen sind vielfältig und spielerisch, der Bezug zur Ernährung und Landwirtschaft offensichtlich, dabei jedoch durch den ungewöhnlichen Einbezug der lebendigen Tiere in den Bürofluren humorvoll und originell.

Weniger ansprechend, obwohl vom Konzept her durchaus zu den Aufgaben des Ministeriums passend, sind Claudia Fährenkempers 21 rechteckige schwarz-weiß Fotografien. Jene zeigen Pflanzensamen, durch ein Mikroskop stark vergrößert, gruppiert in verschiedenen Kategorien von Gewürzpflanzen bis Heilpflanzen. Der sehr anspruchsvolle Entstehungsprozess der Arbeiten kommt durch ihren eher dekorativen Charakter nicht wirklich zum Ausdruck. Eben jene dekorative Qualität der Werke erinnert nun doch wieder an die berühmten Sonnenblumen-Poster.

Einer der Architekten des Neubaus bemängelte, dass eine Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Architekten nicht von Anfang an bestand, sondern die Kunst erst nachträglich dem sehr durchdachten Gebäude hinzugefügt wurde. In der Tat ist der Neubau mit seinen geschwungenen Fluren, welche die äußeren Schwingungen des Gebäudes im Inneren fortsetzen, dem offenen Atrium, das die Etagen miteinander verbindet und durch das Glasdach sehr hell ist, sowie seinen Wänden aus Lehm architektonisch gelungen. Ein Dialog mit den Künstlern von Beginn an hätte sicher ein weiteres Synergiepotenzial für beide Seiten offengelegt. Stattdessen werden viele der Werke von der Architektur in den Hintergrund gedrängt oder zum Beiwerk degradiert.

Die Ausstellungsorte - die architektonisch interessanten Flurbereiche sowie der Eingangsbereich - wurden wegen ihres öffentlich Zugangs ausgewählt. In den im Vergleich kargen Büro- und Konferenzräumen hätten die Kunstwerke wohl eher eine Chance auf Entfaltung und Eigenständigkeit bekommen. Der private und geschützte Charakter jener Räume stellt dann jedoch den Aufwand und die Art der Durchführung eines solchen Wettbewerbes in Frage. Auch so ist das Gebäude jedoch nur unter vorheriger Anmeldung, unter Führung und als Gruppe möglich.

Fotos: Teresa Reichert

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Französische Straße 1
10117 Berlin
Besuch des Gebäudes nur nach Anmeldung


Teresa Reichert

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Titel zum Thema Bundesministerium:

Kunst am Bau im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin
Ausstellungsbesprechung: Unser Ministerium soll schöner werden
Schweine, Wolken, Pflanzensamen, Lehmhügel und an Algen erinnernde Perforationen – die Themen ...

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