Anzeige
Boris Lurie

logo art-in-berlin.de
Berlin Daily 25.04.2024
Künstlerinnengespräch

19 Uhr: moderiert von Helen Adkins imRahmen der Ausstellung "approaching world" mit Arbeiten von Birgit Cauer, Nathalia Favaro, Kati Gausmann, Juliane Laitzsch und Muriel Valat-B. Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten | Turmstr. 75 | 10551 B

Mythen, Fakten und Fiktionen - Wael Shawky im KW Institute for Contemporary Art

von Luzie Sieckenius (28.08.2012)


Mythen, Fakten und Fiktionen - Wael Shawky im KW Institute for Contemporary Art

Eine Gruppe ägyptischer Kinder, als Erwachsene verkleidet, sitzen in dämmrigem Licht dicht beieinander. Es herrscht eine mystische, fast bedrohliche Stimmung. Leise Worte eines Schamanen durchdringen den Raum - er verspricht Heilung von allen Krankheiten sowie die Aufdeckung kostbarer archäologischer Schätze, die sich tief unter der Erde der Stadt Abydos verbergen. Sogleich beginnen die Anwesenden nach den Spuren des kulturellen Erbes zu graben.
Diese Geschichte wird von dem ägyptischen Künstler Wael Shawky in einer 21-minütigen Videoinstallation (“Al Araba Al Madfuna”, 2012) in schwarz-weiß Bildern erzählt. Die monumentale Videoleinwand ist umgeben von einer schaurigen Kulisse aus Sand und Steinen. Sie zieht den Besucher unmittelbar in das Geschehen hinein.

Der 1971 in Alexandria geborene Künstler und diesjähriger documenta-Teilnehmer Wael Shawky ist Träger des Kunstpreises der Schering Stiftung 2011 und zeigt seine Arbeiten anlässlich des Preises aktuell im KW Institute for Contemporary Art. In der damaligen Jurybegründung hieß es: "Wael Shawky beeindruckt in der konsequenten Entwicklung seines filmischen Werks durch eine außergewöhnliche Präzision: Seine Re-Performances historischer und politischer Ereignisse eröffnen ungewöhnliche Perspektiven, die weit über die Reflektion ägyptischer Gesellschaftsstrukturen hinausgehen. Technisch und handwerklich brillant schafft er Bilder von einer unmittelbaren Überzeugungskraft."
Shawkys Werk ist stark geprägt von mythologischen Erzählungen und historischen Ereignissen, die er mit seinen persönlichen Erlebnissen verknüpft und in seine künstlerische Bildsprache übersetzt.

Klar beeinflusst von den politischen Umwälzungen in seiner Heimat reinszeniert Shawky in seiner Videoarbeit “Cabaret Crusades: The Path To Cairo” (2012) die Kreuzzüge der Christen in Jerusalem. Rauchschwaden und Flammen drängen sich in das zerstörte Bild der Stadt. Menschen werden von eigens für den Film entworfenen, expressiv bemalt und kostümierten Marionetten dargestellt und ersetzen wirkungsvoll die Schauspieler. Die traditionell anmutenden Holzpuppen stehen im starken Kontrast zu den aufwändigen Kulissen und Spezialeffekten in Shawkys Videos. Er nimmt sie aus ihrer Umgebung, setzt sie in einen anderen Kontext und ruft dadurch eine eindrucksvolle Verfremdung hervor. Auch verknüpft er hier Fiktion mit Politik: schon immer in der ägyptischen Volkskunst haftete es Marionetten an, bekannte Staatsmänner zu karikieren und zu kritisieren. Die 27 verwendeten Puppen sind in der Ausstellung in einer langen Vitrine aufgereiht und werden mit atmosphärisch-düsterer Musik und Dunkelheit untermalt.

Die 4-Kanal-Projektion “Darb Al Arba’in” (2006) zeigt simultan zwei Geschichten, von denen der Betrachter wiederum durch riesige Videoleinwände unmittelbar umgeben ist. Ein Nomade geht mit einem Wasserbüffel den traditionsreichen “Weg der 40 Tage”, der zu Zeiten des ägyptischen Sklavenhandels eine wichtige Route darstellte, ziehen verschiedene Landschaften an ihm vorüber. Er stößt schließlich in der Wüste auf ein Wasserrad - gleichzeitig beginnt eine Gruppe ägyptischer Kinder ihren Unterschlupf zu verlassen und Häuser aus Lehmsteinen zu errichten. Shawky thematisiert hier autarke Gemeinschaften und deren Veränderung in den gegenwärtigen politischen Verhältnissen. Landwirtschaftliche Strukturen auf der einen und dürre Wüsten auf der anderen Seite.

Die rätselhaften Filme und Erzählungen, ineinander verwoben und undurchsichtig, kommen traditionell und trotzdem hochaktuell daher. Überall schwebt etwas Schicksalhaftes und zugleich Absurdes über die Leinwand. Wael Shawky begreift politische und historische Ereignisse neu und öffnet auf subtile Weise ungewohnte Blickwinkel.

Wael Shawky. Al Araba Al Madfuna
Kunstpreis der Schering Stiftung 2011

26.08 - 21.10.2012
KW Institute for Contemporary Art
Auguststraße 69
10117 Berlin
kw-berlin.de

Luzie Sieckenius

weitere Artikel von Luzie Sieckenius

Newsletter bestellen

Daten zu Wael Shawky:


- Anren Biennale 2017
- Art Basel 2013
- Art Basel 2016
- artbasel2021
- artbasel2021
- artbasel2021
- Biennale of Sydney 2014
- Biennale Venedig 2024 Pav
- Bucharest Biennale 5, 2012
- Canadian Biennial 2017
- documenta 13 2012
- Frieze LA 2019
- Frieze LA 2019
- Frieze LA 2019
- Frieze London 2016
- Frieze London 2022
- Frieze London 2022
- Galleries ART DUBAI CONTEMPORARY 2015
- Gangwon International Biennale 2018
- Gwangju Biennale 2012
- Heidelberger Kunstverein 2015
- Istanbul Biennale 2011
- Istanbul Biennial, 2005
- Kunstverein Wiesbaden 2016
- MACBA COLLECTION
- Manifesta 10 2014
- Marrakech Biennale, 2010
- MoMA Collection
- Momentum 9
- Sfeir-Semler - Galerie
- Shanghai Biennale 2012
- Sharjah Biennial 11 2013
- Sharjah Biennial 2019
- Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Wien
- Yokohama Triennale 2017


top

Titel zum Thema Wael Shawky:

Mythen, Fakten und Fiktionen - Wael Shawky im KW Institute for Contemporary Art
Ausstellungsbesprechung: Eine Gruppe ägyptischer Kinder, als Erwachsene verkleidet, sitzen in dämmrigem Licht dicht beieinander. Es herrscht eine mystische, fast bedrohliche Stimmung.

top

zur Startseite

Anzeige
Responsive image

Anzeige
SPREEPARK ARTSPACE

Anzeige
Alles zur KI Bildgenese

Anzeige
artspring berlin 2024

Anzeige
Magdeburg unverschämt REBELLISCH

Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Galerie im Saalbau




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Akademie der Künste / Hanseatenweg




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Haus am Lützowplatz / Studiogalerie




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
GEDOK-Berlin e.V.




© 1999 - 2023, art-in-berlin.de Kunstagentur Thomessen Hartlieb-Kühn GbR.