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After Year Zero. Geografien der Kollaboration seit 1945.

von Barbara Borek (24.09.2013)
vorher Abb. After Year Zero. Geografien der Kollaboration seit 1945.

Sonderbriefmarke zur Bandung-Konferenz 1955

Die Neuordnung der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg war kein glatter Schnitt in der Geschichte, die sogenannte "Stunde null" ist lediglich ein symbolischer Bezugspunkt. Das Projekt After Year Zero im Haus der Kulturen der Welt fragt nun nach der Verschränkung der europäischen und afrikanischen Geschichte, sucht künstlerische Antworten.

Der Fokus liegt auf dem Prozess der Dekolonisierung, der Suche nach Wegen aus der historischen in die moderne Gesellschaft. Es ist die Suche nach Identität, die geprägt ist durch die Kolonialmächte, ideologische Muster und Konfrontationen. Es ist die Suche nach den Kollaborationen seit 1945, ein Begriff, der im Deutschen irritiert, negativ besetzt ist, aus dem Englischen jedoch auch mit Zusammenarbeit übersetzt wird.

Yervant Gianikian & Angela Ricci Lucchi, Italienischer MG-Schütze auf dem Spähpanzer. Flughafen von Gura. Ostafrika 1936, Detail aus Imperium, 2013, mixed media installation, Courtesy the artists

Das Projekt After Year Zero basiert auf einer Reihe von Workshops, die 2012 in Algier, Dakar, Paris und Johannesburg unter dem Titel MATTERS OF COLLABORATION in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Brüssel stattfanden. In Berlin zeigt das Team um die Kuratoren Anselm Franke und Annett Busch nun im Haus der Kulturen der Welt fünf künstlerische Positionen, die Strukturen und Bedingungen thematisieren, die der Beziehung zu Afrika implizit eingeschrieben sind. Die Ausstellung bewegt sich auf zwei Ebenen, erkundet den Weg aus der Vergangenheit in die Gegenwart: Neben ihren autonomen, vorwiegend in diesem Jahr entstandenen Werken gestalten die teilnehmenden Künstler auch Vitrinen, in denen historische Dokumente und Objekte präsentiert werden.

Die Filmemacherin Jihan El-Tahri stellte für die Ausstellung seltene Archivmaterialien und ausführliche Interviews aus Ära der Dekolonisierung zusammen, beleuchtet die historische und aktuelle Rolle Ägyptens am Beispiel des Suezkanals. Die Entscheidung zur Verstaatlichung schob Ägypten in das Zentrum des Kalten Krieges, der sogenannte Suezkrieg geriet zu einer Weltkrise.

Installationsansicht John Akomfrah, The Unfinished Conversation, 2012, © Jakob Hoff/Haus der Kulturen der Welt

John Akomfrah, vielfach ausgezeichneter Filmemacher und Gründungsmitglied des Black Audio Film Collectives, untersucht in THE UNFINISHED CONVERSATION (2012) das Verhältnis zwischen der Sprache der Befreiungsbewegungen Afrikas und politischen Realitäten in den ehemaligen Kolonien, stellt das visionäre Denken des Theoretikers Stuart Hall zu einer post-rassistischen Gesellschaft vor.

Zentraler Bezugspunkt der Positionen ist die erste Afro-Asiatische Konferenz 1955 im indonesischen Bandung, auf der Abgesandte aus 29 Staaten ein Modell der Kollaboration entwarfen und somit einen Meilenstein in der Geschichte der Dekolonisierung setzten. Das Londoner Künstlerkollektiv The Otolith Group, ins Leben gerufen von der Sozialanthropologin Anjalika Sagar und dem Autor Kodwo Eshun, reflektiert in seiner filmischen Arbeit die panafrikanische Erwartungen in Ghana nach der Unabhängigkeit von Großbritannien 1957.

The Otolith Group, In the Year of the Quiet Sun, 2013 (film still), Courtesy and copyright The Otolith Group

Auch die Rolle Italiens wird künstlerisch bearbeitet. Die Mailänder Yervant Gianikian & Angela Ricci Lucchi recherchierten jahrelang zum italienischen Faschismus in Äthiopien und Eritrea und durchleuchten in ihrer vier-Kanal-Video-Installation die Psychologie des "faschistischen Menschen". Ebenfalls nach Italien schaut Kader Attia, französisch-afrikanischer Künstler und erst kürzlich in den KW-Institute for Contemporary Art mit einer Einzelausstellung vertreten. Er widmet sich in seiner Installation aus einer doppelten Diaprojektion mit zwei mal 80 Farbaufnahmen der Verschränkung von Kolonialgeschichte und christlicher Mission am Beispiel der Sammlung afrikanischer Kunst- und Kultobjekte im Vatikan. Eine Sammlung, die im Verborgenen bleibt und unter Verschluss gehalten wird – auch im Jahre 2013.

Eine Konferenz im Oktober und November wird sich mit den Rahmenbedingungen globaler Ordnungen auseinandersetzen. Zum Projekt erscheint eine Online-Publikation mit Beiträgen von Autoren, Künstlern und Wissenschaftlern.

After Year Zero
Geografien der Kollaboration seit 1945
19.9. bis 24.11.2013
Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dullas-Allee 10
10557 Berlin
Mo-So 10-19 Uhr
hkw.de

Barbara Borek

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