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Brasília – Von der Utopie zur Hauptstadt

von Barbara Borek (18.12.2013)
vorher Abb. Brasília – Von der Utopie zur Hauptstadt

Marcel Gautherot, Bau des Boulevards vor den Ministerien, 1958, © Institut Moreira Sales – Brasilien

Bereits in sieben Ländern wurde die einzigartige Geschichte der brasilianischen Metropole gezeigt, nun ist die Ausstellung in Berlin angekommen. In der Brasilianischen Botschaft führen Pläne und Skizzen, Manuskripte, Objekte und vor allem eine große Fülle von Fotografien auf die Hochebene der Cerrado-Savanne und in die Ästhetik eines real gewordenen Stadt- und Architekturtraumes.

Am 21. April 1960 wurde Brasília eingeweiht. Heute, nach fast 54 Jahren, ist sie siebtgrößte Stadt des Landes mit einer Bevölkerung von 2,7 Millionen - und all ihren Problemen und Wünschen: Erhaltung des städtebaulichen Gesamtensembles, das seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO ist, Berücksichtigung der aktuellen Erfordernisse der Bevölkerung, des Arbeitsmarktes und der Verkehrsplanung sowie die Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft im Juni 2014 und Olympischen Spiele 2016.

Mário Fontenelle, Kathedrale „Metropolitana“ in Brasilia, © Öffentliches Archiv im Bundesdistrikt, Brasilia

Fast 200 Exponate dokumentieren die Entstehung und Entwicklung der brasilianischen Hauptstadt innerhalb von nur vier Jahren. Die Kuratorin Danielle Athayde lebt seit ihrem 10. Lebensjahr in Brasília, ihre Schau war bereits in Spanien, Portugal, Argentinien, Chile, Indien und Frankreich zu sehen. Athayde gliederte die Ausstellung in acht thematische Blöcke und ermöglicht so einen konzentrierten Blick in die besondere Stadtsituation. Ein Modell im Maßstab 1: 35000 zeigt den Zustand der Metropole Anfang 2010, der Entwurf nach dem Bebauungsplan des Architekten Lucio Costa (1902-1998) ist nach wie vor deutlich erkennbar. Wichtigstes Merkmal seines Konzeptes war und ist die Überschneidung zweier Hauptachsen, die im rechten Winkel aufeinander treffen wie bei einem Kreuz und so eine symmetrische Straßenstruktur schaffen.

Ein Zeitstrahl als Multimedia-Projektion begleitet die Besucher von den Anfängen der Planungen bis zur Übersiedlung der wichtigsten Regierungsorgane nach Fertigstellung der Baumaßnahmen Anfang 1960. Mitte des 18. Jahrhunderts, als portugiesische Kolonie, lag die damalige Hauptstadt Salvador an der Küste, ungeschützt vor Überfällen und Angriffen und für die Bewohner eine Quelle "sehnsuchtsvoller Blicke zum europäischen Kontinent". 1822 kam die Unabhängigkeit, doch es sollte noch mehr als hundert Jahre dauern, bis im September 1956 die Bauarbeiten begannen, koordiniert von Israel Pinheiro, einem engen Mitarbeiter des Präsidenten Juscelino Kubitschek und späteren ersten Bürgermeister des Bundesdistrikts.

Peter Scheier, Zufahrtsstraße nach Brasília, 1960, © Institut Moreira Sales, Brasilien

Es sind besonders die Fotografien, die in der Ausstellung dem gigantischen Projekt ein Gesicht geben. Der Deutsche Peter Scheier, Vertreter der sogenannten street photography, dokumentierte mit seinen Schwarz-Weiß-Bildern die Entwicklung der Utopie zur realen Stadt. Präsident Kubitschek hatte den Wunsch, dass nichts an der modernen Stadt Brasília an die koloniale Vergangenheit des Landes erinnern sollte. Er favorisierte die Monumentalbauten des renommierten Architekten Oskar Niemeyer (1907-2012). Dieser schuf u.a. mit der Kathedrale, dem Bau des Nationalkongresses und dem Platz der drei Gewalten Wahrzeichen einer modernen Nation, visualisierte mit seiner minimalistischen Formensprache und den avantgardistischen Konstruktionen einen Gegenentwurf zur bisherigen Wahrnehmung des Landes als überwiegend agrarisch geprägt.

Peter Scheiers Aufnahmen der Candangos, der Bauarbeiter (heute auch der Name der Bewohner Brasílias) führen die Betrachter mit einem ästhetischen und zutiefst menschlichen Blick in die Welt des Aufbaus der am Reißbrett geplanten Stadt, in die Welt der Menschen, die in Brasília arbeiteten, wohnten, zur Schule gingen – lebten. Auch die Fotografien des Deutsch-Brasilianers Jesco von Puttkamer, des Franzosen Marcel Gautherot und des Brasilianers Mário Fontenelle, die großformatigen Luftaufnahmen von Joao Facos und die Licht- und Raumkompositionen von Fabio Colombini zeigen das Brasilia der 1960er und der aktuellen Jahre.

Ergänzt wird die sehenswerte Ausstellung durch die große Sammlung von Izolete und Domicio Pereira. Ihre Objekte, Gemälde und Aufzeichnungen aus fünf Jahrzehnten brasilianischer Kultur illustrieren und dokumentieren den Weg einer Neuerschaffung der Nation durch den Bau Brasílias. Fortschritts- und Wachstumsideologie der 1950er Jahre treffen auf eine moderne Nation im dritten Jahrtausend. Leider sind die Beschriftungen in der Ausstellung nur in deutscher Sprache zu lesen, ein internationales Publikum ist ausgeschlossen. Der Ausstellungskatalog enthält dagegen Texte in der jeweiligen Landessprache – also in Berlin auf Deutsch – und auf Portugiesisch.

Brasília – Von der Utopie zur Hauptstadt
bis 16. Februar 2014

Brasilianische Botschaft in Berlin
Wallstraße 57
10179 Berlin
Mo-Fr 10-18 Uhr
Sa 11-18 Uhr
24.12. und 31.12. 10-13 Uhr
25., 26. und 31.12 geschlossen
www.brasilia50.info

Barbara Borek

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Titel zum Thema Brasilia:

Brasília – Von der Utopie zur Hauptstadt
Ausstellungsbesprechung: Bereits in sieben Ländern wurde die einzigartige Geschichte der brasilianischen Metropole gezeigt, nun ist die Ausstellung in Berlin angekommen.

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