Sonja Rentsch, Entwurf für "Raum im Raum im Raum", 2013, Sonja Rentsch
Ein Kubus ist ein Kubus ist ein Kubus? Nicht ganz: Der Kubus unserer Betrachtung weist zumindest zwei Besonderheiten auf: Mit weißer Seide bespannt dreht er sich unmerklich um sich selbst. Die Künstlerin Sonja Rentsch hat den Würfel geschaffen, der sich im Inneren eines größeren, begehbaren und indirekt beleuchteten Kubus befindet. Auch dieser ist weiß und seidenbespannt. Der Fokus des Betrachters richtet sich somit auf die Größenverhältnisse und Proportionen der beiden Raumformen. Deren Volumina werden so bewusster erfahrbar.
Bei dem „White Cube“ handelt es sich um die ortsspezifische Arbeit, die für das Studio der Deutschen Bank KunstHalle geschaffen wurde. Ein „Raum im Raum im Raum“ also – so der Titel der Arbeit. Sonja Rentsch, 1981 in Herdecke geboren, zählt zu den Preisträgern der Aktion „Macht Kunst“, zu der die Deutsche Bank im April 2013 aufgerufen hatte – mit ebenso überraschendem wie überwältigendem Erfolg.
Ziel der Aktion war es, den Kunstschaffenden – Hobbykreativen ebenso wie hauptberuflichen Künstlern - 24 Stunden lang die Gelegenheit zu bieten, ihre Werke in den leerstehenden Räumen der KunstHalle zu präsentieren. Bilder der Schlange stehenden Interessenten - unter dem Arm eine Skulptur oder eine Gemälde –, die geduldig auf Einlass warteten, gingen durch alle Medien.
Die Veranstalter reagierten auf so viel künstlerisches Ausdrucksstreben mit gleich zwei großen Ausstellungen: Einer Schau am 8./9. April in der KunstHalle folgte am 28./29. April eine Ausstellung in der Alten Münze mit mehr als 2.000 Kunstwerken, dicht über- und nebeneinander gehängt in der Manier der St. Petersburger Eremitage.
Eine Jury wählte aus den eingereichten Arbeiten sechs Künstler aus, die von Dezember an Einzelpräsentationen im Studio der KunstHalle erhalten werden. Die Wahlberlinerin Rentsch bildet nun den Auftakt. Die Themen ihrer Arbeit sind Interventionen in historisch vorbelasteten Räumen und Alltagsgegenstände, die die Künstlerin aus dem ursprünglichen Kontext löst, wobei die Nicht-Farbe Weiß stets eine zentrale Rolle spielt.
Sonja Rentsch, Geschirrtuch, 2011, Baumwoll-Leinen-Tuch, 70x50 cm, bestickt mit o.T., Keramikhaken, Copyright Sonja Rentsch
So betonte Rentsch eine Mauernische in Marseille, in der einst eine Sakralskulptur stand, indem sie diese mit weißem Gips ausstattete und damit an das historische Gedächtnis appellierte. Bei der „Macht Kunst“-Auktion machte sie übrigens mit der Einreichung eines simplen aufgehängten weißen Geschirrleinenhandtuchs (70 x 50 cm) auf sich aufmerksam…
Rentschs Raumarbeiten, so heißt es in der Begründung der Jury, könnten als Leerstellen fungieren, die den Betrachter dazu auffordern, sie mit eigenen Bildern und Gedanken zu füllen. Was also möchte uns der Raum im Raum im Raum sagen? Was Donald Judd und andere Minimalisten der 60er mit kubischen Raumelemente sagen wollten, ist bekannt und Kunstgeschichte. Was sagt uns ein Kubus fünfzig Jahre später? Und was gar ein Küchenhandtuch? An die Worte der Jury denkend, fragt man sich etwas ermüdet: Womit die Leerstelle füllen?
Deutsche Bank KunstHalle
Unter den Linden 13-15
10117 Berlin
Tel. +49(030)202093-0
deutsche-bank-kunsthalle.de
Titel zum Thema Sonja Rentsch:
"Raum im Raum im Raum" - Sonja Rentsch im Studio der KunstHalle Deutsche Bank
Ausstellungsbesprechung: Ein Kubus ist ein Kubus ist ein Kubus? Nicht ganz:...
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
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Galerie Parterre
Akademie der Künste
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