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Berlin Daily 03.10.2024
Tag der offenen Moschee

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Eine Kolumne im Ausstellungsraum. Susanne Schirdewahn – Darf ich Sie zeichnen?

von Theresa Hartherz (13.05.2014)
vorher Abb. Eine Kolumne im Ausstellungsraum. Susanne Schirdewahn – Darf ich Sie zeichnen?


Susanne Schirdewahn, Konstantin Schneider, 2011, Acryl und Bleistift auf Papier, 29,7 x 21 cm

Für eine Kolumne in der Berliner Zeitung griff die Künstlerin Susanne Schirdewahn (*1970) in zweijähriger Arbeit zu Pinsel und Aufnahmegerät, um die Malerei und das Interview in einen Dialog zu setzen. Seit Freitag, dem 9. Mai, hängen die 43 Interviews nun gemeinsam mit den dazugehörigen Portraits in der Ausstellung „Susanne Schirdewahn – Darf ich Sie zeichnen?“ in der Studiogalerie im Haus am Lützowplatz.

Marc Wellmann, der künstlerische Leiter des Hauses am Lützowplatz, inszenierte passend zum Ausstellungsthema, am Eröffnungsabend eine Interviewsituation mit der Künstlerin. Schirdewahn wandte sich, so geht es aus dem Gespräch hervor, gegen eine klare Trennung zwischen den künstlerischen Ausdrucksweisen. Dies bildet den grundlegenden Gedanken für ihre Arbeiten. Nun ist die Debatte um die Auflockerung oder Verwischung der Grenzen zwischen den verschiedenen Kunstformen selbstredend keine Neue. Schirdewahn überträgt diese jedoch direkt auf die Interviewsituation, die sie um eine malerische Komponente erweitert.

Die gebürtige Berlinerin wählte für ihre Kolumne verschiedene, aus der Berliner Kulturlandschaft bekannte Personen aus und führte mit diesen ein- bis zweistündige Interviews über Leben, Kunst, Kultur und deren Bedeutung und Entwicklung. Während der jeweiligen Gespräche fertigte die Künstlerin Porträts ihres Gegenübers an. Im Vorfeld eines Interviews sei es der Künstlerin besonders wichtig, sich intensiv auf den jeweiligen Menschen vorzubereiten. Sogar sämtliche Bücher und Artikel desselben lese sie, dabei könne man sich wunderbar weiterbilden. Auf diese Weise versucht Schirdewahn das Bild, das von der Öffentlichkeit auf ihre Interviewpartner gerichtet ist, zu erfassen und es während des Gesprächs um ihre persönliche Einschätzung zu ergänzen. Mit einer Vorzeichnung, die sie auf der Basis von Fotografien aus Internetrecherchen anfertigt, macht sie sich dann ans Werk, wählt Farbe – und manchmal auch Glitzer – passend zur Stimmung aus. Mit einem Blick in die Runde ihrer Bilder bemerkt Schirdewahn fast überrascht, dass eine zusammenhängende Geschichte entstanden sei. „Familienroman“, so nennt sie die Schau der Porträts spontan. Und so ad hoc dieser Begriff fällt, so sinnig erscheint er. Bilden sich doch schon formal Kapitel heraus, die sich zum Beispiel durch ähnliche Farbgebung zu einem solchen zusammenschließen.

In den Räumen der Studiogalerie ist er nun also zu sehen, Schirdewahns „Familienroman“. Dicht nebeneinander gehängt präsentieren sich die kleinformatigen Porträts in chronologischer Abfolge bunt an weißen Wänden. Darunter befinden sich die Interviews. So blicken dem Besucher unter anderem Peter Funken, Rosa von der Schulenburg, Charly Hübner, Monika Schwan, Sven Regener und Marc Wellmann, der als einziger zu zwei Sitzungen erscheinen musste, weil sich der Portraitierte auf dem Bild nicht ausreichend wiedererkannte, entgegen.

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Susanne Schirdewahn, Nicole Hackert, 2011, Acryl und Bleistift auf Papier, 29,7 x 21 cm

Es sei gewissermaßen eine impressionistische Darstellungsweise, die sie gewählt habe, so die Künstlerin. Ein Festhalten, eine Darstellung des Moments. Und doch sucht der Betrachter vergeblich nach der roten Schnupfennase Jakob Heins, die, wie aus dem Interview mit ihm hervorgeht, durch die Künstlerin retuschiert wurde. Das Konzept ist nicht bis ins Letzte durchgehalten, die Momentaufnahme präpariert. Und so erscheint die Erfahrbarkeit der Verkopplung von Interview und Malerei letztlich als etwas, was einzig den Interviewteilnehmern vorbehalten ist. Das angestrebte Miteinander von Text und Bild bleibt ein Untereinander. Stumm hängen sie da, jeder für sich und finden doch nicht recht zusammen, die Malerei und das Interview.

Schirdewahns Arbeit braucht das Medium Zeitung, gewissermaßen als Bindemittel, um zu wirken. Ein Besuch der Ausstellung, die noch bis zum 8. Juni zu sehen ist, lohnt sich dennoch, weil die klugen Fragen und Antworten der Gesprächsteilnehmer, die in der Berliner Zeitung nur auszugsweise erscheinen konnten, hier in ihrer Gänze zu lesen sind.

Ausstellungsdauer: bis 8.6.2014

Haus am Lützowplatz / Studiogalerie
Fördererkreis Kulturzentrum Berlin e.V.
Lützowplatz 9
10785 Berlin
Tel.: +49 30 261 38 05
hal-berlin.de

Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 11.00 - 18.00 Uhr

Theresa Hartherz

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