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Versunken im Ich-Gestein - Gerhard Altenbourg im Kupferstichkabinett

von Inge Pett (26.03.2015)
vorher Abb. Versunken im Ich-Gestein - Gerhard Altenbourg im Kupferstichkabinett

Gerhard Altenbourg, Fern das Gebirge, 1952, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Jörg P. Anders © Stiftung Gerhard Altenbourg, Altenburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich“, bilanzierte im Jahr 1953 der Dichter Gottfried Benn. Im doppelten Sinne inspirierte diese schwermütige Zeile den Graphiker und Zeichner Gerhard Altenbourg. Wie in dem Selbstporträt „Ecce Homo“ (1950) – einer monumentalen, nahezu drei Meter hohen Kreidezeichnung - zeichnete der 1989 verstorbene Künstler das Ich mit allen seinen Verletzungen, Hoffnungen und Enttäuschungen. „Versunken im Ich-Gestein“ - so ein weiteres Werk aus dem Jahr 1971.

„Das gezeichnete Ich“ lautet konsequenterweise auch der Titel einer von Anita Beloubek-Hammer kuratierten Ausstellung, die bis zum 7. Juni im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen ist. Anlass ist die über 100 Exponate umfassende Neuerwerbung der Sammlung von Solgärd und Rolf Walter aus Stockholm.


Gerhard Altenbourg, Flottenversteck, 1955, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, vormals Sammlung Walter, Stockholm; seit 2014 Dauerleihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung, Foto: Jan-Erik Johansson © Stiftung Gerhard Altenbourg, Altenburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Die 30 Aquarelle bzw. Zeichnungen, mehr als 70 Einzelgraphiken sowie vier Künstlerbücher bzw. Mappen u.a. entstammen vor allem dem Frühwerk Altenbourgs und ergänzen damit hervorragend die kleine feine Sammlung des Hauses, deren Schwerpunkt auf dem Spätwerk liegt. So entsteht ein Panorama von 40 Jahren (1948-1988), das einen Einblick in die Entwicklung des introvertierten zeichnerischen Poeten bildet. „Eine wunderbare, fundamendale Bereicherung“ würdigt Beloubek-Hammer den Neuzugang aus Schweden.
Das Leben Altenbourgs, der 1926 in Thüringen geboren wurde, war geprägt von der deutsch-deutschen Teilung. Er verweigerte sich dem System der DDR und zog sich in sich selbst zurück. In der Einsamkeit könne man besser zu sich finden, auf die eigene Stimme hören, erklärte er.

An der Hochschule für Bildende Künste in Weimar, wo Altenbourg seine künstlerische Laufbahn begann, wurde der sensible Querdenker 1950 exmatrikuliert. Die Begründung: „fachliches und gesellschaftliches Außenseitertum“. Seltene Blätter aus der Akademiezeit offenbaren die eigenwillige Bilderwelt des Künstlers mit ihren seltsamen Gebilden – halb Mensch, halb Tier, skurrile, monströse Gestalten. Die sexuellen Konnotationen aber auch der Sarkasmus, wie er in der Arbeit „Stalins Geburtstag“ durchblitzte, in der Altenbourg den sowjetischen Machthaber persiflierte, wollten den Funktionären nicht schmecken.


Gerhard Altenbourg, Stalins Geburtstag, 1950, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, vormals Sammlung Walter, Stockholm; seit 2014 Dauerleihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung, Foto: Jan-Erik Johansson © Stiftung Gerhard Altenbourg, Altenburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Für bundesdeutsche Sammler hingegen stellte der Künstler bereits seit 1952, als ihn die Westberliner Galerie Springer vertrat, eine feste Größe dar. Die Westberliner Akademie der Künste ernannte Altenbourg 1970 zu ihrem Mitglied – was ihm in Ostberlin erhebliche Probleme einbrachte. Doch eine Ausreise aus der DDR lehnte er kategorisch ab: Er war sicher, niemals irgendwo dazu zu gehören. Leider hatte er keine Chance, diese Haltung zu überprüfen und vielleicht zu revidieren. Denn auf tragischer Weise kam er nur wenige Monate nach Fall der Mauer bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Ausstellungsdauer: 20.03.2015 bis: 07.06.2015

Öffnungszeiten
So 11:00 - 18:00
Mo geschlossen
Di 10:00 - 18:00
Mi 10:00 - 18:00
Do 10:00 - 18:00
Fr 10:00 - 18:00
Sa 11:00 - 18:00

Kupferstichkabinett
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

Inge Pett

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Daten zu Gerhard Altenbourg:


- MoMA Collection
- Sammlung Deutsche Bank 2020
- Sammlung zeitgenoessische Kunst der BRD


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Titel zum Thema Gerhard Altenbourg:

Versunken im Ich-Gestein - Gerhard Altenbourg im Kupferstichkabinett
Ausstellungsbesprechung: Es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich“, bilanzierte im Jahr 1953 der Dichter Gottfried Benn.

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