Anzeige
Boris Lurie

logo art-in-berlin.de
Berlin Daily 19.04.2024
Performance von WILD ACCESS

21 Uhr: im Rahmen der Ausstellung »in mir draußen« mit Rike Scheffler | Nail Do?an Bärenzwinger | Im Köllnischen Park | Rungestr. 30 | 10179 Berlin

Eine Stadt sucht ihre Zukunft - Make City Das Festival für Architektur

von Inge Pett (23.06.2015)
vorher Abb. Eine Stadt sucht ihre Zukunft - Make City Das Festival für Architektur

Moritzpool: Eroberung des Kreisverkehrs
Moritzpool: a roundabout reclaimed
©ALAS

Make City Festival stellt Frage nach urbanen Ressourcen:
Stolze 99 Gemeinschaftsgärten gibt es in Berlin. Einige sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und in Reiseführern aufgeführt, wie etwa die Kreuzberger Prinzessinnengärten oder die Hochbeetanlage des Allmende Kontors auf dem Tempelhofer Feld. Bei anderen handelt es sich um verborgene Kleinode, gepflegt und liebgewonnen von den Anwohnern ihres Kiezes.

Diese oft nur temporär angelegten Gärten, entstanden auf innerstädtischen Brachflächen, stehen für einen neuen Zeitgeist. Für die Sehnsucht, sich in anonymen, betongepflasterten Metropolen ein Stück Natur zurückzuerobern, Beziehung zu den Nachbarn aufzubauen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und sozialem Status. Neben Blumen und Gemüse kann hier Gemeinschaft gedeihen. Großstädter werden wortwörtlich „geerdet“, können entschleunigen, durchatmen.

Die Gemeinschaftsgärten sind nur ein Beispiel dafür, dass die Berliner die Gestaltung ihrer Stadt nicht alleine den Politikern und Investoren überlassen. Klare Signale setzte letztes Jahr vor allem der Volksentscheid über die Zukunft des Tempelhofer Feldes: Die Bürger verhinderten damit erfolgreich die Bebauung des ehemaligen Flugplatzes.

Zeichnet sich hier ein Paradigmenwechsel ab? Wird aus dem Regelbrechen gar die Regel? Haben die Bürger ein neues Selbstbewusstsein entwickelt? Tatsächlich können Petitionen, soziale Medien sowie bewusste Störungen die Regeln einer Stadt brechen und die Nutzung urbaner Räume neu definieren. „Urban Open Source“, so das Schlagwort für die neuen Ausdrucksformen bürgerlicher Intervention.


Tafelgarten, Hamburger Bahnhof, Berlin
© Atelier Le Balto

Das Festival „Make City“, das noch bis zum 28. Juni andauert, stellt innovative Projekte vor und diskutiert die Zukunftsperspektiven der Städte. „Es ist ein Festival über das Entdecken und die Optimierung urbaner Ressourcen – sowohl räumlicher und materieller Art, als auch des zivilbürgerschaftlichen Engagements”, erklärt die Initiatorin, Francesca Ferguson. Über 100 Partner -Architekten, Designer, Agenturen, Planer, Bauunternehmer und Bürgerinitiativen - nehmen siebzehn Tage lang daran teil.


Bauhütte Südliche Friedrichstadt, Berlin
© Deadline

So hat am ehemaligen Blumenmarkt in Kreuzberg soeben die „Bauhütte“ eröffnet, ein Anlaufpunkt für die Baufeldentwicklung der Südlichen Friedrichstadt. „Ankommen im Kiez“ nennt die Baukoordinatorin Kathy Schroth das Motto: „Ängste abbauen, Freude aufbauen, auf das, was kommt.“ Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat Sanierungsmittel beigesteuert. Für die Anwohner und Planer, Bauherren und Gebietsvertreter, Gewerbetreibende und neue Nachbarn ist die Bauhütte nun eine Anlaufstelle, um sich zu vernetzen. Ein Ausverkauf von Immobilien zu Gunsten der Meistbietenden wird kategorisch abgelehnt, stattdessen auf den Dialog aller Interessengruppen gesetzt. Man lässt sich bewusst Zeit für wohlüberlegte Entscheidungen. Berlin hat mit diesem Projekt die Chance, den Städtebau zu fördern, ohne einen bestehenden Kiez zu überrollen.

Bürger und Politiker – kein Gegen-, sondern ein Miteinander. Der Architekt Christian Schöningh ist überzeugt, dass Stadtplanung nicht ohne politische Willensbildung funktioniert. „Politiker brauchen Korrektive. Für mich ist es wichtig, dass all diese so genannten Entwicklungen als ernstzunehmende Alternativen für Stadtplanung akzeptiert werden.“

Die Ausstellung „Actors of Urban Change“ im Collaboratorium Aufbau Haus stellt die Berliner Entwicklungen in einen internationalen Zusammenhang. In Athen etwa habe die Finanzkrise eine dynamische Bewegung der griechischen Bürger angestoßen, erklärt Amalia Zepou, stellvertretende Bürgermeisterin von Athen. Auf der Plattform SynAthena können sich die Athener Projekte für Stadtentwicklung präsentieren und vernetzen.

„Viele Menschen in Athen kümmern sich um ihre Nachbarschaften und verwenden Zeit darauf, das Alltagsleben für alle einfacher zu machen“, so Zepou. „Die Leute reden nicht, sie handeln. Das steht für eine neue Art zivilgesellschaftlicher Verantwortung, die mit Parteipolitik nichts zu tun hat und die direkte Ergebnisse mit sich bringt.“


Italienisches Kulturinstitut: La Città
Aperta – Città del Sole in Rom / Rome
© Fernando Guerra for Labics

Auch diverse europäische Kulturinstitute, darunter das Instituto Italiano, beteiligen sich an dem Make City Festival und rücken ihr jeweiliges Land in den Fokus. Die Frage der Auswirkungen von globalen Megatrends wie Klimawandel, ökonomischer Strukturwandel und Digitalisierung auf zukünftige urbane Herausforderungen und Innovationen stellt Chris Luebkeman auf einem Studio Talk von dem internationalen Planungs- und Beratungsbüro Arup. „Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Veränderungen für eine urbane Kreislaufwirtschaft vorstellbar und notwendig sind“, so der Direktor für Globales Vorausschauen und Innovation bei Arup.

Während Arup die ganz großen Fragen angeht, finden überall in Berlin kleine spezialisierte Veranstaltungen wie Bienen- oder Holzseminare statt und diverse Themen wie die Kinderfreundlichkeit der Städte oder die Einrichtung eines Flussschwimmbades werden diskutiert. Auch neue Prototypen für Wohnen und Arbeiten präsentieren sich im Rahmen des Festivals. So das Kreuzberger Baugruppenprojekt von Jesko Fezer/ Heide & von Beckerath, das kostengünstiges Wohnen ermöglicht und neben privatem Wohnraum gemeinsam genutzte Bereiche bietet. Überhaupt tut sich viel auf dem Co-Housing-Sektor: So gibt es inzwischen Generationenhäuser und Seniorenheime für Homosexuelle.

Drei Wochen lang zeigt sich Berlin als das urbane Laboratorium, das es auch außerhalb des Festivals ist: alternativ, zukunftsweisend, interdisziplinär, international, und zugleich erfrischend lokal.

Make City
Das Festival für Architektur
und Andersmachen
11.-28. Juni 2015
www.makecity.berlin

Inge Pett

weitere Artikel von Inge Pett

Newsletter bestellen




top

Titel zum Thema Make City:

Design, das vorausschaut. Studio Talk bei Arup. Nachtrag zu Make City
Besprechung: Gemäß dem Gründer Ove Arup kann es kein Glück in der Isolation geben. „Unsere Leben sind unweigerlich mit denen der Anderen vermischt“, betonte er in einer Schlüsselrede von 1970. Eine Sichtweise, die auch den Studio Talk bzw. Workshop prägte, der im Rahmen ...

Eine Stadt sucht ihre Zukunft - Make City Das Festival für Architektur
Besprechung: „Make City“ (bis 28. Juni) stellt innovative Projekte vor und diskutiert die Zukunftsperspektiven der Städte. „Es ist ein Festival über das Entdecken und die Optimierung urbaner Ressourcen – sowohl räumlicher und materieller Art, als auch des zivilbürgerschaftlichen Engagements”, erklärt die Initiatorin, Francesca Ferguson.

top

zur Startseite

Anzeige
Alles zur KI Bildgenese

Anzeige
SPREEPARK ARTSPACE

Anzeige
Magdeburg unverschämt REBELLISCH

Anzeige
Responsive image

Anzeige
artspring berlin 2024

Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Der Divan - Das Arabische Kulturhaus




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Culterim Gallery




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Haus am Lützowplatz




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
GEDOK-Berlin e.V.




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Akademie der Künste




© 1999 - 2023, art-in-berlin.de Kunstagentur Thomessen Hartlieb-Kühn GbR.