11 Uhr: Rundgang durch das temporäre Restaurierungsstudio in den Rieckhallen mit Christiane von Pannwitz, Die Restauratorinnen, freie Restauratorin, Berlin. Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50, 10557 Berlin
Das im letzten Sommer eröffnete Kunsthaus Dahlem zeigt in seiner aktuellen Ausstellung Fotografien von Ulrich Wüst - eindrückliche schwarz-weiß Aufnahmen, auf denen er Skulpturen und Bauten, geprägt durch eine totalitäre Formensprache, ausschnitthaft ins Bild setzt: Die Rosette einer gotischen Kirche (Paris, 1986), angeschnitten; eine Stufenansicht (Leipzig, 1990), lediglich über den Titel dem Völkerschlachtdenkmal zuzuordnen; die obere Partie eines Rückens aus Stein (Paris, 1986), fragmentarisch und doch greifbar nah.
Die Aufnahmen des Berliner Fotografen brechen architektonische und skulpturale Objekte auf ungewohnte Details herunter, die ihre eigene Dramatik entfalten. Die fotografische Sichtweise auf die Details entfremdet diese nicht nur ihrem ursprünglichen Kontext, sondern die Bilder entwickeln eine Ästhetik, die sich der Inszenierung von Macht in ihrer Selbstbezogenheit entzieht. Das Kunsthaus Dahlem ist in diesem Sinne ein idealer Ort für die Ausstellung der Fotografien: Hier, in den Räumen des ehemaligen Staatsateliers von Arno Breker, erbaut 1939 bis 1942 nach Entwürfen des Architekten Hans Freese, eröffnen die Blicke auf die Repräsentation von Macht und Herrschaft aus verschiedenen gesellschaftlichen Systemen einen eindringlichen Dialog zwischen Symbol und Kontext.
Einen Dialog, dem sich auch das Ausstellungshaus stellen muss. Der Ostflügel des Gebäudes am Käuzchensteig wurde nach Kriegsende bis 1995 durch den Bildhauer und Schüler Brekers, Bernhard Heiliger, genutzt. Seit seinem Tod ist das Haus Sitz der gleichnamigen Stiftung und diente dem DAAD sowie dem Berliner Kultursenat als Atelierhaus. 2011 beschloss der Berliner Senat, das Atelierprogramm zu beenden und den Umbau in das jetzige Ausstellungshaus zu finanzieren. Der Streit war vorprogrammiert, aber das ist eine andere Geschichte.
Nun also der Versuch, Interessierte mit einem Angebot an Ausstellungen an den Stadtrand zu holen - die unmittelbare Nachbarschaft zum renommierten Brücke-Museum ist hier sicherlich hilfreich.
In der beeindruckenden Höhe der ehemaligen Atelierräume präsentiert die künstlerische Leiterin des Hauses, Dorothea Schöne, in einer Langzeitausstellung bis zum Sommer 2017 Positionen der Berliner Nachkriegsmoderne: Hans Uhlmann, Karl Hartung, Gerhard Marcks, Louise Stomps oder Alexander Camaro. Leider wurde für nicht alle Exponate eine optimale Platzierung gefunden, so verschwinden beispielsweise die Fotografien aus dem Atelier von Jeanne Mammen in einer Ecke unter der Empore.
Auf dieser Empore, mit Blick in die Halle und durch die Fenster auf den Garten des Geländes, sind bis Anfang Mai die rund 20 Fotografien von Ulrich Wüst zu sehen, es ist die erste Ausstellung auf der Galerie. Hier funktioniert die Hängung hervorragend: sehr konzentriert, jedoch nicht beengt, Aufnahme neben Aufnahme, analysiert der Fotograf mit seiner Kamera Herrschaftsstrukturen. Er wählt den Standpunkt, die Sichtachse, den Ausschnitt. Zieht durch den Blickwinkel von unten den absolutistischen Fürsten August den Starken (Dresden, 1988) auf seinem Pferd ins Lächerliche oder unterstreicht die nationalsozialistische Diktatur über eine unerbittliche Anordnung der Stufen des Reichsparteitagsgeländes (Nürnberg, 1988).
Ulrich Wüst, Jahrgang 1949 und einer der wichtigsten Vertreter der ostdeutschen Fotografie, nähert sich in der Serie Pracht der Macht, dem ersten Teil einer zwischen 1984 und 1990 entstandenen Triologie, Repräsentation im öffentlichen Raum mit der Kamera als Medium der Begegnung. Indem er Details monumentaler Architektur und Sklulpturen abbildet, eine eindeutige Zuordnung verweigert, bricht er unsere Distanz zur Ästhetik der Macht.
Die Pracht der Macht
Fotografien von Ulrich Wüst
Bis 02. Mai 2016
Kunsthaus Dahlem
Käuzchensteig 8
14195 Berlin
Mittwoch – Montag 11 – 17 Uhr
Kunsthaus-dahlem.de
ulrichwuest.de
Titel zum Thema Ulrich Wüst:
Machtbruch. Fotografien von Ulrich Wüst im Kunsthaus Dahlem
Ausstellungsbesprechung: Die Aufnahmen des Berliner Fotografen, Ulrich Wüst, brechen architektonische und skulpturale Objekte auf ungewohnte Details herunter, die ihre eigene Dramatik entfalten.
Akademie der Künste / Hanseatenweg
Galerie im Saalbau
Galerie Johannisthal
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
a|e Galerie - Fotografie und zeitgenössische Kunst