18:30 Uhr: Perspektiven auf den 7. Oktober W. Michael Blumenthal Akademie | Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1 | 10969 Berlin
ArtLaboratory Berlin erweitert seine Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe [macro]biologies & [micro[biologies der beiden letzten Jahre und richtet mit Nonhuman Subjectivities #2. On Animals. Cognition, Senses, Play den Blick von den Begriffen Natur und ihren Organismen folgerichtig auf die sogenannte menschliche und nichtmenschliche Subjektivität.
In einem open call bewarben sich Kunstschaffende weltweit, nach The Other Selves. On the Phenomenonn of the Microbiome. führen nun die künstlerischen Positionen von Rachel Mayeri und Maja Smrekar zu Subjekten, die uns Menschen am nächsten sind – Affen, Wölfe und Hunde. Zu entdecken ist nicht allein eine kritische Auseinandersetzung mit dem Anthropozentrismus der Moderne, vielmehr thematisiert die Ausstellung anhand von Videoarbeiten und Installationen einen Lebensraum, der nicht länger den Menschen in den Mittelpunkt des Weltgeschehens stellt.
Wer sind die Akteure des Lebens, wie verhalten sie sich mit- und zueinander, was ist prägend für die Beziehungen? Wie definieren wir Subjekt und Objekt, wie Kultur und Natur? Hier eröffnet die Ausstellung eine komplexe und spannende Diskussion, die gezeigten künstlerischen Positionen verbinden philosophische, natur- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen.
Die kalifornische Künstlerin Rachel Mayeri untersuchte über einen längeren Zeitraum das Verhalten und die Reaktionen von Schimpansen, Tieren, die uns Menschen im Handeln am ähnlichsten sind. Für ihre Filme arbeitete Mayeri mit Primatologen zusammen und filmte im Edinburgh-Zoo.
Apes as Family (aus der Serie Primate Cinema, Video, 2012, 11:27 Min.), auf der Berlinale 2013 präsentiert, ist ein Film über und für Schimpansen. Die Geschichte, gespielt von Schauspielern in Affen-Kostümen, spricht sowohl die menschlichen Zuschauer als auch die Schimpansen an. Diese sehen den Film auf einem TV-Monitor, der in ihrem Gehege aufgestellt ist. Eine Doppelung – die Affen betrachten sich selbst als Akteure menschlichen Handelns. „She likes to look TV and have a snack, “ berichtet die Stimme aus dem Off, zu sehen ist ein Affe, der auf einem Bett in einer Wohnung sitzt, in den Fernseher schaut und etwas isst. Auch Movies for Monkeys (aus der Serie Primate Cinema, Video, 2012, 2: 50 Min.) nähert sich den Parallelen im Verhalten von Menschen und Affen, zeigt sie als Wesen, die über das Anschauen von Bildern und Filmen in der Lage sind, soziales Verhalten zu beobachten und umzusetzen.
Die dritte in der Ausstellung gezeigte Arbeit von Rachel Mayeri, Baboons as Friends (aus der Serie Primate Cinema, Two-Channel Video Installation, 2007, 5: 33 Min.) geht noch einen Schritt weiter und durchleuchtet in zwei parallel laufenden Filmen die Themen Lust, Sex, Eifersucht und Betrug auf einem Affenfelsen und in einer Bar. Die menschlichen Schauspieler stellen in einem Reenactment das Verhalten unserer nächsten Verwandten nach – Unterschiede sind kaum zu bemerken.
Auch die slowenische Künstlerin Maja Smrekar nähert sich dem nichtmenschlichen Gegenüber, dem Tier, auf nachdrückliche Weise. In ihrer Performance I Hunt Nature, and Culture Hunts Me (2014, Video der Performance, 9:14 Min.) liegt die fast vollständig unbekleidete Künstlerin auf dem Boden, drei Wolfshunde umkreisen sie, lecken an ihrem Körper, kommen ihr bedingungslos nah. Die Arbeit ist im Rahmen einer Künstlerinnenresidenz in den Jacana Wild Life Studios in St. Montaigne in Frankreich entstanden. Smrekar setzt sich mit der Beziehung zu den Wölfen und Hunden auseinander, begibt sich auf Augen- oder vielmehr Körperhöhe mit ihnen. Eine begleitende und zugleich sehr informative Videodokumentation (Performance-Vorbereitung für I Hunt Nature, and Culture Hunts Me, Video, 12:45 Min.) gibt Auskunft über die komplexe Evolutionsgeschichte des Hundes.
Wie Rachel Mayeri richtet auch Maja Smrekar ihre künstlerische Arbeit auf die Frage: Was ist Subjektivität? Wie definieren wir den Unterschied zwischen Tieren und Menschen? Die künstlerische Erkundung hat durchaus auch politische Relevanz, hinterfragt die Dominanz der Naturwissenschaften, stellt den künstlerischen Standpunkt als Weg vor, Hierarchien aufzuheben und Menschen und Tiere als gleichwertige Akteure zu verstehen.
Smrekar prüft die Verbindung von Mensch und Tier in einer künstlerischen Forschungsreihe, stellt sie in einen evolutionären Kontext. Mit K-9_Typology untersucht sie die chemischen Prozesse dieser Beziehung, zwei Arbeiten der Serie sind in der Ausstellung zu sehen. Ecce Canis (Videodokumentation, 2014, Video, 5:26 Min. sowie Vor-Ort-Labor, Proteinsäule, Serotonin-Röhrchen, 2014) dokumentieren die biochemische Verbindung der Künstlerin und ihres Border Collies Byron. Über chemische Protokolle entwickelte Smrekar einen Duft, der die Mensch-Hund-Beziehung darstellt.
Nonhuman Subjectivities ist eine hochspannende Ausstellung, die über künstlerische Positionen einlädt, die Diskussion über unsere Existenz zu erweitern und zu öffnen. Der Mensch ist keine exklusive Einheit, sondern vielmehr eine Gemeinschaft auch von nichthumanen Bestandteilen wie beispielsweise den Bakterien. Und der Mensch ist kein exklusives Lebewesen, wir stehen in intensiver Wechselbeziehung mit den nichtmenschlichen Bewohnern unseres Planeten. „Das eigentlich Zentrale sind die Akteure um die Menschen“, so das Kuratorenteam Regine Rapp und Christian de Lutz. Dies als Chance und als Verpflichtung zum gemeinsamen Agieren zu verstehen, sei eine der zentralen Aufgaben des 21. Jahrhunderts.
Nonhuman Subjectivities #2
On Animals. Cognition, Senses, Play
Rachel Mayeri |Maja Smrekar
28. Mai – 17. Juli 2016
ArtLaboratoryBerlin
Prinzenallee 34
13359 Berlin
Fr – So 14 – 18 Uhr u.n. Vereinbarung
artlaboratory-berlin.org
Titel zum Thema Nonhuman Subjectivities:
Nonhuman Subjectivities. Rachel Mayeri und Maja Smrekar bei ArtLaboratoryBerlin
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