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Berlin Daily 29.03.2024
CARDIAC; the heart is a muscle

19 Uhr: eine Performance, konzipiert und präsentiert von Katrina E. Bastian. Uferstudios_Studio 1 | Uferstr. 8/23 | 13357 Berlin

Kunst zu Besuch im Plattenbau

von Olga Potschernina (16.07.2017)
vorher Abb. Kunst zu Besuch im Plattenbau

Foto: Olga Potschernina

Der sich verdunkelnde Sommerhimmel passte perfekt zu der Marzahner “Plattenbauromantik” - hohe Häuser, die sich endlos nach oben erstrecken. Entgegen der Klischees von Tristesse und Monotonie gibt es zwischen den Hochhäusern viel kleine Läden und Kneipen, die bunte Akzente setzen. Die Großsiedlung wird 40 Jahre alt. Für das Projekt „Acht Tage Marzahn“ (1. bis 8. Juli) mit 24 Künstlern und Künstlerinnen, die im Bereich der Fotografie, Malerei, Sound, Performance und Installation tätig sind, bildete die Großsiedlung einen Ausgangspunkt. Präsentiert wurde die Kunst in verschiedenen Räumlichkeiten entlang der Marzahner Promenade, in mit Kunst bespielten Containern auf dem Victor-Klemperer-Platz oder dem Eastgate Parkdeck. Ein vielfältiges Angebot an Gesprächen, Radtouren oder dem ersten open Air Kino Marzahns rundeten das Festival ab.

Viele der Künstler sind in Marzahn aufgewachsen und kennen die Umgebung aus Kindertagen. Nach rund 15 Jahren sind sie zurückgekommen sind, um den Bezirk künstlerisch neu auszuloten. In ihren Arbeiten erzählen sie von dem einstigen Zuhause, der, Architektur, dem Bezirk als gleichwertigen Stadtteil von Berlin und von den Geschichten der Bewohner.


Mischa Fanghaenel, Foto: Olga Potschernina

Dunkle, mit Geheimnissen beladene Orte, die sich verschwommen vor dem Betrachter eröffnen und durch ihre bewusste Unklarheit die Fantasie anregen - damit beschäftigen sich die Fotografien von Mischa Fanghaenel. Individuelle Interpretationen sind dem Künstler am liebsten: „Schaff dir deinen eigenen kleinen Film, spinn deine eigene Geschichte“. In seiner Fotoserie - aus 12 in 3er Editionen erhältlichen Fotografien - „Blurred“, verweist Fanghaenel auf sein Leben zwischen verschiedenen Orten, zum Beispiel Berlin und Moskau - zwei vibrierende, urbane Städte, denen er auf seinen Bildern Ruhe einhaucht. Eine besondere Technik steckt hinter den Arbeiten: Fotodrucke werden auf Aluminium gedruckt. Das matte Schwarz wird durch das reflektierende Aluminium akzentuiert - wie Lichter strahlen einem die Reflektionspunkte entgegen. „Wenn es dunkel wird, gehe ich oft nach draußen und schaue, ob ich den richtigen Moment einfangen kann.“ - mit seinen Fotografien nimmt er den Betrachter auf diese nächtlichen Wanderungen mit.


Lars Hübner, Foto: Hans Friedrich

Ein ganz anderes Motiv wählt Lars Hübner - in seiner Serie „Hold on just a Second“ porträtiert der Künstler im Rahmen eines Workshops Kinder und Jugendliche in Marzahn. Hübner kombiniert in seinen Fotografien verschiedene Positionen und stellt sich Fragen wie: Wo positionieren sich die Jugendlichen aus den Plattanbausiedlungen in der Gesellschaft? Wie werden sie von anderen wahrgenommen? Die Bilder hingen in einem der Container, welcher mit anderen untereinander durch eine Seilkonstruktion verbunden wie ein großes Netzfeld. bildeten.


Stefan Kirste, Foto: Stefan Kirste

Stefan Kirste wiederum zeigte die berühmten Marzahner Plattenbauten in ihrer Unverfälschtheit. Marzahn ist ein Wohngebiet voller Menschen, doch auf den Bildern scheint es menschenleer zu sein - als wäre die Zeit stehen geblieben. Bemalte Wände und Fahrstühle, der weite Himmel über dem Plattenpanorama - aber auch viel Natur, die oft bei dem Gedanken an Marzahn vergessen wird. Seine Fotoserie „Für Immer“ wird ergänzt durch kleine Geschichten, die sehr persönlich wirken und die Fotografien mit Leben füllen. Es wird von sinnlichen Erinnerungsmomenten erzählt, wie dem Geruch von Kassler am Küchenfenster des Nachbars, dem Spiel der Kinder zwischen Gebüschen und Kellerfenstern - der erste Clique, mit der das eigene Revier markiert wird.


Carola Rümper, Foto: Olga Potschernina

In ihrer Performance begab sich Carola Rümper auf die Suche nach den „Rümperiens“. „Eine unbekannte Erscheinungsform, die ich seit mehreren Jahren erforsche und dokumentiere - mit der Hilfe vieler anderer“. Interessierte, die bei der Suche helfen möchten, stattet die Künstlerin mit Papierfahnen aus, mit denen Fundstellen gekennzeichnet werden können. Vorher gibt es eine kleine Einweisung und seltene Bilder - die schwarzen, wie elastisch wirkenden, ineinander verknoteten Figuren bezeichnet Rümper nämlich als sehr scheu. Bei dieser witzigen, fantasievollen Suche, geht es Rümper vor allem um die Begegnung mit den Menschen, den Dialog, der dabei aufkommt. Weiterhin soll sich die Auffassung von Marzahn von den üblichen Klischees wie Trostlosigkeit und Monotonie verabschieden - hin zu den vielen Gesichtern, mit persönlichen Geschichten, den Grünflächen, Spielplätzen und heiteren Begegnungsorten.

Ein gelungenes Projekt, das rund 2.700 Besucher vor Ort verzeichnete und nochmals 31.670 Besucher auf der Website: acht-tage-marzahn.de

Künstler: Anne Arlt, Robert Barbarino, Norman Behrendt, Rocco Berger, Matis Burkhardt, Cansu Cantas, Tangente Company, Tobias Donat, Lena von Geyso & Elisabeth Pichler, Mischa Fanghaenel, Fehlformat, Eva Gerth, Lars Hübner, Sascha Hundorff, Nelson Jamal, Wiebke Köplin, Lukas Julius Keijser, Stefan Kirste, Maxim Kuphal-Potapenko, Lion Langmaack, Band Marzahn, Oh Yeah e.V., Carola Rümper, Kathrin Schömer, Sabine Schmidt, Synthie aus Marzahn, Willi Tomes, Christina Wüstenhagen, Marcel Weimar, Stephan Wilke, Eric Winkler.

Acht Tage Marzahn
1. - 8 Juli 2017
Rund um die Marzahner Promenade
12591 Berlin

Olga Potschernina

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Titel zum Thema Acht Tage Marzahn:

Kunst zu Besuch im Plattenbau
Ausstellungsrückblick: Der sich verdunkelnde Sommerhimmel passte perfekt zu der Marzahner “Plattenbauromantik” - hohe Häuser, die sich endlos nach oben erstrecken. Entgegen der Klischees von Tristesse und Monotonie gibt es zwischen den Hochhäusern ...

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