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Bis es so aussieht, wie man es haben will. Axel Kasseböhmer bei Sprüth Magers

von Olga Potschernina (23.03.2018)
vorher Abb. Bis es so aussieht, wie man es haben will. Axel Kasseböhmer bei Sprüth Magers

Installation view, Axel Kasseböhmer, Sprüth Magers, Berlin February 09 - April 07, 2018 Photography by Timo Ohler, Courtesy Sprüth Magers



Die Kühle bergiger Landschaften, fremdartige Schatten kahler Bäume vor grell scheinendem Mond sind Konstanten der Walchensee-Bilder des Künstlers Axel Kasseböhmer (gest. 2017), die in den imposanten Hallen der Galerie Sprüth Magers noch bis zum 7. April 2018 zu sehen sind. Im Fokus steht Kasseböhmers Auseinandersetzung mit dem Medium der Malerei und der Erforschung des malerischen Bildraums. Was will Malerei? Was kann sie?


Installation view, Axel Kasseböhmer, Sprüth Magers, Berlin February 09 - April 07, 2018 Photography by Timo Ohler, Courtesy Sprüth Magers

Die auffälligen stilistischen Unterschiede zwischen den vorgestellten Arbeiten vermitteln einen Einblick in die künstlerischen Denkprozesse des Malers. In dem immer wiederkehrenden Motiv der Landschaft, darin als thematischer Bezugspunkt die frostige Atmosphäre eines der tiefsten und größten Alpenseees Deutschlands - dem Walchensee -, dekliniert Kasseböhmer die verschiedenen Spielarten der Malerei durch. Im Hauptsaal hängen figurative Abbildungen neben abstrakten. Mal mythologisch aufgeladen, mal sich geometrisch auf die Form konzentrierend. Expressive Strukturen finden sich genauso wie Elemente des Jugendstils, die der Künstler neu interpretierend in Augenschein genommen hat. Farbintensive Räumlichkeit steht einer Grau in Grau gehaltenen Flächigkeit gegenüber, Geometrisches wechselt mit Diffusem. „Wenn es um Malerei geht, hat man eine Vorstellung davon, wie etwas aussehen soll - und dann muss man so lange probieren, bis es so aussieht, wie man es haben will.“, so der Künstler in einem Interview mit Wolfgang Ullrich (2005). Die Experimentierfreude ist enorm: Kasseböhmer hat gemalt, gekratzt, getupft was das Zeug hält.

Im angrenzenden kleinen Raum ist die Sonne untergegangen, Finsterkeit umfasst das stille Gewässer - nur der schillernde Mond setzt einen lichten Akzent. Dieselbe Seenlandschaft wirkt in dunkler Geräuschlosigkeit. Dasselbe Szenario, vermittelt hier eine gänzlich andere Atmosphäre. Meditative Ruhe oder doch bedrohliche Gefahr der Stille? Die Auseinandersetzung mit dem Tod und der finalen Zielsetzung des Erkundens der Malerei zeigen sich in diesen gegensätzlichen Empfindungen.

„Je nach dem, wie man variiert, ändert sich auch der emotionale Charakter; da braucht man wenige Töne zu verändern, und plötzlich wird ein optimistisches, positives Durmotiv zum Mollmotiv und traurig. Ich hätte keine Lust, beispielsweise immer blaue Landschaften zu malen; es gibt ja eine Menge Künstler, die auch deswegen langweilig sind, weil sie immer nur eine Seite hervorheben“, fasst Kasseböhmer im Interview mit Wolfgang Ullrich zusammen. Mit unglaublicher Sorgfalt und Aufmerksamkeit widmet sich Kasseböhmer seinen Bildern und vermittelt eben jenen Sog, der ihn auch bei Betrachtung alter Werke in den Bann zog.


Installation view, Axel Kasseböhmer, Sprüth Magers, Berlin February 09 - April 07, 2018 Photography by Timo Ohler, Courtesy Sprüth Magers

Ende der 1970er Jahre während seines Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Gerhard Richter und Joseph Beuys befasste sich Kasseböhmer mit der Rezeption klassischer Gemälde wie der „Arnolfini Hochzeit“ von Jan van Eyck oder Fra Angelicos Kreuzigungsbild. Auch hiervon erzählt die Ausstellung. Schon als junger Schüler interessierte er sich vor allem für die alten Meister: „Die alten Bilder haben eine sinnliche Qualität, die auch ohne kunsthistorisches Wissen erlebt werden kann. Vor allem dachte ich aber, die Maler müssen selbst beweisen, dass diese Bilder zu Recht aufgehoben werden“, sagt Kasseböhmer in selbigen Interview. Die geschichtliche Auseinandersetzung war für Kasseböhmer die Voraussetzung, um die Gegenwart durch zeitgenössische Kunst erfahrbar zu machen. Später sollten seine Werke die Kölner Kunstszene in den 1980er nachhaltig prägen und eine wichtige Rolle in der Entwicklung der deutschen Malerei spielen.

Zitate: Wolfgang Ullrich im Gespräch mit Axel Kasseböhmer (2005)

Sprüth Magers
Oranienburger Strasse 18
10178 Berlin
dienstags bis samstags 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
spruethmagers.com/

Olga Potschernina

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