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Berlin Daily 20.04.2024
Künstlerinnengespräch

17 Uhr: im Rahmen der Ausstellung Luise Marchand & Laura Schawelka »All Beauty Must Die« Villa Heike | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin

Der Bildermacher Irving Penn

von Olga Potschernina (01.04.2018)
vorher Abb. Der Bildermacher Irving Penn

Irving Penn, Saul Steinberg in Nose Mask, New York, 1966, © Condé Nast

Pablo Picassos stechender, herausfordernder Blick; Salvador Dalí, mit provozierender Geste in der Pose eines Gangster Rappers und der hinter einer Maske versteckte Zeichner und Karikaturist Saul Steinberg. Dazu noch grazile Models verschmitzt lächelnd auf dem Cover der Vogue. Oder, Stillleben aus Zigarettenpaaren und bunten Blumenarrangements. Die Motivauswahl des US-amerikanischen Fotografen Irving Penn (1917 - 2009) ist vielfältig. Die C/O Berlin Foundation hat gemeinsam mit dem Metropolitan Museum of Art eine Retrospektive auf die Beine gestellt: „Irving Penn. Centennial - der Jahrhundertfotograf“ (24. März bis 1. Juli 2018). 220 der eindrucksvollsten Arbeiten aus rund 70 Jahren Schaffenszeit sind zu sehen. Bisher wurde die Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers im New Yorker Metropolitan Museum of Art und im Grand Palais in Paris gezeigt. Sao Paolo folgt im Herbst.

„Irving Penn war ein toller Bildermacher, aber er war vor allem ein absolut hervorragender Objektschöpfer.“, so Kurator Jeff Rosenheim vom Museum of Metropolitan Art. Irving Penn wollte etwas Inspirierendes kreieren, damit anderen Kunstmedien in Nichts nachstehen. „Penn war ausgebildeter Maler und Illustrator, dieses Verständnis von Silhouetten, Linien, Formen und Poesie ist in jeder seiner Arbeiten zu sehen.“, so Rosenheim zur Pressekonferenz in der C/O Berlin Foundation.
Zu erkennen ist das vor allem in seinen Stillleben am Anfang seiner Arbeit um 1943. Er machte sie mit seiner ersten Rolleiflex Kamera. In einem ungewöhnlichen Zusammenspiel sind Objekte aus dem Alltag nebeneinander aufgestellt: Eine Tasse mit schwarzen Kaffee, zwischen Schachfiguren, Karten und Dominosteinen ... Die Sujetauswahl und das Verwobensein der Dinge lässt an frühe kubistische Bilder von Georges Braque denken.

Das Medienunternehmen Condé Nast, welches das Magazin Vogue verlegt, wird auf den Fotografen aufmerksam - Ende der 40er Jahre entstehen Penns Porträts, die ihm den Durchbruch verschaffen. Neben vielen anderen kommen Künstler wie Marcel Duchamp und Salvador Dalí, Schriftsteller wie Truman Capote und Regisseure wie Alfred Hitchcock in sein Studio, positionieren sich in einem surreal anmutenden Setting. Ein Spiel der Gegensätze - eine eng zulaufende Raumecke, gefüllt mit den Egos der Berühmtheiten. Die Fotografien entstanden in kürzester Zeit, obwohl es die ersten Begegnungen zwischen Fotograf und Model waren. „I really thought we were sitting in the same boat.“, soll Penn dazu gesagt haben, ein Hinweis auf sein künstlerisches Selbstverständnis, eine Arbeit auf Augenhöhe.

Anfang der Fünfziger entstanden vier Porträts von seiner Frau, Lisa Fonssagrives-Penn, wärmere Töne, größere Formate, Platindrucke. Lisa Fonssagrives-Penn arbeitete als Tänzerin und Model. Die beiden lernten sich bei einem Fotoshooting kennen. Bei diesem Shooting trafen die 12 Models in Penns Studio aufeinander. Auch bei diesen Aufnahmen offenbart sich erneut Penns Bezug zur Malerei: Fotografien mit klarem Bildaufbau, streng durchkomponiert wie frühbarocke Gemälde.


Irving Penn, Cuzco Children, 1948, © Condé Nast

In Penns Bildreihe aus Peru, der in der Ausstellung ein Extraraum gewidmet ist, fällt im Vergleich zu seinen Modefotografien noch ein ganz anderer Aspekt auf: 1948 schickte die Vogue Penn nach Lima. Nachdem er sein Shooting vor Ort beendet hatte, bereiste er Peru auf eigene Faust und kam nach Cusco. Hier fotografierte er Einheimische in ihrer traditionellen Kleidung aus bunten, leuchtenden Stoffen. Im Gegensatz zu den Models lässt er den Porträtierten offensichtlich Raum zur Selbstdarstellung. Die Persönlichkeit scheint wichtiger als die Arrangements.

Ab den 60er Jahren arbeitete Penn zunehmend im Ausland, immer mit dabei war sein portables Studio. 1971 entstanden Filmaufnahmen, aufgenommen von Lisa Fonssagrives-Penn, die den Künstler bei seiner Arbeit zeigen. Windig bauscht sich das Studio auf, will zunächst nicht an Ort und Stelle bleiben. Anders verhält es sich mit seinen Modellen. Wie ein Bildhauer positioniert er seine Figuren in perfekter Haltung.

Gegen Ende seines Lebens kommt Penn wieder zu seinen Anfängen zurück und wendet sich vermehrt dem Stillleben zu. Ihn faszinierten jetzt Alterungsprozesse, seine eigene Sterblichkeit und die Vergänglichkeit des Lebens.

Dass die C /O Berlin Foundation diese Ausstellung eines der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts nach Berlin gebracht hat, ist eine kleine Sensation.


C/O Berlin Foundation
Amerika Haus, Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin
10787 Berlin

Öffnungszeiten: täglich 11 - 20 Uhr.
co-berlin.org

Olga Potschernina

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Der Bildermacher Irving Penn
Ausstellungsbesprechung: Pablo Picassos stechender, herausfordernder Blick. Salvador Dali, mit provozierender Geste in der Pose eines Gangster Rappers und der hinter einer Maske versteckte Zeichner und Karikaturist Saul Steinberg.

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