11 Uhr: Rundgang durch das temporäre Restaurierungsstudio in den Rieckhallen mit Christiane von Pannwitz, Die Restauratorinnen, freie Restauratorin, Berlin. Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50, 10557 Berlin
Die Helmut Newton Foundation / Museum für Fotografie zeigt in der aktuellen Ausstellung Fotografien aus der vielfältigen Collection of Carla Sozzani`. Modefotos und Porträts, Einzelaufnahmen und Serien, Experimentelles und Arbeitsbilder – insgesamt mehr als 200 Exponate - wählte der Kurator Matthias Harder aus der bedeutenden Foto-Sammlung der früheren Chefredakteurin der italienischen Elle und Vogue aus.
Die Ausstellung mit den vorwiegend schwarz-weißen Aufnahmen wurde initiiert von Azzedine Alaïa, dem vor einigen Monaten verstorbenen Modeschöpfer. Sie war bereits in seiner Pariser Galerie sowie im Schweizer Museum of Fine Arts Le Locle zu sehen und wird nun in Berlin in völlig neuer Zusammenstellung präsentiert.
Von frühen, atmosphärischen Stadt-Aufnahmen des US-amerikanischen Fotografen Alfred Stieglitz wie The Terminal (1892, Memorial Portfolio) über die stilisierten, weiblichen Dancers von Frantisek Drtikol (1930) und Transformation of Energy von Berenice Abbott (Gelatine Silver Print, 1958), großformatigen Porträts wie Sophia Coppola von Steven Meisel (1992), eines der wenigen Farbfotografien der Ausstellung, oder Patti Smith von Steven Klein (1996) bis zu der kleinen Serie schwebender Kleider von Sarah Moon Pour Alaïa I – III (2013) – die Ausstellung verbindet in einem großen, sehr individuellen Rundgang über 100 Jahre Fotografie.
Die 1947 im italienischen Mantua geborene Carla Sozzani arbeitete bei verschiedenen Mode-Magazinen, bevor sie 1988 die Carla Sozzani Edition gründete, zwei Jahre später ihre Mailänder Galerie und im darauffolgenden Jahr den ersten Concept Store – 10 Corso Como. In den vergangenen 28 Jahren zeigte die Sammlerin hunderte von Fotografie-Ausstellungen, u.a. auch vier mit Bildern von Helmut Newton und seiner Frau June alias Alice Springs. Die Galerie hat mittlerweile Ableger in China, Korea und den USA, befindet sich seit 2016 unter dem Dach der Stiftung Fondazione Sozzani.
Die persönliche Freundschaft Carla Sozzanis zu Helmut und June Newton ermöglichte auch die aktuelle Ausstellung in Berlin, die erste Präsentation der Fotosammlung in Deutschland überhaupt. Ein Video von Alice Springs gibt Einblicke in ihre Arbeitsgemeinschaft, ein Shooting in Monte Carlo 1992. (Newtons Shooting for Alberta Ferretti, Monte Carlo 1992, Edites by Ilvio Gallo, 2018, 5 min.) Es wird deutlich, wie intensiv alle Beteiligten – der Fotograf, das Model, die Filmerin und die Moderedakteurin – zusammenarbeiteten. Es wird in der Ausstellung immer wieder sehr deutlich, wie eng, wie inspirierend und wie kreativ diese Verbindung war. U.a. dokumentieren zwei Vitrinen die Kooperation von Sozzani und Newton sowie von Sozzani und Bruce Weber.
Carla Sozzani und Weber kennen sich seit den 1980ern, seit einem „ersten unglaublich amüsanten Shooting auf Long Island verbindet uns eine feste Freundschaft“, so Sozzani. „Uns verbindet die Liebe für die Fotografie, aber auch die Neugier auf das kontinuierliche Spektakel dieses aufregenden Lebens.“ Sozzani präsentierte sich auch selbst als Model für Bruce Weber, der „sie gleich mehrfach mit Schmuckentwürfen ihres Partner Kris Ruhs aufnahm“. Auch Fotografie-Reihen, wie die neunteilige Serie Baigneuse (2000) von Sarah Moon in Sepia Tönen oder Kirsten, India (1988, Original Polaroids) von Paolo Roversi: Aufnahmen des Models, ihres Gesichts oder Körpers, ihrer Schuhe, Blumenarrangements …
Die Auswahl und Zusammenstellung der Fotografien, zu denen auch aktuelle Aufnahmen wie Carla Sozzani at Azzedine Alaia, Paris 2014 von Dominque Issermann gehören, folgt keiner chronologischen oder thematischen Linie. So verlieren die Besucher_innen manchmal ein wenig die Orientierung, doch wer sich einlässt auf die Einladung zu diesem Spaziergang durch die Fotokunst, wird belohnt durch die Wieder-Entdeckung wundervoller Aufnahmen von Marilyn Monroe von Richard Avedon (1957) und Bert Stern (The last sitting, 1962); La Décollté, Viktoria von Hagen von Erwin Blumenfeldt (1952); Twins at the beach von Louise Dahl-Wolfe (1955) oder Apollo Spaceflight Training Suits, Houston, Texas von Hiro (1978).
Auch über 30, teilweise noch nicht gezeigte schwarz-weiß Porträts von June Newton aus dem Bestand der Stiftung mit Persönlichkeiten wie Versace (Paris, 1979), Sonia Rykiel (Paris, 1980), Vivienne Westwood (London, 1995) und auch Bruce Weber (Santa Monica, 1985) sowie Azzedine Alaia (Paris, 1984) sind zu sehen. Intime Porträts, die zugleich das Extrovertierte und das Menschliche der Stars hervorkehren. Man schaut sich diese Bilder gerne an. Die 1923 geborene Alice Springs arbeitete seit den 1970er Jahren als Fotografin, sie blickte, so Matthias Harder, mit ihrer Kamera „gleichzeitig auf und hinter die Fassade von Menschen“.
Und so schließt sich der Kreis in dieser sehenswerten Ausstellung. Wie in einer großen Familie sind die Protagonisten vor und hinter der Kamera verbunden. „Alles startet stets mit der Arbeit im Team“, schrieb Carla Sozzani anlässlich der Ausstellung. „Jedes Projekt … fußt auf einer komplexen Kooperation. Nur wenn die unterschiedlichen Aspekte einer Zusammenarbeit – emotionale, kreative und magazinspezifische Aspekte – von allen geteilt werden, kann etwas Großartiges entstehen“. Diese Kooperation ist in Berlin gelungen.
2016 ist in der Association Azzedine Alaïa und Carla Sozzani Editore der Band Between Art & Fashion. Photographs from the Collection of Carla Sozzani erschienen, der in einer Auflage von 2.000 Exemplaren in der Ausstellung zum Preis von 95 Euro erhältlich ist.
Jeden Sonntag um 16 Uhr finden Führungen statt, einmal im Quartal am Donnerstag um 18 Uhr auch eine Kuratorenführung.
Between Art & Fashion
Photographs from the Collection of Carla Sozzani /
Alice Springs. Portraits.
bis 18. November 2018
Helmut Newton Foundation
Museum für Fotografie
Jebensstraße 2
10623 Berlin
Di, Mi, Fr, Sa, So 11-19 Uhr
Do 11-20 Uhr
helmutnewton.com
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