Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Die Sommerausstellung in der Galerie des Tschechischen Zentrums präsentiert eine zeichnerische Installation des Künstlerduos Böhm und Franta. Eine sehr vielschichtige, plastische und assoziative Auseinandersetzung mit einem Thema, das uns alle betrifft – das Sein als Ausländer_in.
David Böhm (*1982) und Jiří Franta (*1978) arbeiten seit 2006 zusammen. Beide leben in Prag, haben ihr Studium an der Academy of fine arts in Prague absolviert und waren bereits auf verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Ihr Werk umfasst Performances, Interventionen im öffentlichen Raum, Installationen und Wandmalereien. Eines ihrer wichtigsten Medien ist jedoch die Zeichnung. Hier verlassen sie den gewohnten, zweidimensionalen Rahmen, erweitern und führen ihn in den Raum. So entsteht in der Galerie des Tschechischen Zentrums eine Installation, die sich über die gesamte Wandfläche zieht und skulpturhafte Züge entwickelt. Böhm und Franta spielen "mit Maßstäben" und durchbrechen "damit unserer Vorstellungen vom Medium Zeichnung an sich." so Kurator Pavel Švec.
Eine männliche Figur auf dem Boden, mit schnellem Strich gezeichnet. Ein Globus mit Gesicht und Händen als Wahlurne. Daneben die schwarz-weiße Fotografie eines dunkelhäutigen Mannes, sein Gesicht überzeichnet, fast karikaturhaft. Phantastische Szenen einer Reisegesellschaft. Gerahmte Arbeiten, in denen Formen und Farbflächen übereinanderstehen. Vor der großflächigen Komposition mit narrativen Anklängen sind kleine Sockel in unterschiedlichen Höhen aufgestellt. Auf ihnen finden sich Objekte in verschiedenen Größen und Materialien, beispielsweise aus Keramik geformte, jeweils zur Faust geballte Hände - vielleicht eine Spiegelung der Besucher_innen? Ein Integrieren in die Fragestellung der Künstler? Es ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, in welche Welten die Ausstellung führt.
Das Duo nutzt die Zeichnung als Kommunikationsmittel. Wie in einer Collage ziehen sich Bilder, Figuren, Textstücke in den Sprachen Tschechisch / Deutsch über die Galeriewände und durch aus Eisen geformte, silhouettenhaft angedeutete Gesichter sowie die verschiedenen Sockelskulpturen in den Raum hinein. Auf der Wand wechseln kräftige Striche mit feinen Linien, farbig oder schwarz-weiß, mal comicartig, mal malerisch, mal unter Einbezug fotografischer Elemente. Alles scheint in Kommunikation miteinander. Vereinzelt aggressiv wie die kommunizierenden Köpfe im Raum, die sich konfrontativ gegenüberstehen oder ironisch, wie eine weibliche Comicfigur, die einem Globus die Zunge entgegenstreckt. Die inhaltliche Konnotation wird durch die Sprechblasen, mit Sätzen wie "Politiker warnen vor Hetze gegen Ausländer", "Deshalb studieren weniger Ausländer an der Hochschule", "Ausländer sorgen für Bevölkerungswachstum" oder "Lehrer müssen respektlose Ausländer melden" selbsterklärend, wodurch die Künstler ihr Thema auf die Ebene der verbalen Auseinandersetzung holen und eine unmittelbare Kommunikation mit den Betrachter_innen herausfordern.
Böhm und Franta greifen auf eigene Erfahrungen aus ihrer Heimat und den dortigen Umgang mit dem Thema zurück. Eine Problematik, die angesichts von Fremdenfeindlichkeit, AFD und Heimatdebatten auch hier wohlbekannt ist. Jeder Mensch ist nur im Heimatland kein Ausländer.
Die künstlerische Auseinandersetzung Böhm/Frantas bleibt jedoch assoziativ, fordert ein Mitsehen und -denken. Nicht immer ist dies einfach, oft wünscht man sich, ein wenig mehr durch das Bildgeflecht geführt zu werden. Doch auf der anderen Seite wird so der Besuch der Ausstellung zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Position zum Thema – im Wortsinne.
Jiří Franta, David Böhm
Ausländer
bis 20. September 2018
Tschechisches Zentrum Berlin
Wilhelmstraße 44 / Eingang Mohrenstraße
10117 Berlin
Di - Sa 14 - 18
Titel zum Thema Tschechischen Zentrum:
Zeichnung kommunikativ
Heute letzter Ausstellungstag: Jiří Franta, David Böhm "Ausländer" im Tschechischen Zentrum Berlin.
Kommunale Galerie Berlin
Schloss Biesdorf
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
Kommunale Galerie Berlin