11 Uhr: Rundgang durch das temporäre Restaurierungsstudio in den Rieckhallen mit Christiane von Pannwitz, Die Restauratorinnen, freie Restauratorin, Berlin. Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50, 10557 Berlin
Barbora Kleinhamplová & Ina Wudtke
kuratiert von Jana J. Haeckel
17. November – 23. Dezember 2018
Vernissage
16. November 2018, ab 18 Uhr
ACUD Galerie
Veteranenstraße 21
10119 Berlin Mitte
"Work, Work, Work” ist das siebte und letzte Kapitel der Ausstellungsreihe des Karma Ltd. Extended-Kollektivs, kuratiert von Jana J. Haeckel. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit den prekären Arbeits- und Lebensbedingungen der digitalen Boheme, sowie der Aufruf zum Widerstand gegen den herrschenden „terror of presence“ (Hito Steyerl):
Thematischen Ausgangspunkt der Ausstellung bildet das 2006 von Holm Friebe und Sascha Lobo verfasste Buch “Wir nennen es Arbeit”[1], das euphorisch als „Manifest der digitalen Boheme“ gefeiert wurde. Die Berliner Autoren beschreiben darin das Internet als Einkommens- und Lebensader, mit dem sich durch den freiwilligen Verzicht auf feste Arbeitsverträge und eigene digitale Projekte, der alte Traum vom selbstbestimmten Leben verwirklichen ließe. Über 10 Jahre nach der Veröffentlichung fragt die Ausstellung „Work, Work, Work“, ob eine solch optimistische Leseweise in einer Gegenwart von Burn Out, Xanax und finanzieller Selbstverschuldung noch Bestand hat.
Die Arbeiten der Künstlerinnen Barbora Kleinhamplova, Tereza Stejskalová und Ina Wudtke stellen dem digitalen Fortschrittsoptimismus die Diagnose einer „Müdigkeitsgesellschaft“[2] gegenüber (Bjung-Chul Han). Sie thematisieren die Kehrseite der digitalen Selbstbestimmtheit, in welcher die „Ich AG“ zur Selbstausbeutung der Leistungsgesellschaft mutiert, da keine gesicherten Einkommensverhältnisse oder soziale Absicherungen mehr existieren und der Wohn-/Atelierraum durch die explodierenden Mieten nicht mehr bezahlbar ist. Leitkrankheiten wie Burn-Out und Depression sind das Resultat einer Leistungsgesellschaft, die Hyperaktivität und pausenlosen Verfügbarkeit fordert. Die herrschende „Ökonomie der Präsenz“ wird zum „terror of presence“[3], wie es die Künstlerin und Philosophin Hito Steyerl formuliert.
Die Installationen, Video- und Performancearbeiten zeigen verschiedene Aspekte des Status quo heutiger, fragwürdiger Arbeits- und Lebensverhältnisse der Generation Internet, in denen die selbst gewählten „Freiheit“ zum Gefängnis der Selbstoptimierung und permanenten Verfügbarkeit wird. Sie spiegeln die herrschende Prekarität wieder und entziehen sich der systemischen Gewalt, indem sie Manifeste verfassen, zum Schlaf aufrufen sowie feste KünstlerInnenhonorare und Wohnraum in einer von Gentrifizierung und Ausverkauf gezeichneten Hauptstadt einfordern. Dies tun sie mit intellektueller Schärfe, Humor und visionärer Weitsicht.
Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
[1] Holm Friebe und Sascha Lobo: Wir nennen es Arbeit: Die digitale Boheme oder: Intelligentes Leben jenseits der Festeinstellung, Berlin 2006.
[2] Byung Chul Han: Müdigkeitsgesellschaft Burnoutgesellschaft Hoch-Zeit, Berlin 2016.
[3] Hito Steyerl: Duty Free Art: Kunst in Zeiten des globalen Bürgerkriegs, Berlin 2018, besonders Kapitel 3 “The Terror of Totales Dasein”.
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BARBORA KLEINHAMPLOVÁ (*1984) ist eine Künstlerin, die in Prag lebt und arbeitet. Barboras Arbeit ist in der Beziehung zwischen der menschlichen Existenz und zeitgenössischen politischen und wirtschaftlichen Institutionen verwurzelt. Sie kommentiert verschiedene Schichten der Gesellschaft und hinterfragt, was Gesellschaft ist, wie sie funktioniert und was ihre konstitutiven Elemente, Krankheiten, Emotionen und Zukünfte sind. In letzter Zeit hat sie eine Strategie verfolgt, die wir als konstruierte oder inszenierte Situationen bezeichnen könnten. Das Konzept ihrer Arbeiten basiert oft auf einem bestehenden Format der Gruppeninteraktion (Therapie, Coaching etc.) während die performative Ebene ihrer Projekte die symbolische Rolle der Körperpolitik in aktuellen Machtsystemen betont.
Ihre Arbeiten wurden sowohl in Tschechien als auch international ausgestellt - darunter die Jakarta Biennale (2017), die 11. Gwangju Biennale (2016), die Elizabeth Foundation for the Arts, New York (2016), das New Museum, New York (2014), oder Astrup Farnley Museet, Oslo (2014). Sie erhielt ein Stipendium im Rahmen des Residency Programms von MMCA, Seoul, Südkorea im Jahr 2015, Gasworks, London im Jahr 2016 und Residency Unlimited im Jahr 2017. Im Jahr 2015 erhielt sie den Jindřich Chalupecký Award.
INA WUDTKE ist bildende Künstlerin. Seit Januar 2018 ist sie künstlerische Mitarbeiterin der documenta Professur an der Kunsthochschule Kassel. Ihre recherchebasierte Arbeit hinterfragt hegemoniale politisch-gesellschaftliche Diskurse und stärkt Gegendiskurse zu Themenfeldern wie Arbeit, Gender und Wohnen. Von 1992 bis 2004 gab sie das queer-feministische KünstlerInnenmagazin NEID heraus. 2011 erschien unter ihrem Pseudonym T-INA Darling die Konzept-LP The Fine Art of Living über die Verdrängung von EinwohnerInnen mit niedrigem Einkommen aus den Innenstädten. Zusammen mit dem belgischen Philosophen Dieter Lesage schrieb sie das Buch Black Sound White Cube. Die Audiologie des Ausstellungsraums (Wien, Löcker Verlag, 2011). Im Oktober erschien ihr Buch The Fine Art of Living (Archive Books, 2018). Ausstellungsauswahl: Saalbau, Berlin 2018; BAZA, Zagreb 2017; RAM Galleri, Oslo 2016; Kunst Haus, Wien 2015; Dansens Hus, Stockholm 2014; Incheon Women Artists´ Biennial, Incheon South Korea 2011; Beursschouwburg, Brüssel 2010; kjubh, Köln 2010 und Studio Voltaire, London 2007. www.inawudtke.com
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ZUSATZPROGRAMM
30. November, 19-21 Uhr
Round Table in Zusammenarbeit mit SAVVY-Contemporary
im ACUD Studio
“Radicals and Reformists: The Future of Work from a Feminist Perspective “
mit Barbora Kleinhamplová, Karina Kottová, Tereza Stejskalová und mehr
(moderiert von Jana J. Haeckel)
Titel zum Thema Karma Ltd. Extended:
Karma Ltd. Extended: Chapter #7: Work, Work, Work
"Work, Work, Work” ist das siebte und letzte Kapitel der Ausstellungsreihe des Karma Ltd. Extended-Kollektivs, kuratiert von Jana J. Haeckel. (Sponsored Content)
Karma Ltd. Extended: Chapter #6: SPECIES OF SPACES
SPECIES OF SPACES ist das sechste Kapitel der kuratorischen Kollaboration Karma Ltd. Extended.
(Medienpartnerschaft)
Karma Ltd. Extended: Chapter #5: Brauchen wir einen linken Populismus?
Künstlerinnen/ Künstler: Anne Duk Hee Jordan, Leon Kahane, Margarita Tsomou, Raul Walch, Wermke/Leinkauf und vielen anderen.
(Medienkooperation)
Karma Ltd. Extended: Chapter #4: Post-Internet Mythologies
Karma Ltd. Extended presents Post-Internet Mythologies, feat. Tianzhuo Chen, the fourth chapter of the curatorial collaboration @ Acud Galerie.
(Medienkooperation)
Karma Ltd. Extended: Chapter #3: Variations on Time
ACUD Galerie Karma Ltd. Extended
Kapwani Kiwanga - Susanne M.Winterling
27.04 - 27.05.2018
(Medienkooperation)
Video: Karma Ltd. Extended (Apri 2018)
Ein Interview mit den Kuratorinnen Pauline Doutreluingne und Petra Poelzl.
Karma Ltd. Extended: Chapter #2 TRANSCULTURAL TRANSIENCE
Karma Ltd Extended präsentiert TRANSCULTURAL TRANSIENCE, das zweite Kapitel der kuratorischen Kollaboration @ Acud Galerie, welches am 16. März 2018 um 18:00 Uhr eröffnet wird. (Medienkooperation)
Karma Ltd. Extended
Das kuratorische Kollektiv Karma Ltd. Extended befragt in sieben Ausstellungskapiteln das Potenzial der menschlichen Vorstellungskraft in einer von limitierten Ressourcen und digitalem Wandel geprägten Gegenwart.(Medienkooperation)
Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Kommunale Galerie Berlin
Rumänisches Kulturinstitut Berlin