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Berlin Daily 08.10.2024
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19 Uhr: im Rahmen der Finissage zu "Becoming Who You Are - Studium trotz Flucht". (Eintritt frei / aber Anmeld.) Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung | Stresemannstr. 90 | 10963 Berlin

Zwischen den Jahren: Von Januar bis Dezember 2019

von Barbara Borek (26.12.2019)
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Yvonne Andreini: Confino, 2018 1-X Bleistift, Tusche auf Papier (Bild: Alessio Castagna / Foto: Yvonne Andreini)

In der Galerie Parterre in Pankow wurde Anfang Februar eine wunderbare Ausstellung eröffnet: Acht Künstler_innen verbrachten zehn Tage auf der italienischen Insel Ventotene, tauchten ein in die Inselwelt, ließen sich von Landschaft, Küste, Gewässer inspirieren, ohne die Befindlichkeit der Gegenwart außer Acht zu lassen. Entstanden sind während dieses bewusst kurz gewählten Aufenthaltes im Sommer 2017 – dem Künstlerfestival IN/SU/LA -, Arbeiten, die achtsam und eindringlich, vielfältig und anspruchsvoll den künstlerischen Dialog eröffnen. Zeichnungen mit Bleistift und Tusche, Collagen und Drucke. Jeweils mit zehn Arbeiten sind sechs Künstler_innen vertreten: Yvonne Andreini, Caroline Corleone, Alexandra Wolframm, Alessio Castagna, Ulrike von Gueltingen und Ilaria Biotti sowie Pietro Babina und Flavio de Marco mit einer Gemeinschaftsarbeit.

Die Insel selbst bietet eine Vielzahl von Geschichten: von den römischen Kaisern, denen sie als Verbannungsort diente, über das faschistische Regime, das dort politische Gegner gefangen hielt bis zum Manifest von Ventotene, einer Schrift zur europäischen Integration, verfasst 1941 von Politikern wie Altiero Spinelli, Ernesto Rossi und Eugenio Colorni. Die weitläufigen Galerieräume in der Danziger Straße laden ein, sich den einzelnen Serien jeweils in Ruhe zu nähern, Geschichte, Gegenwart und Kunst zu reflektieren, einzutauchen in Farben, Formen und Strukturen der Landschaft, die künstlerisch ausgezeichneten Umsetzungen zu genießen.


Pietro Babina, Flavio de Marco: Schema für ein Manifest in Form eines Bootes, 2017, Buntstifte, gefaltetes Papier, 29,7 x 21 cm

Alle auf der Insel entstandenen Arbeiten wurden auf Papier im Format A3 produziert. Als Auftakt in die Ausstellung wählte Yvonne Andreini, beteiligte Künstlerin, Kuratorin und zusammen mit Alessio Castagna Initiatorin und Organisatorin des Projektes, eine Arbeit von Pietro Babina (*1967 in Bologna) und Flavio de Marco (*1975 in Lecce). Beide Künstler dekonstruierten die Faltungen eines Bootes und fügten die einzelnen A3-Blätter auf einen großformatigen Bogen zusammen (Schema für ein Manifest in Form eines Bootes, 2017, gefaltetes Papier). Feine, farbige Striche markieren auf der wie ein Plakat gestalteten Arbeit die Faltlinien.


Alexandra Wolframm: Darker than paradise, 2018, Ölfarbe und Goldbronze auf Papier

Yvonne Andreini (*1985 in Rom) zieht Linien, Kreise, Flächen, auch Sterne über das Papier (Confino I-X, Bleistift, Tusche auf Papier, 2018), erzählend bewegen sich die Strukturen, teilweise aufgeklebt wie eigenständige grafische Erzählungen. Diese berichten von der „Überwindung eigener Grenzen, Landschaften des Inneren.“ Alessio Castagna (Fotograf auf Ventotene) wurde in einem historischen Archiv fündig und lässt in seiner Serie Boundless (1-10, Mischtechnik auf Fotographie, Drucke, 2017) Bewohner der Insel aus der Vergangenheit auftauchen. Der Künstler, selbst Insulaner, beobachtet den Mikrokosmos der Insel vor allem während der Wintermonate, in denen auch hier Grenzen sowohl als Isolation als auch als Freiraum betrachtet werden können.

Auch Alexandra Wolframm (*1971 in Braunschweig) nimmt die Insel als Ausgangspunkt für ein sehr aktuelles Thema: Europa als Sehnsuchtsort für eine „goldene Zukunft“. Ihre Serie Darker than paradise (Ölfarbe und Goldbronze auf Papier, 2018) balanciert mit dem Begriff Insel, sie zeigt Urlaubsparadiese, die aus Katalogen stammen könnten sowie künstliche, von Menschen erschaffene Inseln. Sie hinterfragt so, „wie der Mensch Natur und Landschaft nach seinen Vorstellungen behandelt und formt“.


Alessio Castagna: boundless, 2017 1 - 10 Mischtechnik auf Fotographie Drucke (Bild: Alessio Castagna / Foto: Yvonne Andreini)

Der Ansatz der Gruppe, die künstlerische Gestaltung des persönlich Erlebten mit dem politischen Thema der Gemeinschaft zu verbinden, ist eindrucksvoll gelungen. Die Ausstellung wird von einer Publikation begleitet, die alle Arbeiten dokumentiert. Schon am 22.Februar findet die Finissage mit einem Talk statt. Bis dahin sind der Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft der italienischen Botschaft in Berlin steht, möglichst viele Besucher_innen zu wünschen, die die Stille und Kraft der Arbeiten auf sich wirken lassen.

IN/SU/LA_ECO.O
bis 24. Februar 2019

Mi – So 13-21 Uhr
Do 10- 22 Uhr

Galerie Parterre Berlin
Kunstsammlung Pankow
Danziger Straße 101 – Haus 103
10405 Berlin

www.galeriparterre.de

Barbara Borek

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