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Künstlerinnengespräch

17 Uhr: im Rahmen der Ausstellung Luise Marchand & Laura Schawelka »All Beauty Must Die« Villa Heike | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin

Home. Work in Progress – Andreea Chiricā zeichnet Geschichten über Heimat

von Ferial Nadja Karrasch (03.07.2019)
vorher Abb. Home. Work in Progress – Andreea Chiricā zeichnet Geschichten über Heimat

Andreea Chirica,(c) Foto: Merle v. Heyer

Auf dem Innenhof der Modularen Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) in der Paul-Schwenk-Straße in Marzahn steht der quietschgelbe, zum Wohn-und Arbeitsraum umgebaute Bauwagen des Projekts Residenzpflicht. Am vergangenen Freitagabend werden auf seiner kleinen „Terrasse“ die letzten Vorbereitungen für das anstehende Gespräch mit der rumänischen Comic-Zeichnerin Andreea Chiricā (*1978, lebt in Bukarest) getroffen. Gäste nehmen auf den bereitgestellten Stühlen Platz, hin und wieder erscheint hinter den Fenstern der Gemeinschaftsunterkunft ein neugieriges Gesicht, ein paar Kinder spielen unbeeindruckt von der Anwesenheit der Besucherinnen und Besucher, die zur Abschlusspräsentation von Chiricās Arbeit Home. Work in Progress gekommen sind. Nach und nach kommen Bewohnerinnen und Bewohner hinzu.

Andreea Chiricā ist die zweite Künstlerin, die im Rahmen von Residenzpflicht einen Monat lang in dem Bauwagen, in unmittelbarer Nähe zu dem Alltag der hier untergebrachten Geflüchteten, wohnte und arbeitete. Die Geschichten von diesem Ort und einige ihrer Erfahrungen hat sie zu einer Graphic-Novel verdichtet, deren einzelne Blätter nun an den Außenwänden des Bauwagens befestigt sind. In den Darstellungen des Alltäglichen finden sich einfühlsame Reflexionen über die hier vorübergehend lebenden Menschen, deren Situation unter anderem geprägt ist von den Erinnerungen an die Heimat auf der einen Seite und von einem Neubeginn auf der anderen Seite. So ist von Frauen die Rede, die den Schatten der Bäume genießen, „die so jung sind wie ihr ´zweites Leben`“, von einem Mann, der stets auf der Suche nach dem besten Wlan-Empfang ist, um die Nachrichten sehen zu können und von dem „ununterbrochen bewachten“ Innenhof selbst, den Chiricā als „bedrückend und geborgen zugleich“ bezeichnet. Heimat, oder zumindest eine Referenz daran, ist für ein iranisches Paar der Persische Teppich von Ikea. Die Erinnerung einer Syrerin an ihr Familienhaus und den dazugehörigen Garten in Homs fasste die Künstlerin in einen Kranz aus Olivenblättern, Granatäpfeln und Trauben. Beim Betrachten der so dargestellten Erinnerung, kommt man nicht umhin, sie in unmittelbare Beziehung zu dem umliegenden gepflasterten, nur spärlich begrünten Hof zu setzen, den sich zahlreiche Fremde miteinander teilen.


Andreea Chirica,(c) Foto: Merle von Heyer

In der Serie Home. Work in Progress zeigt sich der beobachtende, aber nicht sensationshaschende, der interessierte, jedoch nicht aufdringliche Blick der Künstlerin auf ihre temporäre Nachbarschaft. Es ist eine Arbeit, die – so merkt eine Besucherin, die in einem der Häuser gegenüber der Gemeinschaftsunterkunft lebt, ganz richtig an – auch andernorts, außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft zu sehen sein sollte.

In ihrer Subtilität und Konzentration auf die Details, auf die kleinen Momente, scheint Chiricās Arbeit ganz im Einklang mit dem Anliegen von Residenzpflicht; denn hier geht es nicht um die große Geste, nicht um partizipative Ansätze, sondern darum, Begegnungen zu ermöglichen und „vor Ort zu einen Austausch kulturell unterschiedlicher Ideen und Ansichten anzuregen“.

Das von der Künstlerinnengruppe msk7 initiierte und geleitete Projekt vergibt in den Jahren 2019 und 2020 jeweils von Mai bis September zehn Aufenthaltsstipendien für internationale Künstlerinnen und Künstler, die für einen Monat in dem Bauwagen leben und arbeiten, der in einer der teilnehmenden Berliner Flüchtlingsunterkünfte aufgestellt wird.

2017 erhielt Residenzpflicht den 2. Preis und die Realisierungsempfehlung des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs für die Modularen Unterkünfte für Flüchtlinge, der vom Land Berlin ausgerufen wurde.

Am 5. Juli wird die dritte Künstlerin begrüßt: Die Musikerin Simone Bailey (*1982, lebt in San Francisco) wird in der MUF Kiefholzstraße den Bauwagen beziehen.

residenzpflicht.berlin
andreeachirica.com

Ferial Nadja Karrasch

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Titel zum Thema Residenzpflicht:

RESIDENZPFLICHT
Das Stipendienprogramm für Künstler*innen in Modularen Unterkünften für Geflüchtete in Berlin geht in die zweite Runde

Home. Work in Progress – Andreea Chiricā zeichnet Geschichten über Heimat
Besprechung: Auf dem Innenhof der Modularen Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) in der Paul-Schwenk-Straße in Marzahn steht der quietschgelbe, zum Wohn-und Arbeitsraum umgebaute Bauwagen des Projekts Residenzpflicht.

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