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Teile des Ganzen. Die Ausstellung Fragment in der Guardini Galerie

von Barbara Borek (08.08.2019)
vorher Abb. Teile des Ganzen. Die Ausstellung Fragment in der Guardini Galerie

Claudio D´Ambrosio, Fragment eines Quadrats, 2006, 52 x 39 cm Acryl auf Jute, 150 x 150 cm

In der aktuellen Ausstellung in der Guardini Galerie sind Arbeiten von 24 Künstlerinnen und Künstler zu sehen, in denen das Fragment - so der gleichnamige Ausstellungstitel - als gestalterisches Mittel, aber auch inhaltlich im Zentrum steht. Dabei dienen die unterschiedlichen Auslegungen des Bruchstückhaften zum Beispiel in seiner dekonstruktiven Konnotation oder als Versatzstück komplexer Anordnungen oder auch als Perspektiven öffnende Form als Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzungen.

So zeigt Herta Müller acht ihrer aktuellen Wort-Satz-Collagen. Zeitungsschnipsel, die von der Künstlerin ausgewählt, verdichtet, ausgeschnitten wurden, ergeben scheinbar zufällige Geschichten, ohne Anfang, ohne Ende. Arbeiten, die dennoch sprachlich und zugleich visuell ihre Wirkkraft entfalten. Herta Müller, die 2009 den Nobelpreis für Literatur erhielt, bietet mit ihren kurzen Aufzeichnungen (Er erzählt wo der Himmel auf die Erde fällt, 20.03.2019, Collage) komplexe Wortgeflechte an, konzentriert und fast magisch zum Weiterdenken auffordernd. Es macht Spaß auf Entdeckungsreise zu gehen und zu versuchen, das Fragmentarische immer wieder neu zu bündeln.


Herta Müller, Er erzählt wo der Himmel die Erde fällt, 20.03.2019, Collage, 15 x 10 cm ca. 380 cm x 480 cm (Ausschnitt) © Herta Müller, VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Auch die vierteilige Serie fein gezeichneter Blätter von Bettina Munk (Serie PPS, 2018/19, Japanische Tusche und Stempelfarbe auf Papier) lässt eintauchen in eine Dynamik aus Wiederholung und Wandel. Die Künstlerin zieht Kreise über das Papier, die schwarze Tuschfarbe unterschiedlich stark aufgetragen, jeweils in der rechten oberen Ecke befindet sich ein Stempel mit Datumsangaben. So bricht Munk die Beziehung zwischen Zeichen und Zahlen, fügt den meditativen Bildern ein nummerisches System hinzu. Claire Laude dagegen sucht mit ihrer Rauminstallation Ephemeral Interects, La Maison de Verre (2019, Holz, Glas, Farbreste, Metall) die Verortung „realer Fundstücke“ und platziert Teile von Fenstern und Türen unabhängig voneinander und ohne verbindende Mauerteile im Ausstellungsraum.

Claudio D’Ambrosio wendet sich der Form des Vierrecks zu. Auf seinen fünf Arbeiten, dem großformatigen Fragment eines Quadrates (2006, Acryl auf Jute) sowie vier kleineren Formaten ohne Titel (2013-17, Acryl auf Leinwand) löst er die Einheit des geometrischen Zeichens auf und durchbricht sie mit Linien, die er über die Leinwand führt. Doch auch diese Spuren bleiben im Rahmen, ihr weiterer Weg ist nicht sichtbar, kann und muss gedanklich weitergeführt werden.


Harriet Groß, Vocabulary, 2019, Raumzeichnung mit Papier Cutouts (6-teilig ca. 380 cm x 480 cm (Ausschnitt), Foto: Hans-Georg Gaul

Die Raumzeichnung von Harriet Groß geht den entgegengesetzten Weg. Ihre Arbeit überzieht eine ganze Wand der Galerie. Die Cut-Outs der Arbeit Vocabulary (2019, Raumzeichnung, Papier, Cut-Outs, 6-teilig) lassen Spiralen, Netze oder Fotogramme assoziieren, wie das Vokabular einer Sprache bilden sie zusammen eine visuelle Erzählung, sind jedoch auch einzeln erkennbar.

Aus Erzählungen sowie einem Tapetenbuch, in das Fotos und Texte eingeklebt wurden, besteht die Arbeit Tapetenwechsel – Erinnerungen zum Rennebogen von Susanne Ahner und Frika Duwe (2005/06, Tapetenbuch, Fotos/ Texte und Audio-Interviews). Die Künstlerinnen lassen Bewohner*innen einer Siedlung in Magdeburg zu Wort kommen und befragen sie zu ihren Wohnsituationen. Aus den Versatzstücken der Schilderungen und verwendeten Dinge ergibt sich ein vielschichtiges Porträt ihres Lebens. So wie auch die Ausstellung selbst in einem abwechslungsreichen Parcours darauf hinweist, dass sich gerade durch die Auseinandersetzung mit dem Moment, mit dem Ausschnitthaften, eben mit dem Teil eines Ganzen komplexe Zusammenhänge eröffnen können und sich Unerwartetes entdecken lässt.

Am Freitag, den 19. Juli findet um 18.30 Uhr ein Künstlergespräch mit Ausstellungsrundgang mit der Bildhauerin Susanne Specht statt. Sie wird der Frage nach dem „Fragmentarischen als künstlerischem Potential“ nachgehen. Am Freitag, den 9. August, ebenfalls um 18.30 Uhr, geben sich die Interpretinnen Margrit Jacobsen (Saxophon) und Riki von Falken (Tanz) anlässlich der Finissage gegenseitig Impulse auf dem Weg in offene und nicht vorhersehbare Räume.

Der Eintritt in die Ausstellung und zu den Veranstaltungen ist frei, Führungen können angefragt werden.

Künstler*innenliste:
Susanne Ahner und Frika Duwe, Colin Ardley, Thorsten Brinkmann, Birgit Cauer, Claudio D’Ambrosio, Birgit Dieker, Lara Faroqhi, Harriet Groß, Mark Lammert, Mathias Lanfer, Claire Laude, Herta Müller, Bettina Munk, Antonio Panetta, Alke Reeh, Nadja Schöllhammer, Jo Schöpfer, Susanne Specht, Caro Suerkemper, Cony Theis, Dagmar Uhde, Dagmar Weissinger und Sofi Zezmer.

In Kooperation mit der Willms Neuhaus Stiftung
Kuratorinnen:
Birgit Möckel, Susanne Specht und Frizzi Krella

Fragment
bis zum 9. August
Guardini Galerie
Askanischer Platz 4
10963 Berlin
Mo – Fr 10-18 Uhr

www.guardini.de

Barbara Borek

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