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Berlin Daily 10.12.2024
Künstler*innengespräch

19 Uhr: mit Professorin für Medienkunst an der HGB Leipzig, Christin Lahr und den Künstler*innen der Ausstellung "Crimes of Carelessness (the deep and the foamy)" (engl.). VILLA HEIKE | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin

Feel surprised!

von Ferial Nadja Karrasch (14.04.2021)
vorher Abb. Feel surprised!

"Was Künstler*innen aktuell lesen/What Artists Are Reading Right Now", Ausstellungsansicht, März 2021, Foto: Jens Ziehe

Anfang März eröffnete in Mitte der neue Ausstellungsraum RL16 – zwar blieben die Türen für Besucher*innen geschlossen, aber die Präsentation „Reading Window“ ermöglicht durch das Schaufenster einen Blick in die aktuelle Lektüre der an dieser ersten Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstler.
Ferial Nadja Karrasch traf sich per Videoanruf mit der Kunstkritikerin und Autorin Barbara Buchmaier, die als künstlerische Leiterin das Programm von RL16 gestaltet.

Ferial Nadja Karrasch: Barbara, auf der Homepage des Ausstellungsraumes steht: „RL16 ist ein Raum zur Präsentation und Diskussion zeitgenössischer Kunst und ihrer gesellschaftlichen Implikationen“. Außerdem machst Du es ja mit dem „feel surprised“, das als Endlosschleife über den Bildschirm läuft, sehr spannend. Kannst Du etwas ausführlicher beschreiben, was Dein Anspruch und Deine Vision ist?

Barbara Buchmaier: Mit dieser im Januar, also zu Beginn meiner Tätigkeit für RL16, bewusst offen formulierten Vorstellung möchte ich einen Hinweis darauf geben, dass die bei RL16 präsentierten Ausstellungen jeweils eine Diskussion eröffnen oder aufnehmen sollen, die über den Kunstkontext hinausreicht und in der aktuelle, auch kritische Fragestellungen enthalten sind – etwa zum Status von Kunst, zum Verhältnis von Kunst, Mode und Design, zu Wertbildungsprozessen, Konsum und Begehren oder auch zu Themen wie Älterwerden/Alterswerk, Wiederentdecken und/oder Verlust. Meine Herangehensweise als Kunstkritikerin wird da sicher mit einfließen, d.h. die Lust an genauer Recherche, an der Lektüre auch historischer Werke und Texte, am Dialog und am Herausstellen weniger bekannter Zusammenhänge. Das soll aber nicht heißen, dass jede einzelne Ausstellung einem vorgegebenen oder vorhersehbaren Diskurs unterworfen sein muss. Abgesehen davon geht es darum, sich auf das Werk einzelner eingeladener Künstler*innen einzulassen und mit diesen zusammen Ausstellungen zu entwickeln – auch deshalb das Motto: „feel surprised“.

FNK: In unmittelbarer Umgebung befinden sich einige, ziemlich unterschiedliche Kunst-Orte – verschiedene Galerien, der LVX Pavillon der Volksbühne, der Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz. Wie fügt sich RL16 in dieses Puzzle ein, bzw. wie grenzt RL16 sich hiervon ab?

BB:Schwierige Frage: Klar ist auf jeden Fall, dass RL16 keine kommerzielle Galerie ist. Ansonsten sehe ich die von Dir genannten Orte, die selbst in der Regel ein ziemlich anspruchsvolles und spannendes Programm vorweisen, egal ob sie nun Galerie, Projektraum oder Kunstverein sind, nicht als etwas, von dem RL16 bewusst abgegrenzt werden müsste, viel eher sind Kooperationen denkbar.
Gleichzeitig trifft man in der unmittelbaren Umgebung von RL16 ja auch auf viele Geschäfte, darunter Boutiquen, Konzept- und Vintage-Stores, die teils auch zu größeren Konzernen gehören. Genau dieses Umfeld finde ich gut. Natürlich bleibt abzuwarten, wie sich dieser ganze Kontext in den nächsten Monaten bzw. nach Covid-19 darstellen wird.

FNK: Wie kam es zur Gründung von RL16?

BB: RL16 wurde als gemeinnützige GmbH von Margit und Prof. Dr. Christoph Behrend gegründet, mit dem Anliegen, Kunst und Kultur – überregionale und internationale Künstler*innen und deren Austausch – u.a. durch öffentliche Präsentationen in Räumlichkeiten in der Rosa-Luxemburg-Straße 16 zu fördern.

FNK: Wie viele Ausstellungen sind pro Jahr geplant? Bzw. planst Du schon für das ganze Jahr vor oder entwickelst Du das Programm nach und nach?

BB: Ich habe ja erst Anfang des Jahres angefangen und entwickle das Programm seitdem nach und nach. Die ganze Pandemie-Problematik macht mir das nicht gerade leicht. Ich denke, dass wir auf etwa 6 Ausstellungen pro Jahr kommen können.

FNK: Wird es auch andere Formate als Ausstellungen geben?

BB: Ja, auf längere Sicht gesehen soll es auch Veranstaltungen geben, darunter Gesprächsrunden, Workshops und Buchpräsentationen. Dafür eignen sich insbesondere die Räume im zweiten Stock.


"Was Künstler*innen aktuell lesen/What Artists Are Reading Right Now", Ausstellungsansicht, März 2021, Foto: Jens Ziehe

FNK: Woher die Idee zu einer Schaufensterausstellung kommt, ist mit Blick auf die aktuelle Situation klar, wie kamst Du aber auf die Idee eines „Reading Windows“?

BB: Mir ging es darum, etwas auszuprobieren und anzubieten, das auf mehreren Ebenen funktioniert: Die Ausstellung lädt die vorbeigehenden Leute dazu ein, sich ganz verschiedene Bücher anzusehen und gleichzeitig aus der Perspektive der teilnehmenden Künstler*innen – also in deren Begleittexten – etwas darüber zu erfahren. Jede*r kann sich etwas aussuchen, das ihn anspricht. Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass sie sich einzelne der Bücher bestellt haben.
Gleichzeitig lernt man auf diesem Weg auch die Künstler*innen kennen und erfährt mit was sie sich, möglicherweise ja auch stellvertretend für eine größere Gruppe, aktuell – in dieser Zeit der weitgehenden Isolation – beschäftigen. Und die Künstler*innen geben gleichzeitig Auskunft über sich selbst – also im Sinne von „Imagebildung“ oder „Werbung“ ...
Beim Aufbau der Ausstellung hat sich mir insbesondere die Frage gestellt, wie ich die Bücher und Texte präsentiere, da ja jeder Beitrag ein bestimmtes Thema, einen bestimmten Kontext mit sich bringt. Nicht jedes Buch wäre neben jedem gutgegangen ... Das war eine lehrreiche Erfahrung im Kleinen, die ich sicher noch länger im Gedächtnis behalten werde, auch weil jetzt noch eine Fortsetzung geplant ist: Im „Reading Window 2“ werden Kunstkritiker*innen zeigen und kommentieren, was sie aktuell lesen. Auf unserer Website wird auch dieses zweite „Lese-Fenster“ inklusive der Texte der Teilnehmer*innen dokumentiert werden. So können sich alle, die es nicht schaffen, persönlich zum Schaufensterbummel vorbeizukommen, über die Buchvorschläge informieren.
 
FNK: Wie kam die Auswahl der Künstler*innen zustande?

BB: Ich habe elf Künstler*innen angeschrieben, von denen ich wusste oder vermutet habe, dass sie viel lesen oder für die die Lektüre von Büchern/Texten ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist. Einige von ihnen kannte ich bereits aus früheren Arbeitszusammenhängen, aber nicht alle. Dabei war es mir wichtig, Künstler*innen mit verschiedenen Arbeitsschwerpunkten und aus unterschiedlichen Generationen einzuladen; auch leben nicht alle in Berlin.
Zu meiner großen Freude haben dann alle, auch die, die ich nicht persönlich kannte, Interesse an dem Konzept gezeigt und Bücher und Texte eingereicht.

FNK: Wann wird die kommende Ausstellung eröffnen?

BB:„Reading Window 2“ wird ab dem 23. April im Schaufenster zu sehen sein – eine Eröffnung dazu wird es pandemiebedingt leider nicht geben.

Ausstellung: "Was Künstler*innen aktuell lesen/What Artists Are Reading Right Now", März 2021

Künstler*innenliste:
Sunah Choi, Loretta Fahrenholz, Laura Horelli, Tobias Kaspar, Alexander Lieck, Elliott Jamal Robbins, Anette Rose, Aura Rosenberg, Andreas Siekmann, Suse Weber, Alex Wissel


rl16.de
RL 16, Rosa-Luxemburg-Straße 16, 10178 Berlin

Ferial Nadja Karrasch

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Titel zum Thema RL 16:

Feel surprised!
Ein Gespräch von Ferial Nadja Karrasch mit Barbara Buchmaier über den neuen Ausstellungsraum RL16

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