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Boris Lurie

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Berlin Daily 29.03.2024
CARDIAC; the heart is a muscle

19 Uhr: eine Performance, konzipiert und präsentiert von Katrina E. Bastian. Uferstudios_Studio 1 | Uferstr. 8/23 | 13357 Berlin

The fittest fits anytimes

von Maximilian Wahlich (28.08.2021)
vorher Abb. The fittest fits anytimes

Laure Catugier
From the series „Balconing#5“, 2021 
Direct print on wood 20mm , 44 x 68 cm


Mitten im Park am Gleisdreieck steht das B-Part. Ein Holzkasten aus nachhaltigen Baumaterialien, einfach zerlegbar und wieder zusammen zu montieren, mobil und kantig. Im Inneren befindet sich ein Co-Workingspace, ein Café und ein kleines, umzäuntes, von allen Seiten einsehbares Eck zum Trainieren ohnehin trainierter Körper. Das Programm des temporären Stadtlabors lässt sich unterteilen in Zukunft, Bewegung/Körper und Kunst/Kultur. Für den letzten Part gibt es einen kleinen Ausstellungsraum. Die dort präsentierten Ausstellungen handeln häufig von Stadtraumentwicklung. Der Bezug ist real, auch für dieses Fleckchen stehen enorme Veränderungen an: Hier sollen neue Gebäude entstehen, das B-Part wird diesen Bauten dann weichen müssen, kann sich aber dank seiner flexiblen Architektur anderswo niederlassen.


Katja Pudor
Future Proof #1 
Mixed Media, Buchseiten
21 cm x 29 cm gerahmt


Die derzeitige Ausstellung „Zu einem neuen Ganzen“ zeigt 19 künstlerische Positionen anhand jeweils eines Werks. Gemeinsame Nenner sind der Stadtbezug und ein ähnliches Verständnis rund um Collage/Montage. Nun dient das Spektrum technischer Verfahren nicht dem Abzirkeln seiner Möglichkeiten oder gar einem Definitionsversuch.
Collagen/Montagen werden schlicht als zeitgemäßer Ausdruck verstanden, so sind sie heutzutage allgemein verständliche Syntax. Gleich eine der ersten Arbeiten im Ausstellungsraum veranschaulicht, wie vertraut uns die Collage mittlerweile ist. Katja Pudor verknüpft in ihrer kleinformatigen Arbeit zwei architektonische Archetypen. Das Foto eines brutalistischen Kirchenbaus und einer modernistischen Villa stehen nebeneinander und schaffen in ihrer Konfrontation eine weitere Sinnebene. Solche Gegenüberstellungen gehören heute zum ABC jeder Medienkompetenz.
Modern und zeitgemäß will die Ausstellung sein und so wird das traditionell analoge Verfahren mit Papier modernisiert, es wird aktualisiert, gestrafft. Das Ergebnis kann im Zirkus zeitgenössischer Kunst durchaus mitspielen. Doch welchen Stellenwert hat Kunst an einem Ort, wo ein Trainings-Käfig sowie Co-Workingspaces von einer neoliberalen, aber vor allem auf Selbstoptimierung getrimmten Gesellschaft zeugen? So lässt die rundum gelungene Ausstellung, die sich mit der Transformation der Stadt, einen blinden Fleck: die zunehmende Verdrängung von Kulturorten und ihr zeitgleiches Mitmischen in sogenannten „Aufwertungsprozessen“. Einerlei, so spannend diese Seiten sein mögen, sie hätten den kleinen Ausstellungsraum sicherlich gesprengt.


Sinta Werner
Von Strömungen und Störungen I, 2017
Collage aus Buchseiten, Objektrahmen
32 x 24,5 x 17,5 cm (Rahmengröße)


Unter den 19 ausgestellten Positionen befinden sich altbekannte Größen wie Haus-Rucker-Co oder Axel Lieber, aber auch weit weniger prominente Künstler*innen wie Louise Bristow oder Sinta Werner. Bei Werner schlängelt sich die Collage zentrifugal um eine Wendeltreppe, sodass die Erfahrung beim Aufsteigen einer solchen Treppe in den Raum und auf die Betrachter*innen raffiniert übertragen wird: Im Schauen neigen wir beim Versuch nachzuvollziehen, wie es nach der Kurve der fortlaufenden Drehung weitergeht, den Kopf. Auch Axel Lieber spielt mit Raum. Er entfernte den Bildraum von Comics, ließ bloß den Rahmen stehen und montierte die Seiten zu einem Kubus zusammen.


Axel Lieber
ohne Titel, 2000
Comics, Card Board
28 x 20 x 20 cm


Die Leerstellen in Liebers Arbeit erscheinen plötzlich wie Fensterausschnitte eines modernen Hauses mit großflächigen Glasseiten. Zusätzlich lassen die verbliebenen Bildränder der Fantasie freien Lauf, was sich in den Fenstern wohl abgespielt haben könnte.

Eine großformatige Arbeit von Evol bricht mit der üblichen Definition von Collage. Unklar, ob Fotografie, Gemälde oder Druck, wird erst von Nahem deutlich, dass das Motiv einer Fassade auf einen Pappkarton gesprayt wurde. Die Oberfläche des Kartons gleicht einer alten unsanierten Hausansicht, damit erscheinen angerissene Stellen des Kartons wie abgeplatzter Putz. Das Werk funktioniert wie oben ausgeführt, nur grenzen keine Bilder aneinander. Hier überlagern sich zwei Motive, zwei Gedankenräume, die einzeln eine Geschichte erzählen und miteinander kombiniert ganz neue Assoziationen freigeben.

Vollkommen anders operiert Laure Catugier. Auch sie spielt mit ihrem Trägermaterial: Auf zwei überlappende und leicht verstellte Holzplatten sind ein Foto eines Hauseingangs und eines Balkons gedruckt. Catugier stellt die Pole oben/Balkon/Ausblick und unten/Eindringen/Dunkelheit gegenüber. Formal verbunden werden sie über die Schattenfläche, die sich über beide Tafeln zieht. Der Träger Holz verleiht der Arbeit eine architektonische Eigenständigkeit, mithin wirkt das Werk autonom von der Umgebung. Angedacht ist laut dem Kurator Rüdiger Lange, Catugier demnächst eine Einzelausstellung zu widmen.

Künstler*innen: Charlotte Bastian, Louise Bristow, Susanne Bürner, Laure Catugier, Frank Coldewey, Juliane Duda, Evol, Till Exit, Haus-Rucker-Co, Vanessa Henn, Ofra Lapid, Ronny Lichtenberg, Axel Lieber, Andrea Pichl, Katja Pudor, Thomas Ravens, Henry Wegener, Sinta Werner, Stephen Willats.
Kurator: Rüdiger Lange

B-Part Exhibition Berlin
Ausstellung: 09.07. – 28.08.2021
Öffnungszeiten: Mi – Sa: 14 –18 Uhr
(Es gelten die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln, im Raum bitte Maske tragen)

B-Part Am Gleisdreieck
www.bpart.berlin
Luckenwalder Str. 6b
10963 Berlin

Zu einem neuen Ganzen - loop_2020 ( www.loop-raum.de

Maximilian Wahlich

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Für Schnellentschlossene: Ausstellung endet heute ...: Mitten im Park am Gleisdreieck steht das B-Part. Ein Holzkasten aus nachhaltigen Baumaterialien, mobil und kantig.

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