Für den 7. Neuköllner Kunstpreis hatten sich über 180 Künstler:innen mit einem Wohnsitz oder Atelierstandort in Neukölln beworben. Nominiert wurden Florian Bong-Kil Grosse, Friederike Hammann, Peter Hock, Silvia Noronha, Katharina Reich, Antje Taubert, Sarah Wohler. Nun stehen die Preisträgerinnen fest.

1. Preis – 3.000 Euro: Katharina Reich mit Depot 2022-2023
2. Preis – 2.000 Euro: Silvia Noronha mit Shifting Geologies
3. Preis – 1.000 Euro: Sarah Wohler mit Retreat (inaccessible modular shelters)


Die Preise wurden am 3. Februar 2023 durch die Kulturstadträtin Karin Korte verliehen. Ihre Arbeiten sind in einer Gruppenausstellung in der Galerie im Saalbau bis zum 16. April 2023 zu sehen.


Katharina Reich, Depot 2022-2023, © Marceline Wellmer, VG Bild-Kunst

In der Jurybegründung heißt es zu den Arbeiten der Preisgewinnerinnen:

"Die Installation „Depot 2022-2023“ von Katharina Reich liest sich als persönliches Statement zur aktuellen politischen Situation. Die Jury überzeugte vor allem, wie die Künstlerin Alltagsgegenstände neu zusammensetzt und so die Schrecken von Krieg, Militarismus und Totalitarismus bloßlegt. Die Installation lockt in ihrer vordergründig klaren, frischen Setzung dazu ein, sich immer weiter in die Einzelheiten zu versenken. Nach und nach erschließt sich den Betrachtenden dabei die bedrückende Tiefe des Werkes.

Das Werk „Shifting Geologies“ von Silvia Noronha ist eine Zukunftsarchäologie in ästhetischer Perfektion. Die offene, begehbare Präsentation der künstlich geschaffenen Artefakte des Anthropozäns vermittelt das verwirrende Gefühl, sich in einer bereits eingetretenen Zukunftsfiktion zu befinden. Die negativen Folgen des menschlichen Eingriffs in die Natur werden hier auf eine neutral-neugierige Weise seziert und ausgestellt. Im Angesicht der schweren Thematik ruft die spielerische Leichtigkeit und detaillierte Farbigkeit der „Fundstücke“ beim Betrachten eine Irritation hervor, die es ermöglicht, neben der erwarteten Dystopie weitere Zukunftsszenarien anzudenken.
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Die Installation „Retreat (inaccessible modular shelters)“ von Sarah Wohler ist in ihrer Instabilität ein fein gesetzter Kommentar zur Fragilität der menschlichen Existenz. Simple Baumaterialien sind zu einem hochästhetischen Gebilde zusammengestellt, das dazu aufzufordern scheint, seinen Ist-Zustand nur als temporär wahrzunehmen und seinen Wandel bereits im Betrachten mitzudenken. Die genutzten Fake-Tapeten konterkarieren dabei die Schwere einer Architektur, die gar nicht gegeben ist." ­

­ Sonderpreis STADT UND LAND
Die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH wird als Zusatzpreis einen Ankauf tätigen: Ein Werk der Künstlerin Antje Taubert, das in der Konzernzentrale des Neuköllner Wohnungsbauunternehmens einen Platz finden wird.

­Jury
Kathrin Becker (Künstlerische Direktorin KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst), Arno Bojak (Künstler), Petra Lottje (Künstlerin), Yolanda Kaddu-Mulindwa (Leiterin der kommunalen Galerien Neukölln), Dr. Martin Steffens (Leitung der Kulturstiftung Schloss Britz und Vorstand Kulturnetzwerk Neukölln e.V.). Die Juryleitung (ohne Stimmrecht) hatte Nora Zender.

Ausstellung vom 4. Februar bis 16. April 2023

Galerie im Saalbau
Karl-Marx-Straße 141
12043 Berlin
Telefon
030 90239 3772