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Berlin Daily 12.12.2024
Lebensbild. Die Künstlerin Hannah Höch

18 Uhr: Dialogische Bildbetrachtung mit Friederike Proksch und Claudia Wasow-Kania. Museum Reinickendorf | Hannah Höch Raum | Alt-Hermsdorf 35, 13467 Berlin

Eine Oase für Kunst. Der Künstlerhof Frohnau feiert 25jährigen Geburtstag

von Maximilian Wahlich (15.08.2023)
vorher Abb. Eine Oase für Kunst. Der Künstlerhof Frohnau feiert 25jährigen Geburtstag

Ausstellungsansicht "Langzeitbelichtung", Rathaus Reinickendorf, Foto: Joe Clark

Der Künstlerhof Frohnau feiert mit der Ausstellung „Langzeitbelichtung“ seinen 25jährigen Geburtstag im Rathaus Reinickendorf. Dort befindet sich eine der kommunalen Galerien des Nordberliner Bezirks. Eigentlich kommen Menschen vor allem für Behördengänge in den Nachkriegs-Bau. Eigentlich ist das ein Ort für Bezirkspolitik. Eigentlich haftet dem Ort ein etwas muffiges Image an - eigentlich. Aber nicht in Wirklichkeit...

... in Wirklichkeit wird das Treppenhaus des Rathauses als Ort der Begegnung schon seit langem für Ausstellungen genutzt. Kulturarbeit wird so einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Die jetzige Ausstellung beginnt mit einer Montage aus Fotografien, die das bewegte, noch junge Leben des Künstlerhof Frohnau abbilden. Weitab vom Raummangel innerstädtischer Atelierräume ruht diese Oase inmitten eines Waldstücks am Rande Berlins. Im Grunde handelt es sich um eine Art Kleinsiedlung aus den 1930er-Jahren. Einst wurden an diesem Ort lungenkranke Menschen geheilt, danach diente die Anlage als Zweigstelle der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik.
Heute leben und arbeiten hier knapp 40 Künstler:innen. Initiiert wurde der Künstlerhof Frohnau in den 1990er-Jahren von dem Künstler und Kunstvermittler Dieter Ruckhaberle (1938-2018). Die Ausstellung „Langzeitbelichtung“ zeigt etwa 30 unterschiedliche Positionen. Sie alle haben einen Bezug zur Kreativgemeinschaft – viele der Künstler:innen haben hier gelebt oder leben hier noch, andere sind mit dem Ort und seinem landschaftlichen Reiz verbunden.

Die meisten Arbeiten dieser Jubiläumsausstellung beziehen sich auf Motive und Themen aus der Natur. Der Ausstellungsrundgang mäandert locker über drei Etagen. Durch die lineare Hängung entlang des Treppenhauses ergibt sich der Weg von selbst. Zudem werden alle Werke mit knappen Statements der Künstler*innen in Kontext gesetzt.


Ausstellungsansicht: Barbara Salome Trost, Saskia Hubert, Sylvia Seelmann. Foto: Joe Clark

Eine der ersten Positionen ist von Saskia Hubert mit ihrer Fotocollage „Waldhaus“. Dazu hat die Künstlerin mehrere Aufnahmen von der Insel Gotoland zu einem neuen Foto zusammengefügt. Die bekannten Motive verschmelzen in einem fiktiven Ort. Die Technik der Fotografie verleiht dem Motiv einen gewissen Wahrheitsgehalt. So erscheint das Bild wie eine Fata Morgana. In direkter Nachbarschaft hängt Gudrun Schlemmers „Baumfalter“. Die Künstlerin arbeitet mit Materialien aus der Natur – und nutzt deren genuine Eigenschaften wie Hitze oder eisige Temperaturen. Beispielsweise trägt sie ihre sogenannten Frostbilder bei Minusgraden aus dem Atelier und lässt die Farbschichten auf der Baumrinde von der Kälte zusammenziehen. Ergebnis sind Gebilde mit von der Natur geformten, fein verästelten Adern und Rissen.


Ausstellungsansicht: Almut Flentje. Foto: Joe Clark

Kurz darauf mündet das breite Treppenhaus in eine geräumige Nische mit großen Fensterflächen. Natürlich beleuchtet, befinden sich hier drei Positionen mit Plastiken. So schimmert an diesem Ort Almut Flentjes Glasarbeit „Atmen“. Flentje betreibt seit 1999 einen Galerie- und Werkstattraum am Künstlerhof Frohnau. Für ihr Werk schmilzt sie Glas, formt sphärisch anmutende Plastiken. Flentje ist nicht nur direkt am Hof tätig, ihr Werk bezieht sich auch konkret auf die Institutionsgeschichte der ehemaligen Lungenheilanstalt. Ihre Lunge wirkt sauber, wir sehen geradezu den Geruch von Natur: ätherisch und doch lässt sich frei atmen.

Im mittleren Geschoss wird der Ortsbezug weiter aufgenommen. Die Arbeiten befassen sich unter anderem mit Dieter Ruckhaberles Archiv, das sich auf dem Gelände befindet. Ruckhaberle war u.a. Gründungsmitglied und Direktor der Staatlichen Kunsthalle Berlin und Mitbegründer des Neuen Berliner Kunstvereins und der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst.
Visuell ansprechend ist unter anderem „Archiv KHF: Eine dekonstruktive Spurensuche“ von Kirstin Rabe. Dafür entnahm sie dem Archiv Bücher, Poster, Postkarten, Kopien von Briefen sowie Kataloge. Die Druckerzeugnisse ließ sie dann wie Teststreifen zu einzelnen rechteckigen Fließenformen pressen. Der Farbton changiert vom Weißen ins Gräuliche und manchmal ins Beige-Gelbe. Ergänzt werden die einzelnen Rechtecke mit Angaben, aus welchem Katalog oder Poster sie bestehen.


Ausstellungsansicht: Astrid Weichelt, Tina Tahir, Ojoboca, Kirstin Rabe, Susanne Schill. Foto: Joe Clark

Es ist mutig und schön, dass der Künstlerhof sein Archiv für künstlerische Arbeiten geöffnet hat. Dieser zeitgemäße Umgang und die jungen Positionen der Ausstellungen entkräften einmal mehr das Vorurteil eines abgehängten und verstaubten Nordberliner Bezirks, der mit lebendigen (und noch bezahlbaren) Orten für Kreativschaffende punkten kann.

Kurator:in: Katja Hock und Kaya Behkalam

Ausstellungsdauer: 26.05 – 18.08.2023
Öffnungszeiten: Mo-Fr, 9-18 Uhr

Rathaus-Galerie Reinickendorf, Eichborndamm 215, 13437 Berlin
www.kuenstlerhof-frohnau.de

Maximilian Wahlich

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Titel zum Thema Künstlerhof Frohnau:

Eine Oase für Kunst. Der Künstlerhof Frohnau feiert 25jährigen Geburtstag
noch bis Freitag: Die Ausstellung „Langzeitbelichtung“ entkräftet einmal mehr das Vorurteil eines verstaubten Nordberliner Bezirks, der mit lebendigen Orten für Kreativschaffende punkten kann.

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