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Berlin Daily 27.04.2024
Ausstellung Melting Mountains: Vortrag+Gespräch

17 Uhr: mit Theresa Schubert (Künstlerin) und Ingeborg Reichle (Kunsthistorikerin / Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam). Projektraum MEINBLAU, Christinenstr. 18-19, 10119 Berlin

Eine fabelhafte Welt aus Glas, Terrakotta, Bronze und Plüsch. Leiko Ikemura in der Sammlung Feuerle

von Katja Hock (19.08.2023)
vorher Abb. Eine fabelhafte Welt aus Glas, Terrakotta, Bronze und Plüsch. Leiko Ikemura in der Sammlung Feuerle

Installation view of the second Silk Room exhibition. ‘’When Animals Become Art. Leiko Ikemura at The Feuerle Collection.‘’ Plush toys. In the background Usagi, 2022, Terrakotta, glasiert/ terracotta, glazed, ca. 121 x 58 x 58 cm. Paintings (Red Tree), 2013, Tempera auf Jute/ 70x50cm tempera on jute. Photo: Wai Kung Courtesy the artist. © Leiko Ikemura and The Feuerle Collection

Wie ein Betonmonster wirkt der ehemalige Fernmeldebunker und Sitz der Sammlung Feuerle am viel befahrenen Halleschen Ufer bei grauem Berliner Regenwetter. Ein Wachmann dreht seine Runden auf der Straße. Erst nach Klingeln und Kamerakontrolle wird der Einlass ins Gebäude gewährt. Im Inneren erklären sich die Sicherheitsvorkehrungen und Staunen macht sich breit. Ohne Tageslicht, von der Außenwelt durch die massiven Mauern abgeschnitten, ist nur das leise Surren der Lüftungsanlage zu hören. Ab und zu das Rumpeln der U-Bahnen, die in Richtung Hallesches Tor fahren.

Hinter den dicken Mauern der Feuerle Collection wartet eine fabelhafte Welt aus Glas, Terrakotta, Bronze und Plüsch, die es über die aktuelle Ausstellung When Animals Become Art. Leiko Ikemura at The Feuerle Collection hinaus zu entdecken gibt. Auf 6.000 Quadratmetern wird zeitgenössische Kunst kaiserlich-chinesischen Möbeln und antiker Kunst aus dem südostasiatischen Raum gegenüberstellt.

Die beiden großen Ausstellungshallen beeindrucken atmosphärisch durch die rauen Betonflächen sowie die dunklen Stelen und Glasvitrinen – gedämpftes, weiches Licht umgibt die Ausstellungsobjekte wie Nimben. Désiré Feuerle hat diesen außergewöhnlichen Ort für seine Sammlung nach dem Slow-Art-Prinzip gestaltet: Licht und Stimmung spielen im Präsentationskonzept eine tragende Rolle. Keine Beschilderung, keine Beschriftung und damit kaum Ablenkung. Der Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt.
Automatisch verlangsamen sich beim Rundgang die Schritte zu einem medidativen Schreiten. Innehalten und Staunen inklusive.

Um zu der Wechselausstellung der japanischen Künstlerin Leiko Ikemura zu gelangen, durchquert man die zwei Ebenen der ständigen Schau. Der sogenannte Silk Room im Erdgeschoss wurde im vergangenen Herbst für temporäre Kunstausstellungen und interdisziplinäre Kulturprojekte konzipiert.
In enger Zusammenarbeit zwischen Leiko Ikemura, die in Berlin lebt, und dem Kurator Désiré Feuerle entsteht ein Erlebnis, das die Besucher*innen als Zuschauer*innen erfahren. Die Künstlerin bewegt sich zwischen Zeichnung, Malerei, Skulptur und Poesie und verknüpft westeuropäische und ostasiatische Kulturen. Erstmals bezieht Ikemura ihre private Stofftiersammlung in das Ausstellungskonzept ein. In der Mitte des Raums erstreckt sich eine Bühne aus schwarzem, mattem Stoff, auf der Plüschtiere positioniert sind. Löwe, Krokodil oder Affe agieren miteinander, führen eine nicht hörbare Konversation.

Bewacht werden die Tiere von zwei Skulpturen, die an beiden Enden des Raums auf hell beleuchteten Podesten stehen. Eine davon ist Usagi, eine Terrakottafigur aus dem Jahre 2022. Ihre Silhouette wirft auf dem hellen Untergrund Schatten. Der durchlöcherte Unterkörper der Figur öffnet mit einem großen Schlitz im Zentrum den holen Unterbau wie ein Zelt. Der Oberkörper und Kopf scheinen miteinander zu verschmelzen. Das Gesicht zeichnet sich durch gerundete Aushöhlungen von Mund und Augen aus, die Stupsnase tritt zart hervor. Das wohl Markanteste an der Figur sind ihre langen nach oben aufgestellten Hasenohren. Es handelt sich um eine Darstellung, die häufig in Ikemuras Arbeiten vorkommt. Der Titel Usagi steht für das japanische Wort Hase, zeigt aber in der Figur einen Hybriden aus Mensch und Tier. Die Künstlerin spielt mit der Verwandlung von Formen und den Zwischenwelten von Realität und Traum. Die Usagi-Figur tritt aus einem Waldhintergrund hervor, der sich aus fünf Gemälden zusammensetzt. Unterschiedliche Baumformationen changieren zwischen Rost- und Blutrot. Ikemura malte sie in Tempera auf Jute und nannte sie alle Red Tree. Durch das besondere Licht im Ausstellungsraum treten sie leuchtend aus der dunklen Wand hervor. Seitlich entlang der Stofftierbühne reihen sich fragile Glas- und Keramikarbeiten aus den 1990er Jahren bis 2022. Velvet Girl von 2021 ist eine kleine, aus zartem rosa Glas gegossene Figur und zeigt eine Schlafende. Die angedeuteten Augen sind geschlossen, ihr Kopf ruht auf den gefalteten Händen. Nur der Rock öffnet sich, wie bei der Usagi-Figur, zu einem Hohlraum. Alle Objekte sind auf satten schwarzen Kissen gebettet, als würde die Schwere ihres Materials sie ermüden.

Die Anordnung der Objekte bildet eine geschlossene Raumkomposition und entfaltet einen ganz eigenen Klang, der sich mit einer intensiven Präsenz körperlich spürbar über die Sinne legt. When Animals Become Art. Leiko Ikemura at The Feuerle Collection eröffnet zugleich ein intimes Gebilde aus persönlichen Schätzen der Künstlerin und entführt uns mit ihrer Kunst in eine geheimnisvolle Sphäre aus Fantasie, Metaphern und rätselhaften Bezügen ihres künstlerischen Universums.

Second Silk Room exhibition: When Animals Become Art. Leiko Ikemura at The Feuerle Collection
07.07.2023 – 07.01.2024
Eintritt 22 Euro, ermäßigt 11 Euro
Fr 14 – 18 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr

The Feuerle Collection
Hallesches Ufer 70
10963, Berlin
www.thefeuerlecollection.org

Katja Hock

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Titel zum Thema The Feuerle Collection:

Eine fabelhafte Welt aus Glas, Terrakotta, Bronze und Plüsch. Leiko Ikemura in der Sammlung Feuerle
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