Modetrends und ihre Entstehung in heutiger Zeit
von (13.12.2022)
Foto: art-in-berlin
Wer wirklich darüber bestimmt, ob etwas Trend wird oder in der Erfolglosigkeit verschwindet.
Kunst und Mode sind zweifelsohne in den Augen vieler eine äußerst ambivalente Angelegenheit, respektive Verbindung: Für manche Zeitgenossen hat beides nichts miteinander zu tun – egal ob sie sich stärker zu Mode oder Kunst hingezogen fühlen. Für andere hingegen ist Mode nicht nur untrennbar mit Kunst verbunden, sondern eine Kunstform für sich.
Eine endgültige Antwort wird sich wohl niemals finden lassen – selbst, wenn man hier einwerfen könnte, dass unter anderem die Kunsthochschule in Berlin Weißensee einen Fachbereich Mode-Design unterhält. Fest steht allerdings, hinter der Mode, und insbesondere ihren Trends, wirken verschiedene Mechanismen, die definitiv in ähnlicher Form aus der Kunst bekannt sind. Daraus ergeht die Frage: Wer definiert eigentlich, was morgen ein Fashion-Trend sein wird?
1. Die großen Institutionen
Eines sei an dieser Stelle bereits verraten: Es gibt definitiv keine einzelne Institution, die definiert, was Trend sein darf – ebenso wenig, wie keine Institution festschreibt, was Kunst ist. Allerdings kann man trotzdem nicht ganz von der Hand weisen, wie sehr anerkannte Institute/Koryphäen/Schulen einen zumindest großen Einfluss haben.
Vielen dürfte diesbezüglich das Pantone Matching System (PMS) als wichtiges internationales Farbsystem bekannt sein – relevant unter anderem im Druck, der Architektur und im Design. Es dürfte nicht verwundern, dass dieses Institut ebenso ein großes Mitspracherecht in Sachen Fashion-Farben hat –
erst kürzlich zu sehen anlässlich der Fashion Weeks in New York und London, wo unter anderem die Farbtrends der Frühjahrs- und Sommermode präsentiert wurden.
Zwar gibt es noch andere Stilbüros, Farbinstitute und ähnliche Koryphäen, die ebenfalls einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss haben. Aufgrund der enormen globalen Bedeutung dürfte das, was Patone sagt, jedoch zumindest bei Farben das größte Gewicht haben – und damit einem zweifelsohne sehr wichtigen Bestandteil von Modetrends.
2. Die Modedesigner
Die Ergänzung „in heutiger Zeit“ in der Überschrift wurde nicht zufällig gewählt. Denn bereits seit einigen Jahren befindet sich die Modewelt, was ihre Trends und deren Entstehung anbelangt, in einem tiefgreifenden Wandel.
In früheren Zeiten konnten Modedesigner fast im Alleingang bestimmen, was zum Trend wurde – mit ein Grund,
warum manche Namen weit jenseits der Branche Legendenstatus haben. Doch selbst wenn Designer nach wie vor durchaus Einfluss haben, so sind die Zeiten vorbei, in denen sie als alleinige Vorreiter wirken konnten.
Im Gegenteil,
der heutige Gestaltungsprozess stützt sich zu nicht unerheblichen Teilen darauf, sich an dem zu orientieren, was andere machen oder sagen. Das können die angesprochenen Institutionen sein, ebenso jedoch völlig andere Quellen. Etwa:
3. Die moderne Avantgarde
Einstmals gab es zwei klar getrennte Mechaniken hinter der Entstehung von Modetrends:
1. Trickle-Down: Große Namen gestalten etwas, das nach und nach in die gesamte Mode durchsickert.
2. Bubble-Up: Das, was in diversen Sub- oder Jugendkulturen entsteht, übt Einfluss auf jene großen Namen aus, die sich davon inspirieren lassen.
Teilweise funktionieren diese Mechanismen heute noch. Allerdings kam insbesondere durch das Zeitalter von Internet und speziell Social Media eine dritte Form hinzu – die häufig deutlich stärker bestimmt.
Noch hat sie keinen so griffigen Namen, dafür ist jedoch ihr Einfluss bereits enorm. Es sind modeaffine Musiker, Schauspieler, Sportler jeglicher Couleur. Dazu immer wieder Influencer, Blogger, YouTuber – die gesamte Riege der „digitalen Stars“ und in vielerlei Hinsicht eine moderne Avantgarde der Modewelt.
Bei ihnen vermischen sich Trickle-Down und Bubble-Up deshalb. Sie wirken sowohl als Multiplikator für Designer wie sie eigene Trends kreieren, die wiederum aufgegriffen werden. Ihre Wirkmacht entsteht insbesondere durch die enorme Sichtbarkeit in der digitalen Welt und das dort vorherrschende, hochrasante Tempo der Informationsverbreitung. Wenn etwa eine
Farina Opoku etwas auf Instagram postet, dann sehen aktuell (Ende 2023) nicht weniger als 2,1 Millionen Menschen diesen Post – von einer so großen Zielgruppe und so rascher Sichtbarkeit konnten Modemagazine früher nur träumen.
Gerade bei jüngeren Generationen sind diese Persönlichkeiten extrem einflussreich. Teilweise wird bereits von einer Instagram-basierten Fashion-Demokratisierung gesprochen. Nutznießer sind nicht zuletzt kleinere und/oder unabhängige Designer, die in früheren Zeiten hinter den großen Studios und Namen kaum sichtbar gewesen wären.
4. Andere Ausprägungen von Design
Selbst wer diese Zeilen als Mensch liest, der die Ansicht vertritt, Mode sei keine Kunst, der wird zumindest in diesem Punkt feststellen, wie eng die Schnittmengen sein können, die sich aus „Dritten“ ergeben, die einen Einfluss ausüben.
Ein Beispiel von vielen: Zweifelsohne dürfte jeder der Aussage zustimmen, Andy Warhol habe einen immensen Einfluss auf Mode ausgeübt. Ebenso zweifelsfrei dürfte jedoch keiner verneinen, wie sehr der Künstler ebenfalls durch andere und anderes beeinflusst wurde – namentlich etwa diverse Designstücke, die sich als „Americana“ zusammenfassen lassen. Beispielsweise Warhols Faszination für typische US-Objekte wie die Campbell’s-Suppendosen.
Erneut gibt es viele weitere dieser Beispiele. Dadurch dürfte es kaum verwundern, wie sehr Mode ebenfalls durch derartige (aktuelle) Dinge inspiriert und beeinflusst wird. Etwa:
• Architektur
• Kultur
• Politik
• Produktdesign
• Soziales
• Technologie
• Zeitgeist
Definitiv kann Fashion sich zum Trend entwickeln, ohne solche Bezüge zu anderen Themen der jeweiligen Zeit aufzuweisen. Allerdings kann Mode zumindest auf mehr Massenkompatibilität bauen, wenn sie sich zumindest ansatzweise in einen solchen Zeitgeist einfügt.
5. Die großen Kritiker und Sprachrohre
Bei den Modemagazinen, den Fashion-Kolumnisten und ähnlichen bekannten Persönlichkeiten verhält es sich ganz ähnlich wie bei den großen Designern: Ihr genereller Einfluss auf modische Trends hat stark abgenommen. Aber er ist nach wie vor präsent und oft genug ein wichtiger Gradmesser.
Insofern ist die Nennung dieser Publikationen und Experten hier mehr als nur „ferner liefen“. Heutige Modetrends setzen sich zu fast gleichen Teilen aus verschiedenen Trendsettern zusammen. Und natürlich spielen die Magazine und die, die sie machen und darin sprechen, deshalb weiterhin eine Rolle – Fashion-Demokratisierung hin oder her.
Rene
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Titel zum Thema Modetrends und Farben:
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