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Berlin Daily 03.10.2024
Tag der offenen Moschee

Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.

Sensible Grenzen - meet me being private in der Kunstbrücke am Wildenbruch

von Katja Hock (01.09.2024)
vorher Abb. Sensible Grenzen - meet me being private in der Kunstbrücke am Wildenbruch

Außenansicht „meet me being private“ © Benjamin Renter

Offengelegte Rohre, Neonlicht kombiniert mit gelblichen Fliesen aus vergangener Zeit – die Kunstbrücke ist ein Neuköllner Off-Space direkt am Wasser, der gefunden und entdeckt werden will. Eine historische Toilettenanlage, die seit 2021 zu den Kommunalen Galerien Neukölln gehört und einst von Schifffahrtsleuten genutzt wurde. Statt weißer Wände und cleaner Ausleuchtung sind die Relikte ihrer ursprünglichen Nutzung zu sehen.
Die aktuelle Ausstellung meet me being private in der Kunstbrücke am Wildenbruch thematisiert die Vermischung von sozialen und architektonischen Grenzen. In der Gruppenausstellung mit Valerie Funk, Teresa Mayr und Stephanie Zurstegge treffen Installation, Skulptur und Zeichnung aufeinander und bilden einen Dreiklang aus Intimität, Öffentlichem und Privatheit.

Die Künstlerinnen von meet me being private teilen die Faszination für vergängliche Zustände des Miteinander im privaten und öffentlichen Raum. Funk, Mayr und Zurstegge beziehen sich unmittelbar auf die Räumlichkeiten der Kunstbrücke und machen sich diese zu eigen: Zwanzig helle Fliesen sind wie zu einem Bild in einem Nischenraum aufgehängt. Jede einzelne Fläche berichtet von einer eigenen kleinen Welt: „I do Amore“, „mehr Kunst die man versteht!“ oder „Ich war hier“ – Namen, Sprüche, kleine Verewigungen auf jeweils 12cm Fläche. Ein bekanntes Bild auf öffentlichen Toiletten. Was sonst als Vandalismus gilt, wird hier zur künstlerischen Handlung. Kunstobjekt. Stephanie Zurstegges Fliesenspiegel lädt ein, sich mit schwarzem Stift - zumindest temporär - zu verewigen. „Wenn wir diese Mitteilungen – unabhängig von ihren Inhalten – als Akt subversiven Einschreibens in Architektur und Umgebung verstehen, lässt sich ein Interesse an zivilgesellschaftlicher Einflussnahme und Sichtbarkeit herausarbeiten“, so die Kuratorin. Zustegge befriedigt den Wunsch nach Sichtbarkeit und das Bedürfnis, außerhalb der eigenen vier Wände etwas für die Nachwelt zu hinterlassen.

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Ausstellungsansicht „meet me being private“: Valerie Funk, Magen-Darm-Kanal, 2023 (links), Teresa Mayr, Der Teufel aus dem Stichweg 1-4, 2023 (mitte, rechts) © Benjamin Renter

meet me being private nutzt ganz bewusst die ursprüngliche Funktion der Kunstbrücke, einem intimen und öffentlich zugänglichen Raum, um Schutz und Schutzlosigkeit, Verletzlichkeit und Rückzug zu verdeutlichen. Magen-Darm-Trakt I-III von Valerie Funk ist wohl die intimste Serie der Ausstellung. Magen-Darm-Kanal I von 2022 positioniert sich auf einem weißen Sockel unterhalb des Obergarden, zusammengesetzt aus Glasbausteinen. Das milde Tageslicht lässt die bauchig-gerundete Figur aus Marmor wie eine antike Venus-Skulptur erscheinen. Funk, die sich mit der Reaktion des menschlichen Körpers in gesellschaftlichen Krisen auseinandersetzt, formt organische Gebilde aus Stein und Bronze. Ihre Skulpturen, einzeln oder paarweise in den Räumen verteilt, verdeutlichen körperliche Verletzbarkeit des menschlichen Körpers.

Zeichnungen von Teresa Mayr umgeben Funks Skulpturen. Mayr arbeitet mit klaren, lockeren Linien, hält kleine unsichtbare Momente des Alltags fest. In ihren Arbeiten treffen plakative Botschaften auf architektonische Gebilde. In der vierteiligen Serie Der Teufel aus dem Stichweg von 2022 staffeln und überlagern sich Ausschnitte vertrauter Orte; ein Sprungturm im Schwimmbad, Portalbögen zu einem Friedhof, das Tor von einem Fußballfeld kombiniert mit sprechenden Hunden oder Fischflossen, hält die Künstlerin aus unterschiedlichen Perspektiven fest. Bestimmte Flächen hebt sie mit Marker und akribischer Schraffur hervor. Ihre fiktiven urbanen Gebilde wimmeln, als sei die betrachtende Person selbst Teil davon. Mayr vermengt persönliche Erinnerungen mit städtischer Wahrnehmung und lässt neue intim-öffentliche Welten entstehen.

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Stephanie Zurstegge, Steinkissen, 2024 (rechts) © Benjamin Renter

Die Steinkissen von Stephanie Zurstegges ergänzen sich mit den Illusionsgebilde von Teresa Mayr. Zurstegge entwickelt Räume, Kostümbilder und Interaktionskonzepte. Ihre Steinkissen bestehen aus Fotodrucken auf Samt und Fleece und bilden die Strukturen unterschiedlichen Gesteinen ab, die im Stadtumfeld zu finden sind. Kälte, Härte und Gewicht der Steine tauscht sie gegen weiches, leichtes, anschmiegsames Material. In den Räumlichkeiten der Kunstbrücke verteilt, finden wir sie einzeln oder in Gruppen vor. Teils schweben die Steine im Raum, beobachten unscheinbar aus Ecken und erinnern an Schwärme mit eigener Identität.

Kuratorin Clara von Schwerin bringt in meet me being private den jeweils spezifischen Umgang mit dem Privaten im Öffentlichen in ein stimmungsvolles Gesamtkonzept. Die Werke stehen in Übereinkunft mit dem Ort, als würden sie schon immer hierher gehören. Die Ausstellung fängt die Sensibilität des Individuums in der Gesellschaft ein und trifft die Spannung zwischen architektonischen und sozialen Grenzen im urbanen Raum

Meet me being privat
29. Juni bis 01. September 2024
Kunstbrücke am Wildenbruch
Weigandufer Ecke Wildenbruchbrücke,
12045 Berlin
Mi – So, 12 – 18 Uhr
Eintritt frei

Im Rahmen der Ausstellung findet am 25. Juli um 19 Uhr eine Gesprächsrunde zum Thema öffentliche Räume statt. Teilnehmen werden Valerie Funk, Teresa Mayr, Rosa Aue & Martine Kayser (klo:lektiv), Timm Hergert und Dr. Friederike Landau-Donnely.
Die Plakatwand am Schiffsanleger ist rund um die Uhr zu sehen.

Katja Hock

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Titel zum Thema Kunstbrücke am Wildebruch:

Sensible Grenzen - meet me being private in der Kunstbrücke am Wildenbruch
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