19h: mit Ann-Christine Jansson & Harald Hauswald im Rahmen der Ausstellung "ZEITREISE. Fotografien von Ann-Christine Jansson". Alte Feuerwache | Marchlewskistr. 6 | 10243 Berlin
Im Kunstraum Bethanien ist derzeit die Ausstellung those who take care of us (dt.: diejenigen, die sich um uns kümmern) der Künstlerin Silvina Der Meguerditchians zu sehen. Ihre Werke sind Collagen aus Alltagsobjekten, Archivmaterialien, Stoffen, Fäden, Verwebungen. Sie wirken sehr selbstbewusst: farbkräftig und raumgreifend, etliche Kunstwerke wurden eigens für die Ausstellung angefertigt. Silvina Der Meguerditchians befasst sich mit Themenclustern wie Erinnerung, Identität, Migration und Sprache, die in der Ausstellung in drei Kapitel gegliedert sind: Erinnerung, Care und Resonanzen. Diese Überbegriffe werden wiederum durch drei Wandfarben - grasgrün, knallrot und azurblau - poppig unterlegt.
Grasgrüne Erinnerung - Erinnern vor dem Greenscreen: Eine Projektionsfläche, die mit allem animiert werden könnte. Vor diesem Hintergrund angesiedelt ist die wohl bestechendste Rauminstallation: The Texture of Identity. Beherzt sind mit robusten und groben Fäden Archivalien wie Briefe, Pässe oder Fotografien zu Familiengeschichten verknotet und wieder zum Leben erweckt. Die Geflechte aus laminierten Dokumenten und Stofffäden hängen von der Decke. Ihre Semantik ist durch Spuren aus Vergangenheit und Gegenwart charakterisiert, das Vokabular erzählt von Migration, Ankommen, Verlassen, „Heimat“, „Wahlheimat“, Zukunft und Hoffnung. Die Geschichten sind komplex und wurden von vielen Autor*innen in einem partizipativen Prozess erstellt, der mehrere Generationen überspannt hat.
Care - Fürsorge als ein Netzwerk der Verbundenheit: Hier geht es um ein besseres Miteinander, Formen der Zugehörigkeit und Heilung. Besonders deutlich dokumentiert in der Videoarbeit Care to Care, wo inmitten einer Brachlandschaft eine Gruppe von (weiblich gelesenen) Personen mit langen Haaren sich gegenseitig kämmt. Die Situation wirkt ruhig und intim. Die Personen sind für sich und sorgen sich um einander. Die knallrote Wandfarbe scheint – vielleicht etwas überinterpretiert – Verletzbarkeit auszudrücken und mahnt zur Vorsicht: alarmierend, wund klafft das Miteinander auf – die Gemeinschaft ist fragil und empfindlich.
Resonanzen sind azurblau: Das Kapitel handelt von Musik, Sprache, Klang. In den Videoarbeiten Quanun Archives, wird anhand eines traditionellen Saiteninstrumentes untersucht wie kulturelles Erbe funktioniert: Wie wird es der nächsten Generation weitergeben? Wie findet die Aneignung statt? Wie gehen Menschen mit einer anderen Kultur damit um? Die Videoarbeiten nehmen die Besuchenden mit auf eine dokumentarisch-essayistische Reise von Silvina Der Meguerditchians persönlicher Geschichte über Interviews mit Lehrenden bis hin zur Herstellung des Instrumentes selbst. Die unterschiedlichen Perspektiven auf dieses eine Objekt machen das abstrakte Thema kulturelles Erbe mehrdimensional und zu gleich greifbar.
Die Ausstellung trennt zunächst stark zwischen den drei Themen. Doch am Ende handeln sie von einem Miteinander in einer (post-)migrantischen Gesellschaft. Die Werke erzählen von kulturellem Austausch, zeigen einen Dialog über Bilder, Sprachen und Symbole. Ein Instrument wird zum Botschafter einer „Kultur“, zum Träger einer Geschichte. An anderer Stelle sind es laminierte Archivalien und Fotografien oder die simple Geste des Kämmens. Die Ausstellung tönt wegen den aggressiven Wandfarben etwas schrill, dabei könnten die Werke wesentlich ruhiger gezeigt werden, vielleicht würden ihre Stimmen dann lauter.
Those who take care of us
Silvina Der Meguerditchians Poetik des Raumes
01.02. – 06.04.25
Kunstraum Kreuzberg
Mariannenplatz 2
10997 Berlin
kunstraumkreuzberg.de
Titel zum Thema Kunstraum Bethanien:
Erinnern vor dem Greenscreen - Silvina Der Meguerditchians im Kunstraum Bethanien
Ausstellungsbesprechung: Erinnerung, Care und Resonanzen poppig unterlegt durch drei Wandfarben - grasgrün, knallrot und azurblau ...
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