Ein Buch über ostasiatischen Städtebau? Viele deutsche Architekten bauen in China, aber dabei geht es um solitäre Bauten. Wer beschäftigt sich schon mit Städtebau, der nachweislich in vielen asiatischen Städten gar nicht vorhanden ist?
Ulf Meyer hat sich kein populäres Thema für sein neues Buch ausgesucht. Aber der freie Architektur-Journalist aus Berlin widmet sich dem auf den ersten Blick undankbaren Inhalt auf eher unkonventionelle und einfallsreiche Art und Weise. Das Abseitsliegende wird zu einer potentiellen europäischen Zukunftsvision und der Spaziergang durch die asiatischen Städte zu einer spannungsreichen Nabelschau des tatsächlich vorhandenen Welt-Städtebaus.
In 10 Essays umschreibt Meyer 10 verschiedene Megacities Asiens. Die Route des imaginären Asienbesuchers führt dabei von Norden nach Süden durch 6 verschiedene Länder. Vom chinesischen Beijing ins japanische Tokio, zurück an die Küste Chinas nach Shanghai und Suzhou, und von dort aus ins Landesinnere nach Chongqing. Kaum in China heimisch verschlägt es den Leser nach Taipei in Taiwan und von dort noch ein letztes Mal nach China in die unmittelbare Nähe von Hong Kong nach Shenzhen. Im weiteren Verlauf seiner Reise berichtet Meyer über das thailändische Bangkok, Putrajaya auf den malaysischen Inseln und als letzte Station schreibt er über Jakarta in Indonesien.
Das Buch führt die Vielseitigkeit von Stadt vor Augen. Die Beschäftigung mit einem Phänomen wie dem ostasiatischen Städtebau kann die Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte einer Stadt bedeuten, sie umfasst aber auch die Beschreibung einer Straße, eines Viertels oder eines Hochhauses. Städtebauliche Aspekte beziehen sich auf wirtschaftliche, kulturelle und politische Eigenschaften einer Region und ihrer Bewohner, sie haben mit der "Light Pollution" in Chongquing ebenso zu tun wie mit der Prostitution in Bangkok: Meyer schreibt über diese Aspekte, kurzweilig und interessant.
"Das neue Bangkok ist so ein städtebauliches Großprojekt des "Dirty Realism", das - halb gescheitert, halb geglückt - große Anziehungskraft auf Besucher aus aller Welt ausübt. Ob der Erfolg oder das Scheitern anregender ist, bleibt dabei offen."
Zu den Stärken des Buches gehören die eigenwillige und dennoch unkapriziöse grafische Gestaltung und die eindrucksvollen und informativen Fotografien am Anfang eines jeden Kapitels. Ein kurzweiliges Buch über sehr ereignisreiche Stadträume, die sich in einem geradezu atemlos erscheinenden Wandlungsprozess befinden.
Ulf Meyer: Cities of the Pacific Century. Reportagen und Essays aus Ostasien,
Verlagshaus Braun
144 Seiten, 125 farbige Abbildungen, englische Übersetzung im Anhang
Broschur, 13,0 x 21,0 cm
ISBN 3-935455-53-4
EUR 14,95 (D) | Sfr 23,10
Berlin Daily 26.11.2025
Artist Talk (+ Finissage)
19 Uhr: mit Anouk Sebald, Simone Zaugg, Pfelder und CHAT (AI) im Rahmen der Ausstellung "SOFT ENCOUNTER – Dialogues in Video and Text with an AI". Kurt - Kurt | Kunst und Kontext im Stadtlabor Moabit | Lübecker Straße 13 | 10559 Berlin
"Cities of the Pacific Century” - Reportagen und Essays aus Ostasien von Ulf Meyer
von Stella Hoepner-Fillies
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