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19 Uhr: Kinga Tóth ist Künstlerin und Soundpoetin, die ihre Texte mit Objekten sowie Video- und Soundinstallationen verbindet und diese auch performt. daadgalerie, Oranienstr. 161, 10969 Berlin

Metropolis: Umsteigen bitte! - Urban Transfer - Fotokunst zur Dynamik der Stadt von Kermit Berg

von Inga Haese (26.05.2007)


Metropolis: Umsteigen bitte! - Urban Transfer - Fotokunst zur Dynamik der Stadt von Kermit Berg

Das Stadtmuseum Berlin (Ephraim-Palais) widmet dem New Yorker Maler, Kalligraf, Konzeptkünstler und Designer Kermit Berg seine bisher umfassendste Retrospektive: 80 digitale Collagen und Bilder des Künstlers, der auf seinen Reisen den Ausdruck von Metropolen festgehalten hat und in Fotocollagen und -installationen ausdrückt, sind nun zu sehen.

Die große Installation "Umsteigen bitte" ist ein Feuerwerk aus Farbe, Raum und Bewegung. Ein 20 Meter langes Panorama, das die Globalisierung der Verkehrskultur thematisiert, ist der Hauptbeitrag Kermit Bergs zu dieser Ausstellung. Eigens für die Präsentation im Ephraim-Palais geschaffen, verknüpft er hier Transitbilder der New Yorker Untergrundbahn mit der Subway Londons, mit dem Berliner Nachtbus, mit dem Hauptbahnhof, wieder New York, dann mit dem Potsdamer Platz. Eine Licht-Geschichte will dieses Bild erzählen: Die unwirkliche, übergangslose Umsteigereise, unabhängig von Tageszeiten im Untergrund, verknüpft über die immer wiederkehrende Leuchtstoffröhre, dem Hauptmotiv des Metropolenverkehrs. Neonröhren in allen Farben, aber meistens weiß, begleiten Bergs Kamerafahrt durch die Knotenpunkte der Welt. Die Metropole pulsiert, das zeigen auch die von Berg eingefangenen Bewegungen der Menschen, die nur schemenhaft zu erkennen sind.
Suggeriert wird durch die Panoramainstallation ein großer, urbaner Raum - lokale Orte treten hinter diesem Eindruck zurück, und erst bei genauem Hinsehen werden die einzelnen Versatzstücke sichtbar: New York, London, München, Berlin.

Die digitale Bildtechnik ermöglicht es Berg, Bilder collagenartig zu arrangieren oder ausschnittartig zu abstrahieren. Ergebnisse dieses Prozesses sind hoch aufgelöste Digitaldrucke auf Aquarellkarton, den "Iris Prints". Diese Technik erlaubt es bereits seit 1989, Fotos in einer derartigen Druckqualität und Wiederholgenauigkeit zu reproduzieren, dass sie kaum als digitale Drucke wahrgenommen werden.

Ältere Arbeiten des Künstlers lassen seine Bildtechnik in eine überschwängliche Großstadt-Romantik münden: Knallbunt, wild und überladen. Postkartenkitsch, das könnte die erste Assoziation sein. Doch wer genau hinsieht erkennt hier das alte Berlin, ungeschminkt und überhaupt nicht elegant. Dessen Ästhetik nämlich hatte noch weit mehr mit der Bild- und Farbenfülle korrespondiert als es der neue Metropolenchic je vermuten ließe.
Diese setzt Berg erst seit einigen Jahren verstärkt in Szene, Schönheit von Bewegung wird darin genauso zum Ausdruck gebracht wie urbane Flüchtigkeit. Menschen dynamisieren sich hier zu austauschbaren Objekten im kosmopolitanen Verkehrsdschungel.

Faszination und kritische Distanz zugleich scheinen Kermit Berg zu seinen Bildern anzustiften: Das immer stärker werdende Abstraktionsniveau, über das Kermit Berg lokale Bezüge in seinen jüngsten Arbeiten vollkommen verneint, spricht nunmehr von einem menschenleeren Raum. Der Daseinsgrund der Metropole gerät in Vergessenheit: So wie sich die ökonomischen Prozesse verselbstständigen und globalisieren, spricht hier eine posturbane Bildsprache von Zeichen an sich, von winzigen Details, die auch kulturelle Bezüge verloren zu haben scheinen - sie sind einsam, und doch die Sprache der Stadt.

Der ausgestellte Metropolenkitsch der 90er demonstriert in seiner Kombination mit den jüngsten Arbeiten des Künstlers denn auch eine urban-ästhetische Entwicklung, die besser nicht nachgezeichnet werden kann. Sprach Berlin vor kaum zehn Jahren noch die Sprache der verschlafenen und heruntergekommenen Großbaustelle, so wird die Stadt heute neben New York und London ins Bild gesetzt. Wenn auch die Weltstadtsucht den meisten BerlinerInnen gehörig auf die Nerven geht: So leuchtend wie Kermit Berg hat noch niemand den Berlin-New York-Vergleich angestellt.

Ausstellungszeitraum:
17. Mai bis 23. September

Zweiter Ausstellungort:
Vom 18. Mai bis 29. Mai, Potsdamer Platz Arkaden
Installations-Banner und Vorgriffe künftiger Arbeiten

Begleitprogramm zur Ausstellung:
Kuratorenführungen am 20. Juni/ 11. Juli/ 5. September, jeweils 19 Uhr
Mit Andreas Teltow
Der Kurator geht auf das Anliegen der Ausstellung ein und gibt einen Überblick über die ca. 80 digitalen Fotokunstwerke, die im Ephraim-Palais ausgestellt sind

Künstlergespräch am 1. August, 19 Uhr
Mit Kermit Berg
Warum hat sich Berg den Stadtmotiven der Metropolen verschrieben, was reizt ihn an dieser Motivwelt, was an Berlin?

Vortrag am 18. September, 19 Uhr
Metropolen in Kunst und Fotografie � Annäherung an Kermit Berg
Dr. Enno Kaufhold ist freier Fotohistoriker, -kurator und �publizist in Berlin. Er interpretiert Kermit Bergs bildnerisch abstrahierende Farbarbeiten in ihrer gestalterischen Mehrschichtigkeit. Dabei geht er von Vergleichen mit historischen Vorläufern wie aktuellen Metropolen- und Stadtbildern in der Kunst und in der Fotografie aus.

Abbildungen:
- Das Panoramabild "Umsteigen bitte!" hinter den Rokkoko-Leuchtern des Palais
- Ausschnitt aus "Umsteigen bitte!"
- Potsdamer Platz, 2004
- Potsdamer Platz aus Sicht der Serie "Apparition" (2004)
- Humbodthain, Collage aus dem Jahr 1996

Stadtmuseum Berlin | Ephraim-Palais
Poststrasse 16 | 10178 Berlin
Tel. (030) 24002-153/-147

www.stadtmuseum.de



Inga Haese

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