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Christiane Möbus - "Chausseestraße" im Neuen Berliner Kunstverein

von Katja Melzer (20.03.2008)


Christiane Möbus - "Chausseestraße" im Neuen Berliner Kunstverein

Wirft man einen flüchtigen Blick von der Straße in die Räume des Neuen Berliner Kunstvereins, kann es leicht passieren, dass man ihn mit einer Boutique verwechselt. Mäntel sind dort neben Taschen zu sehen. Diese Irritation ist durchaus beabsichtigt. Die Künstlerin Christiane Möbus, deren Arbeiten aktuell gezeigt werden, stellte sich vor, ihre Mantelobjekte am Schaufenster "entlang spazieren" zu lassen, wie die Kuratorin Kathrin Becker erzählte. Die Grenzen zwischen Außen und Innen werden fließend. Aber ein genauerer Blick entlarvt die vermeintlichen Designerstücke als äußerst tiefgründige und vielschichtige Kunstwerke.
Vier Glasvitrinen mit jeweils einem Mantelobjekt empfangen den Besucher beim Eintreten und bilden das Herzstück der Ausstellung. Eines der berührendsten Werke ist ein Reichsarbeitsdienst-Mantel für Mädchen, hergestellt 1945. Möbus nähte Buchenblätter daran und bestickte ihn mit Perlen, die die Worte "ohne Wind und ohne Worte" formen, was gleichzeitig der Titel des Objekts aus dem Jahr 1974 ist. Dieser Mantel hat nichts Lebendiges mehr: das Laub ist ohne Wind, der Mensch ohne Worte. Gerade dieses Kunstwerk löst viele Assoziationen aus: von den sehr konkreten Greueltaten der Nazizeit bis zu poetischen Vorstellungen von Verlust und Erinnerung. Die Mantelobjekte sind für die Künstlerin eine Art Hülle oder stehen stellvertretend für Menschen.
Bei den Arbeiten kommt es nicht auf die eine Bedeutung an, sondern vielmehr werden Imaginationsräume geschaffen, in denen der Betrachter seinen Gedanken nachgehen kann. Und so findet sich im Gegensatz zu der Melancholie der Mantelobjekte auch Heiteres in dem Werk Möbus'. Beispielsweise hat sie Sporttaschen mit dem Markenzeichen "Möbus®" versehen. Die Taschen wurden 2004 je in einer 20er Auflage in den Farben blau und orange hergestellt. Was sonst nicht sichtbar ist, verrät der Blick auf das Schild zur Kennzeichnung der Werke: in den Taschen befinden sich Kokosnüsse.

Mit der aktuellen Schau stellt die Künstlerin erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder in einer Berliner Institution aus. Das es so lange gedauert hat, ist schon etwas verwunderlich, denn Möbus, die seit 1990 an der Universität der Künste in Berlin lehrt, gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlerinnen der Gegenwart - und sicher auch zu den vielseitigsten. Dies betrifft zum einen die Materialien, die in ihre Arbeit eingehen: vom "objet trouvé", zu persönlichen Gegenständen und Kleidungsstücken, die die Künstlerin selbst getragen hat. Möbus ist eine leidenschaftliche Sammlerin, oft vergehen Jahre von dem Erwerb eines Stückes oder einer Idee bis zur künstlerischen Umsetzung. Zum anderen sind die Themen, die sie anspricht sehr verschieden: Geschichte, Gedächtnis oder auch Konsumkritik schwingen mit. Gerade diese abwechslungsreichen Bedeutungsschichten machen die Ausstellung so spannend – sie präsentiert nicht nur, sondern fordert heraus.

Zur Ausstellung erscheint im Deutschen Kunstverlag München-Berlin ein Katalog (dt./engl.); zahlreiche Farbabbildungen, Broschur, 112 Seiten, Preis 19,80 EUR; mit Texten von Kathrin Becker, Knut Ebeling, Erich Franz, Alexander Tolnay.

Abbildung: - Christiane Möbus: Max und Max, 1995 / 96; Foto: Helge Mundt, Hamburg
- Christiane Möbus: Möbus-Tasche, 2004; Foto: Lutz Bertram, Berlin

Programm Kunstvermittlung
Sonntag, 30. März, 17 Uhr: Ausstellungsgespräch mit Christiane Möbus
Sonntag, 13. April, 17 Uhr: Führung mit Kathrin Becker, Kuratorin n.b.k., anschließend Finissage

Ausstellung
8. März - 13. April 2008
Öffnungszeiten
Di-Fr 12-18 Uhr
Sa-So 14-18 Uhr

Adresse
NBK - Neuer Berliner Kunstverein
Chausseestr. 128/129, 10115 Berlin

nbk.org


Katja Melzer

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Daten zu Christiane Möbus:


- ars viva Preistraeger
- Kunstverein Göttingen 2015
- Sammlung DZ Bank Frankfurt
- Sammlung zeitgenoessische Kunst der BRD
- Villa Romana Preistraeger


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Titel zum Thema Christiane Möbus:

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Die Objektkünstlerin Christiane Möbus wurde unter 1.362 Bewerberinnen als Preisträgerin des mit 20.000 Euro dotierten Gabriele Münter Preises 2010 ausgewählt.

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