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Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit

von Carola Conradt (26.01.2009)


Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit

Sicherheit ist schick und sieht schick aus. Sicherheit braucht nur eine edle Hülle. Dann verführt sie jeden. Die neue Sicherheit schmiegt sich lautlos ein. All das suggeriert der „Elegante Schutz vor Überfällen“, den der in Pretoria lebende Künstler Jacques Coetzer für das Sicherheitspersonal maßschneidern ließ. Die mit Unterstützung des irakischen Modedesigners Ahmed Albeek entworfenen Westen, die – nadelgestreift etwa – zunächst wie normale Dienstkleidung daherkommen, sind absolut kugelsicher. Und sie sind Kunst – subversive „Kunst im Namen der Sicherheit“: auf dass wir uns nicht alle bald solche Westen andrehen lassen, vor allem nicht etwa das barock anmutende Satinmodell ...
Damit insbesondere auch die ausgestellte Kunst genügend gesichert wird, können die Werke der aktuellen Ausstellung in der Akademie der Künste am Pariser Platz nur in bewachten Führungen, in Gruppen à fünfzehn Personen besichtigt werden. Im Hochsicherheitstrakt, unterirdisch, verbunkert.

„Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit“ ist der Titel eines vielgestaltigen, umfangreichen und wohltuend skeptischen Projekts, das von Olaf Arndt, Moritz von Rappard, Janneke Schönenbach und Cecilia Wee von der Künstlergruppe BBM (Beobachter der Bediener von Maschinen) kuratiert wurde. Die Palette der Arbeiten und Projekte, die die von BBM eingeladenen 41 internationalen Künstler realisiert haben, umfasst unter anderem Live-Performances, eine große Wandcollage, ein Hörspiel, eine Plakataktion im öffentlichen Raum und zahlreiche Installationen. Im Zusammenspiel ergibt das eine monumentale Installation, die den prominenten Bau der Akademie vom Fundament bis aufs Dach unterwandert und durchleuchtet.

Sogar in Richtung Himmel wird eine unmissverständliche Botschaft ausgesandt: OFF LIMITS FOR GOOGLE lautet der Schriftzug, den Klaus Staeck in Kooperation mit REMOTEWORDS in roten Lettern auf dem Dach der Akademie angebracht hat. Big Brother Google Earth, durch den die Verbreitung der Nachricht überhaupt erst in großem Stil möglich werden kann, und damit auch sein äußerst kontroverses neuestes Kuckucksei Street View, bekommen hier Hausverbot. Somit wird der öffentliche Raum der Akademie zur Schutzzone für Grundrechte erklärt, die durch Google tagtäglich angekratzt werden. Da sich Google Earth wohl eher nicht an das Verbot halten wird, wird es beiläufig zum kritischen Organ dressiert.

Anstoß und Thema des Ausstellungsprojekts ist die zunehmende, oft schleichende Einschränkung eines freien öffentlichen Lebens seit 9/11, die mit einer neuen Ideologie der Sicherheit einhergeht. Doch worin bestehen die neuen Bedrohungen genau? Welche (technischen) Reaktionen gibt es darauf? Und welche Auswirkungen auf die Gesellschaft sind damit verbunden? so die Leitfragen der Ausstellung. Auf 20 qm Leinwand erörtert Angelika Schneider von Maydell, welche Mittel heute dem Staat zur Verfügung stehen, um für die innere Sicherheit zu sorgen. Korpys & Löffler erkunden in einer Videoinstallation, was man von der Elektroschockpistole Taser zu erwarten hat. Dieses Projekt bekommt seine ganz besondere Brisanz durch die Wohnzimmeratmosphäre, in die sich der Zuschauer zurückziehen muss, will er das Spektakel sehen.
Aber soll man nun für Monika Schedlers DIGITOMAT einfach so seinen Fingerabdruck hergeben? Na, es ist ja wohl für die Kunst und nur zum Spaß und um ihn zu einem abstrakten „Biometrie-Kunstwerk“ zu verzerren. Oder doch nicht? Man muss heutzutage mächtig auf sich aufpassen. Soviel ist schonmal sicher.

A Ausstellungsdauer: 24. Januar – 22. März 2009
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 11-20 Uhr

Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
adk.de/embedded_art


Carola Conradt

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