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W. Eugene Smith – Fotografien. Eine Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau

von Julia Schmidt (27.09.2011)


W. Eugene Smith – Fotografien. Eine Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau

Fotografie kann, ja soll sogar die Welt verändern. Nicht bloßes Abbild der Realität sollte sie sein, sondern eine Suche nach der Wahrheit, der mögliche Eingriff in bestehende Verhältnisse. Dies ist der tragende idealistische Gedanke, dem der amerikanische Fotograf W. Eugene Smith (1918-1978) sein Leben lang folgte.

Vom 25.09.2011 bis 27.011.2011 zeigt der Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „W. Eugene Smith – Fotografien. Eine Retrospektive“ des politisch und sozial engagierten Fotografen, der in den 1940er - 1950er Jahren neue fotojournalistische Maßstäbe setzte. Zu sehen ist eine Auswahl von 200 Arbeiten in sechs Serien aus einem äußerst umfangreichen Oevre.

W. Eugene Smith, 1918 in Wichita, Kansas geboren, begann bereits in sehr jungen Jahren seine fotojournalistische Laufbahn. Nach einem Studium der Fotografie an der University of Notre Dame und am New York Institute of Photography veröffentlichte er Aufnahmen und Bildreportagen in diversen renommierten Magazinen wie beispielsweise „Collier´s“, „Time“ und „Life“. Er war als Kriegskorrespondent tätig, was seine Arbeit nachhaltig prägte. Stets versuchte er propagandistische Aufnahmen zu vermeiden und stattdessen Leben und Leid der Zivilbevölkerung, fern der vorgeschriebenen Objektivität, emotional hervorzuheben. Smith fiel es schwer, die Auswahl, das Endprodukt seiner Arbeit der Redaktion zu überlassen, da ein Foto-Essay für ihn eine perfekte Einheit aus Bildern und Worten formen sollte und er vorzugsweise alle Zügel als Journalist, Fotograf, Autor und Redakteur selbst in der Hand behalten wollte. Ausgelöst durch diesen Dauerkonflikt trennte er sich vom „Life“ Magazin und versuchte, seine Ideen als Freiberufler umzusetzen. Auch da leistete er großartige Arbeit und war in einigen fotografischen Organisationen aktiv. Jedoch scheiterte er daran, ein allumfassendes Projekt nach seinen Vorstellungen umsetzen zu können. Seit den 1970er Jahren wird sein Werk museal und seit 1980 in Form des W. Eugene Smith Memorial Stipendiums gewürdigt.

Die Ausstellung „W. Eugene Smith – Fotografien. Eine Retrospektive“ konzentriert sich bei den ausgewählten Arbeiten auf die von Smith für seine Reportagen vorgeschlagenen, jedoch nicht berücksichtigten Werke. Somit erhält der Besucher die Gelegenheit, die Foto-Essays, wie sie in Smiths Sinne sein sollten, ohne den vorgenommenen Eingriff der Redaktion zu sehen. Zu den Serien gehören „Spanisches Dorf“ (1950), Hebamme“ (1951), „Landarzt“ (1948), „Ein Mann der Barmherzigkeit“ (1954), „Pittsburgh“ (1955), „Minamata“ (1971-1973) und eine Zusammenstellung von Arbeiten, die laut der Kuratorin Enrica Viganó, für das Schaffen des Fotografen charakteristisch sind. Nach einer informativen Einführung folgt eine räumliche Gliederung der Foto-Serien, die in sich geschlossene Welten formen. Die Foto-Reportagen sind jeweils unterschiedlichen Umfangs, stets mit einem Kontaktbogen mit der getroffenen Auswahl versehen. Die umfangreichste Serie bildet dabei „Spanisches Dorf“, welche die problematischen Lebensumstände der spanischen Bevölkerung nach dem Krieg aufzeigt. Dargestellt sind einfache, doch aussagekräftige Szenarien aus dem Alltag der Dorfbewohner, die emotional bewegen.
In der Serie „Minamata“ ist Smith seiner Vorstellung von Fotojournalismus wohl am nächsten gekommen. Drei Jahre lang hat er die Zustände dokumentiert, welche sich in Folge einer Wasserverunreinigung durch Quecksilber in der Minamata-Bucht, verursacht durch eine Fabrik, entwickelt haben. Eine Krankheit mit einschneidenden Symptomen zeichnete die Bevölkerung. Durch seine Recherchen gelang es, zur Aufklärung des Falls, den Fabrik und Regierung vertuschen wollten, beizutragen. Bewegende Aufnahmen der Erkrankten und ihrem schwierigen Alltag machen eine emotionale Beteiligung des Betrachters unausweichlich.

Als Kritikpunkt in seiner Arbeit wird oft die Manipulation an einigen Bildern hervorgebracht. Die Eingriffe in Lichtverhältnisse und Ausschnitte dienen jedoch dazu, die Realität so darzustellen wie Smith sie im Moment der Aufnahme empfand. Betont wird der emphatische Aspekt.
Neben ausgestellten Reportagen in diversen Ausgaben vom „Live“ Magazin, erhält man Einblick in die tiefgründige und durchdachte Arbeitsweise Smiths. Seine allumfassende Herangehensweise, die Bemühung eine Einheit zu schaffen, zeigt sich u.a. auch in den von ihm entworfenen Layouts in zeichnerischer und in Collageform.

Die Retrospektive ist ein gelungener Querschnitt des Werks eines exzessiv und selbstkritisch arbeitenden Fotografen, dem es mit fotojournalistischer Arbeit gelungen ist, seinem Idealismusgedanken folgend, die Welt ein Stück weit zu verändern. Fern von Oberflächlichkeiten und eine soziale Funktion erfüllend, leistete seine Arbeit einen gesellschaftlichen Beitrag, was in der Ausstellung deutlich zum Ausdruck kommt, ebenso wie seine Fähigkeit, seine persönliche Wahrheit in Bilder zu bannen und damit ein Abbild seines Denkens zu vermitteln.

Abbildung:
- Dr. Ceriani auf dem Weg vom Haus zum Krankenhaus, 1948, Silbergelatineabzug, 26.9 x 34.4 cm, Center for Creative Photography, University of Arizona: W. Eugene Smith Archive / Gift of the artist
© The Heirs of W. Eugene Smith, courtesy Black Star, Inc., New York
- Guardia Civil, Spanien, 1950, Silbergelatineabzug, 25.1 x 32.1 cm, Center for Creative Photography, University of Arizona: W. Eugene Smith Archive / Gift of the artist
© The Heirs of W. Eugene Smith, courtesy Black Star, Inc., New York
- Maude – Entbindung, 1951, Silbergelatineabzug, 32.7 x 25 cm, Center for Creative Photography, University of Arizona: W. Eugene Smith Archive / Gift of the artist
© The Heirs of W. Eugene Smith, courtesy Black Star, Inc., New York

W. Eugene Smith – Fotografien. Eine Retrospektive
Ausstellungsdauer: 25.09.2011-27. 11.2011
Öffnungszeiten: Mi-Mo 10:00–20:00 Uhr, Di geschlossen
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7 | Ecke Stresemannstr. 110
10963 Berlin
gropiusbau.de

Julia Schmidt

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