Tobias Zielony, Vorhang, aus der Serie: Jenny Jenny,, 2013, © Tobias Zielony, Courtesy of Tobias Zielony and KOW, Berlin
Tobias Zielony
Ausstellungsbesprechung: Inszenierte Authentizität ist ein Widerspruch in sich und umkreist doch die Faszination, die von den Fotografien des Künstlers Tobias Zielony ausgeht. Zielony zählt in Deutschland zu den viel diskutierten Fotografen der jüngeren Generation. Bekannt wurde er durch seine überwiegend nächtlichen Aufnahmen von Jugendlichen in urbanen Randbereichen. Auf den Fotografien scheint die Grenze zwischen Dokumentarfotografie und künstlerischer Fotografie aufgehoben: Der genauen Darstellung oder dem Aufzeigen der sozialen Wirklichkeit stehen die künstlerische Inszenierung der Jugendlichen in ihren Posen und die fehlende Eindeutigkeit entgegen.
Das jüngste Projekt von Tobias Zielony, das aktuell in der Berlinischen Galerie in einer Einzelausstellung vorgestellt wird, heißt „Jenny Jenny“. Die Serie umfasst 38 Fotografien sowie einen Film, der sich aus Fotografien zusammensetzt und animiert ist. Zu sehen sind junge Frauen, die ihr Geld durch Sex verdienen. Zielony erklärt zum Entstehungsprozess, dass er ein Pärchen in der U-Bahn fotografiert hat und danach ansprach, um weitere Bilder zu machen. Die Frau arbeitete auf der Straße, was reiner Zufall war. Über einen Zeitraum von zwei Jahren fotografierte er sie neben andern immer wieder.
Schulter, aus der Serie: Jenny Jenny, 2013, © Tobias Zielony, Courtesy of Tobias Zielony and KOW, Berlin
Auf einigen der Bilder erkennt man nackte oder spärlich begleitete Körper, auf anderen nur Gesichter. Gemeinsam ist diesen Fotos, dass sich die Frauen in fast beiläufig wirkenden Posen inszenieren. Die Posen reichen von sinnlicher Illusion bis hin zu Gesten der Hoffnungslosigkeit und Resignation – intim, authentisch und distanziert zugleich.
Mehr als die Hälfte der Bilder ist in Innenräumen fotografiert, was eher untypisch für Zielonys Fotografien ist. Die Räume wirken düster und karg, häufig verschwindet das Umfeld in der Dunkelheit. Neben der Dunkelheit verstärkt das künstliche Licht, das die Farben kühl wirken lässt, die Distanz vom Bildgeschehen. Im Gegensatz zu Nan Goldin bleibt Zielony ein Außenstehender. Was wirklich auf den Bildern geschieht, passiert im Verborgenen. „Ich bin kein Journalist, der die Geschichten dahinter erzählt.“ sagt Zielony.
So lässt sich auch durch die menschenleeren Fotografien, die vereinzelt zwischen den Frauenportraits hängen und u.a. eine Häuserfassade oder einen zerschlissenen Vorhang abbilden, kein Realitätsgehalt ermitteln oder eine Geschichte zusammensetzen. Sie scheinen vielmehr wie Statements, die das Uneindeutige betonen. Doch wie bei den früheren Serien tragen genau die menschenleeren Bilder zur Verdichtung der Atmosphäre bei, deuten auf Realitäten hin, betonen das Authentische und verweigern sich diesem zugleich.
Der Vergleich kann unmittelbar vor Ort gezogen werden. Denn neben „Jenny Jenny“ präsentiert die Berlinische Galerie aus ihrer Sammlung Zielonys Serie „Trona“ von 2008. Wie die Serien "Trona" (2008) und "Big Sexyland" (2008) gehört jetzt auch "Jenny Jenny" zur Sammlung der Berlinischen Galerie. Aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie Berlin (DKLB) konnte sie für das Land Berlin angekauft werden.
ÖFFNUNGSZEITEN:
Mittwoch-Montag 10:00-18:00 Uhr
Dienstag geschlossen
Ausstellungsdauer: 21.6.-30.9.2013
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124-128
10969 Berlin-Kreuzberg
berlinischegalerie.de/
Berlin Daily 07.11.2025
Tanzperformance: deep eye sea
7. + 8.11. | 19 Uhr: der Choreografin und Tänzerin Jasmin ?hraç Uferstudios (Studio 1) | Uferstr. 23 | 13357 Berlin
Inszenierte Authentizität - Tobias Zielony in der Berlinischen Galerie
von chk
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