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19.00 Uhr: Buchpremiere von Martin Tscholl: »Imaginary Ecologies« und Künstlergespräch mit Dr. Christiane Stahl Alfred Ehrhardt Stiftung | Auguststr. 75 | 10117 Berlin

Netzwerke der Moderne - Hans Richter im Martin-Gropius-Bau

von Dr. Barbara Borek (27.03.2014)
vorher Abb. Netzwerke der Moderne - Hans Richter im Martin-Gropius-Bau

Hans Richter: Vormittagsspuk, 1928, s/w, 35mm, ca. 7 Min., © Estate Hans Richter

Mit einer umfassenden Ausstellung würdigt der Martin-Gropius-Bau das Lebenswerk von Hans Richter. Der Maler, Zeichner, Filmemacher und Theoretiker gehört zu den Schlüsselfiguren der klassischen Moderne, die Retrospektive bringt sein Werk in seine Heimatstadt Berlin zurück.

Oben, im zweiten Stock des Gropiusbaus, zur Musik von Paul Hindemith, tanzen Hüte über den Rasen, krabbeln Männer in Anzügen über den Boden oder ziehen an nicht vorhandenen Bärten. Der Film "Vormittagsspuk" aus dem Jahre 1928 im ersten Raum der Ausstellung führt über knapp sieben Minuten in die Welt des vielseitigen Künstlers, der nicht nur als Pionier des Avantgardefilms in die Kunstgeschichte einging. Er trug wesentlich zu den Entwicklungen des Expressionismus, des Dadaismus, des Konstruktivismus und des Surrealismus bei, überschritt dabei immer wieder die Grenzen der Disziplinen.

"Man betreibt mit Kunst auch Politik. Alles was ändernd in die Vorgänge des Lebens eingreift, ist Politik", so Hans Richter, in dessen Biografie sich nicht nur die deutsche Geschichte widerspiegelt. 1888 in eine wohlhabende Berliner Familie geboren, studierte er an der Akademie der Künste und später in Weimar. Er arbeitete für die Avantgardezeitschriften "Der Sturm" und "Die Aktion", nahm nach einem zweijährigen Militärdienst an der ersten Dada-Ausstellung in Zürich teil. In Zusammenarbeit mit dem schwedischen Künstler Viking Eggeling entstanden erste abstrakte Filmprojekte, wie "Rhythmus 21" (1921), der einen Skandal auslöste.

Mehr als 20 Filme von Richter, der zeitlebens dafür eintrat, Film als Kunst zu akzeptieren, sowie weitere zeitgenössischer Filmausschnitte von Laszlo Moholy-Nagy, Man Ray oder Sergej Eisenstein sind in der Ausstellung zu sehen, teilweise bereits aufwendig restauriert. Die Deutsche Kinemathek lädt im Kino Arsenal an zwei Abenden (3. und 4. April) zur Aufführung vieler dieser Werke ein, gezeigt wird u.a. auch der Dokumentarfilm über Hans Richter von David Davidsohn in seiner deutschen Erstaufführung.

Hans Arp, Tristan Tzara und Hans Richter, Zürich, 1918, © Estate Hans Richter

Die von Timothy O. Benson (Los Angeles County Museum of Art) kuratierte und in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou Metz entwickelte Werkschau lädt in zehn Kapiteln zur Begegnung mit dem außergewöhnlich vielseitigen Künstler ein und zeigt Richters Weg durch die Moderne: Von frühen Porträts aus der Berliner und Züricher Zeit bis zu seinen berühmten "Rollenbildern", die Anfang der 1940er Jahre nach seiner Auswanderung in die USA entstanden, große Collagen, wie die Arbeit "Stalingrad" (1943-46), in denen Richter das Kriegsgeschehen thematisiert. Von der Gründung der kurzlebigen Zeitschrift "G“ (wie Gestaltung) im Jahre 1923, die eine Brücke zwischen Dadaismus und Konstruktivismus schlagen wollte und an der u.a. Hans Arp, El Lissitzky und Mies van der Rohe mitwirkten bis zur Veröffentlichung zahlreicher Bücher zur Geschichte des DADA in den 1960er Jahren. Von der Teilnahme als Verantwortlicher der großen "Internationalen Ausstellung des Deutschen Werkbundes FiFo (Film und Foto) 1929 in Stuttgart bis zu seiner Lehrtätigkeit am Institut für Filmtechnik am City College of New York in den 1940er Jahren, dessen Direktor er später werden sollte.

Hans Richter: Nicht Hand noch Fuß (Neither Hand nor Foot), 1955/56, Farbe und Collage auf Holz (mit Türklingel) 41,9 x 46,4 cm, Privatsammlung, © Estate Hans Richter

Fast 70 Jahre umspannt das Lebenswerk des 1976 im schweizerischen Tessin verstorbenen Berliners, der immer ein "soziales Gewissen zeigte" (Timothy O. Benson). Viele der berühmtesten Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren mit ihm verbunden, bildeten künstlerische und freundschaftliche Netzwerke. Hans Richter selbst verband innerhalb seines Werkes Film und Theorie, Malerei und Collage, Kunst und Politik. Engagiert, innovativ und lebendig wirbeln sie auch heute noch durch die Kunstgeschichte – wie die Hüte im "Vormittagsspuk".

Zur Ausstellung ist im Prestel Verlag der Katalog „Hans Richter. Begegnungen“ erschienen, leider ausschließlich in deutscher Sprache. Er ist im Buchhandel zum Preis von 49,95 Euro, als Museumsausgabe für 29,- Euro zu erwerben.

Hans Richter
Begegnungen – „Von Dada bis heute“

27. März bis 30. Juni 2014
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Mi – Mo 10 – 19 Uhr
berlinerfestspiele.de

Dr. Barbara Borek

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Daten zu Hans Richter:


- art berlin 2017
- Daimler Art Collection
- Hartware MedienKunstVerein (HMKV)
- MoMA Collection
- Museo Reina Sofía Collection
- ZKM Sammlung Karlsruhe


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Titel zum Thema Hans Richter:

Netzwerke der Moderne - Hans Richter im Martin-Gropius-Bau
Ausstellungsbesprechung: Oben, im zweiten Stock des Gropiusbaus, zur Musik von Paul Hindemith, tanzen Hüte über den Rasen, krabbeln Männer in Anzügen über den Boden oder ...

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