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Kriegsbildwelten - Kata Legrady im Dialog mit Käthe Kollwitz

von Dr. Barbara Borek (30.06.2014)
vorher Abb. Kriegsbildwelten - Kata Legrady im Dialog mit Käthe Kollwitz

Kata Legrady: Government 10 Hong Kong Dollar, 2011, Waffenmodell, Government, beklebt mit Geldscheinen, 14,2 x 21,9 x 3,2 cm, Privatbesitz

"Nun dauert der Krieg zwei Jahre und 5 Millionen junge Männer sind tot ... Gibt es noch etwas, was das rechtfertigt?" Der Tagebucheintrag von Käthe Kollwitz ist auch heute noch von brutaler Aktualität. Kriegerische Auseinandersetzungen in aller Welt bestimmen weiterhin den Alltag, reißen tiefe Wunden in Familien und Gesellschaften. Eine Ausstellung im Käthe-Kollwitz Museum führt in einen Dialog der Generationen und mahnt: Nie wieder Krieg!

Peter Kollwitz war 18 Jahre jung, als er sein Leben verlor. In einem Krieg, zu dem er sich freiwillig gemeldet hatte, tief davon überzeugt, das Richtige zu tun. Seine Mutter überredete den Vater zur Zustimmung, die der noch nicht Volljährige benötigte – einige Wochen später war er tot. Das Thema des Verlustes und der Verantwortung sollte Käthe Kollwitz (1867-1945) ihr weiteres Leben begleiten. In Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen gibt die Künstlerin ihrer Verzweiflung und Trauer Ausdruck, fragt unaufhörlich nach den Folgen des Krieges.

Käthe Kollwitz: »Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden«, 1941, Kreidelithografie, 49 x 62,4 cm, Käthe-Kollwitz-Museum Berlin

Auch Kata Legrady, geboren 1974, folgt in ihrem Werk den eigenen biografischen Spuren. Aufgewachsen im sozialistischen Ungarn in der Kleinstadt Barcs, kommt sie früh mit der Militarisierung der Gesellschaft in Kontakt, wird Sportschützin und tritt bei der Jugendolympiade an. Nach einer Ausbildung zur Opernsängerin und Schauspielerin verließ sie ihr Heimatland und setzte sich zunehmend mit den bildenden Künsten auseinander. Seit 2010 präsentiert Legrady ihre Werke auf zahlreichen internationalen Ausstellungen, fragt in Zeichnungen und vor allem mit irritierenden und verstörenden Objekten nach dem WARUM der Gewalt.

In acht Kapiteln führt die Ausstellung unter dem Titel "Mahnung & Verlockung" vom 1. über den 2. Weltkrieg bis in die Konflikte der Gegenwart, stellt die zumeist kleinformatigen Grafikzyklen wie den "Weberaufstand" (1893-1897), "Bauernkrieg" (1902/03-1908) und "Krieg" (1918-1922/23) von Käthe Kollwitz den Drucken und Objekten von Kata Legrady gegenüber. Die Künstlerin weist auf die bedrückende Präsenz und somit Vorbereitung einer gewaltsamen Auseinandersetzung schon in der Kindheit hin. So tragen ihre Figuren Mickey und Minnie (C-Print auf Diasec, 2011) Kindergasmasken, wie sie in Israel verteilt werden, Maschinengewehre und Pistolen sind mit bunten Smarties beklebt (Partitur 1-2-3, C-Print auf Diasec, 2009), vier Handgranaten mit Pelzen bezogen (Fellgranate "Katy", "Lindsay", "Karlie", "Erin", Handgranaten, Fuchs- und Nerzfell, Finnraccoon, 2011-2013).

Zwischen den Künstlerinnen liegt ein Jahrhundert mit rasanten Entwicklungen, ihre Arbeiten könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Kollwitz vor allem die Konsequenzen des Krieges, die Toten sowie ihre trauernden Eltern darstellt, in vielen intensiven Vorübungen darum ringt, dem Unfassbaren künstlerisch Gestalt zu geben, zeigt Legrady die Zusammenhänge zwischen Krieg und Konsum, die Macht und Verlockung der Waffenindustrie in starken Farben, mit plakativen Objekten. Vom Schaukelpferd aus Buchenholz in Form einer Pistole (Cheval à bascule, 2011) über die mit Geldscheinen bezogenen Pistolen (Government, Waffenmodelle mit unterschiedlichen Währungen, 2011) bis zu dem mit Plastikblüten beklebten Totenkopf "Flowers" (C-Print auf Alu-Dibond, 2013) zieht sich die Spur der Ästhetisierung der Gewalt.

Die Ausstellung bringt mit der Korrespondenz der Kunstwerke von Käthe Kollwitz und Kata Legrady einen wichtigen Impuls in das Erinnerungsjahr 2014, weist auf die inneren und die äußeren Bedingungen von Krieg und Gewalt hin und zieht mit museumpädagogischen Projekten zur Erinnerungskultur mit Schülerinnen und Schülern Berliner Oberschulen den Dialog in die junge Generation. Wie ernst das private Museum seine Verantwortung gegenüber dieser nimmt, zeigt auch der informative, reich bebilderte Katalog: Hier finden ausgewählte Arbeiten der jungen Künstler ihren Platz und eine hohe Wertschätzung. Ein Programm mit Lesungen, Vorträgen und Filmvorführungen begleitet die sehenswerte Ausstellung.

Mahnung und Verlockung
Die Kriegsbildwelten von Käthe Kollwitz und Kata Legray
30. Juni bis 9. November 2014

Käthe-Kollwitz-Museum Berlin
Fasanenstraße 24
10719 Berlin
Täglich 11 – 18 Uhr, Di. 11 – 21 Uhr
http://www.kaethe-kollwitz.de/

Dr. Barbara Borek

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Titel zum Thema Käthe-Kollwitz-Museum Berlin :

Kriegsbildwelten - Kata Legrady im Dialog mit Käthe Kollwitz
Ausstellungsbesprechung: "Nun dauert der Krieg zwei Jahre und 5 Millionen junge Männer sind tot ... Gibt es noch etwas, was das rechtfertigt?" Der Tagebucheintrag von Käthe Kollwitz ist auch heute noch von brutaler Aktualität.

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