Ein ungewöhnliches Projekt des Vitra Museums hat nun sein Ende gefunden- das Resultat ist eine Ausstellung über die Wohnkultur von der Atlantikküste bis zum Persischen Golf. Sie gewährt einen Einblick in dortige Wohnbauten, die dazugehörigen Interieurs und die gebräuchlichen Haushaltsgegenstände. Dabei werden alle Lebensformen in Betracht gezogen; der Besucher erfährt von den nomadischen Wohnkulturen, der sesshaften Bevölkerung, dem traditionsbewussten Wohnen und den verwestlichten Städten.
Je nach geografischer Lage und klimatischen Bedürfnissen erfährt das Wohnhaus vielerlei Varianten. Die Beziehung zwischen den beiden Bevölkerungstypen macht sich schon in der vorislamischen Geschichte bemerkbar und ist extremen Spannungen unterlegen. Der Luxus der sesshaften Bevölkerung findet ein Gegenpol in der Mobilität der Nomaden, die durch Handel profitierend mit ihren Karawanen umherziehen.
Da der Islam nicht nur als Religion zu sehen ist, sondern als Richtschnur durch das Leben eines Muslimen, kann man keine eindeutige Trennung zwischen sakraler und profaner Kunst ziehen. So ist auch das Raumverständnis durch Multifunktionalität geprägt.
Obwohl der Koran eine figürliche Darstellung nicht explizit verbietet, führt die Einhaltung des zweiten der Zehn Gebote zu einer beträchtlichen Verfeinerung der Ornamentik. Hier wiesen die Architekten eine außergewöhnliche Phantasie hinsichtlich der geometrischen und abstrakten Ausschmückung auf. Die Virtuosität der muslimischen Handwerker ist sogar in den Haushaltsobjekten wie Schalen oder Scheren sichtbar. So entwickelte sich eine außerordentliche Formensprache, die kennzeichnend für den Islam wurde.
Der Besucher betritt mit der Ausstellung eine andere Welt. Durch die vielseitige Gestaltung mit Architekturmodellen, realen Haushaltsgegenständen, Interieurelementen, sowie großformatigen Fotografien, Installationen und Kurzfilmen versetzt man sich schnell in die arabische Welt mit ihren funktionalen und sozialen Zusammenhängen. Mit einer musikalischen Untermalung im Hintergrund erhält man Einblick in einen uns fernen Wohnalltag, der wichtig für das Verständnis der arabischen Kultur ist. Die Objekte und Bauten sind nach dem Aspekt des Typischen ausgewählt. Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass es sich hierbei nicht um eine ethnologische Ausstellung handelt, da hier die
Funktionalität und der symbolische Gehalt hervorgehoben werden. Durch die Verdrängung der traditionellen Wohnhäuser durch riesige praktische Betonbauten wird man fast zum Zeugen einer langsam schwindenden Kultur.
Die Ausstellung vermittelt dem Betrachter nach dieser imaginären Reise ein unheimliches Verlangen zum tatsächlichen Verreisen, um diese Schätze in ihrer wirklichen Umgebung zu bestaunen.
Joanna Olchawa
Ausstellungsdauer: 19.07.2003-18.01.2004
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-20 Uhr | Freitag 11-22 Uhr
Vitra Design Museum Berlin
Kopenhagener Straße 58
D-10437 Berlin / Prenzlauer Berg
Telefon +49 30 473 777 0
Berlin Daily 11.11.2025
Führung: Ma Bistrass!Fotoprojekt von Luigi Toscano
16 Uhr: (weitere Termine: 12.11./13 Uhr, 13.11/ 11 Uhr, 13.11./16 Uhr) im Rahmen der Ausstellung TorEins im Deutschen Technikmuseum | Möckernstraße 26, 10963 Berlin
Leben unter dem Halbmond
von Joanna Olchawa
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