Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Nachts kommen die Geister. Natürlich nur bei Vollmond und Nebel. Dann erwachen die verwitterten Skulpturen im Garten der florentinischen Villa Romana und führen ein Eigenleben. So zumindest stellt sich das Alvaro Urbano in seiner Arbeit „The Show, the Ghost and the Host“ vor. Im vergangenen Jahr wurde der 1983 in Madrid geborene Künstler für diese Arbeit mit dem Preis der Villa Romana ausgezeichnet.
Nun steht die Videoinstallation – wie es sich für eine würdige Gespensterpräsentation geziemt – aufgebaut in der Krypta der Italienischen Botschaft. Und auch das „Personal“ ist mitgereist. Eine freundlich blickende kleinformatige Sphinx, die einem Kinderfilm entsprungen sein könnte, das Fragment eines Fußes und ein dreieckiges Gebäudeteil lagern zu Fuße der Projektionsfläche und scheinen die Dokumentation interessiert zu verfolgen.
Doch damit nicht genug. Auch in den Repräsentationsräumen der Botschaft sorgt Urbano, der von 2009-2012 bei Olafur Eliasson am Berliner Institut für Raumexperimente der UDK studierte, für Spukerei. Eine Dame, die während der Vernissage ihr Prosecco-Glas auf der hinter sich stehenden Säule abstellen möchte, erschrickt zutiefst. Wandert doch der Pilaster, der farblich und formal perfekt dem Raum angepasst ist, wankend ein Stück von dannen. Und trifft dort auf einen weiteren im Spaziergang begriffenen Pfeiler.
Urbano hatte die beiden Pappmaché-Säulen mit Öffnungen für Augen und Nase versehen, damit die Träger sich scheinbar beiläufig unter das Publikum mischen können.
Ironisch und hintergründig ist auch die Arbeit von Giacomo Laser. Winzige Roboter belagern einen der Empfangssäle. Vor edlen Designersofas und unter Murano-Leuchtern strampeln sie, rudern, rotieren – ohne jedoch wesentlich von der Stelle zu kommen. Stattdessen fungieren sie als potentielle Fußfalle für die Besucher, die die Kreaturen im Slalom umlaufen müssen. Als „Transformator, Komponist, Entdecker“ bezeichnet sich Laser. Im Katalog heißt es: „Er beschäftigt und beschäftigte sich mit dem Entziffern und Verstehen des eigenen Scheiterns indem er Organisationen und soziale Kategorien beobachtet“.
Generell sind die Werke der zwanzig Künstler, die Angelika Stepken, Leiterin der Villa Romana, ganz selbstverständlich in das Interieur der Botschaft integriert hatte, von höchst unterschiedlichem Niveau. Zu den interessanteren Arbeiten zählen etwa die Bücher aus Beton, auf die Margherita Moscardini Ansichten von Bunkern projiziert hat sowie ein ausgestopfter Vogel mit goldener venezianischer Karnevalsmaske, den Petrit Halilaj aus dem Depot eines Naturkundemuseums befreit hatte.
Für Irritation sorgte jedoch ein pittoresk angeordneter Putzeimer mit Schrubber unmittelbar neben einer barocken Amphore im Treppenhaus. Sowohl einen Titel der Arbeit als auch einen Künstlernamen suchte man vergebens. Trieben auch hier Gespenster ihren Schabernack? Doch dann – hokuspokus - waren Eimer und Schrubber plötzlich nicht mehr da – ein dienstbarer Botschaftsgeist hatte das Ensemble verschwinden lassen.
Ausstellungsdauer: 17.9.-30.11.2015
Florenz Contemporary. Die Villa Romana zu Gast in der
Botschaft der Italienischen Republik
Die Besichtigung der Ausstellung ist im Rahmen von Sonderführungen bis 30.11.2015 immer montags und donnerstags um 15 Uhr möglich. Eine Anmeldung ist erforderlich: berlino.visitembassy@esteri.it
Botschaft der Italienischen Republik
Tiergartenstraße 22
10785 Berlin
www.ambberlino.esteri.it/
villaromana.org
Titel zum Thema Villa Romana :
Florenz Contemporary: Florentinische Geister in der Italienischen Botschaft
Ausstellungsbesprechung: Nachts kommen die Geister. Natürlich nur bei Vollmond und Nebel. Dann erwachen die verwitterten Skulpturen im Garten der florentinischen Villa Romana und führen ein Eigenleben.
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