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Unser Garten muss bestellt werden. Sibylle von Preussen im VKU-Forum

von Inge Pett (27.05.2016)
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Sibylle von Preussen, monbijou (Triptychon), Scherenschnitt aus Papier mit Gaze au Papier, 270 x 270 cm, 2014 / 2015, Courtesy Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin

Friedrich der Große war ein erklärter Anhänger der Aufklärung – wie auch des Tierschutzes. Legendär ist die Liebe zu seinen Hunden, denen er in den letzten Lebensjahren sogar den Vorzug vor den Menschen gab. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen La Mettrie und Descartes waren Tiere für ihn keine berechenbaren Maschinen, sondern beseelte Wesen.

In dieser philosophischen Familientradition sieht sich auch Sibylle von Preussen, die das Weltbild des bedeutenden Ahnen in Ornamenten, Collagen und Gemälden rezipiert. Dafür nutzt sie die selten als künstlerisches Medium verwendete Technik des Scherenschnittes. In der Serie „monbijou“ etwa arrangiert sie filigrane Figuren, Linien und Gebilde auf einem tiefen Yves Klein-Blau. Diesen Arbeiten stehen entrückte, tiefenunscharfe Fotos gegenüber. Etwa die Architekturansicht „Berliner Schloß, tributes to Humboldt“. Das Berliner Stadtschloss war Friedrichs Geburtshaus. Sonderlich ins Herz geschlossen hatte er es nie.


Sibylle von Preussen, diverse kleinere Arbeiten aus der Serie Monbijou, 30 x 40 cm bzw. 40 x 30 cm, 2015, Fotografie und Scherenschnitte

Oder „Royal Rabbits“, ein Foto zweier verschwommen aufgenommener Kaninchen. Ein paar Schritte weiter hängt ein ähnliches Lichtbild zweier Füchse. Die Arbeiten können als Anspielung auf die zu Friedrichs Zeiten so beliebten Jagdmotive verstanden werden. Der blutige, bevorzugte Sport des Hochadels war auch der des Vaters, Friedrich Wilhelms I., dessen Haltung und Lebensweise der schöngeistig-aufgeklärte Thronfolger rundheraus ablehnte.

Sibylle von Preussen studierte Geisteswissenschaften und Bildende Kunst in Berlin und New York und hatte 1981-88 eine Dozentur an der Hochschule der Künste in Berlin inne. In ihren teils vergoldeten Scherenschnitten, deren Formgebung von den Wandmalereien des Schlosses Sanssouci sowie den Ornamenten des Konzertzimmers und des Voltaire-Zimmers inspiriert ist, bilden Tier, Mensch und Natur ein harmonisches Ganzes. Titel wie „monbijou – northeast of eden“ oder „Krone der Schöpfung“ unterstreichen die Bedeutung, die von Preussen dem Respekt vor der Kreatur beimisst. Doch das, was im nur vordergründig altmodischen Medium des Scherenschnitts so harmonisch daher kommt, zeugt von einem höchst fragilen Gleichgewicht, von einem bedrohten Paradies.


Sibylle von Preussen, North-east of eden, 122 x 86 cm, Scherenschnitt auf Papier, 2015, Finalist Losito Kunstwettbewerb 2015

Die „Gärten der Aufklärung“ verlangen unsere Aufmerksamkeit, wie schon Friedrichs Philosophenfreund Voltaire anmahnte. So in seiner unter Pseudonym erschienenen Novelle „Candide oder der Optimismus“: „Gut gesagt, aber unser Garten muss bestellt werden“. Gemeinsames Tun setzt Voltaire der Unverbesserlichkeit des Menschen entgegen. Ein durchaus preußischer Gedanke – und gerade heute, da das Verhältnis von Mensch und Natur immer mehr aus den Fugen gerät, ein nüchterner Appell, Verantwortung zu übernehmen - und das Seine zu tun.

Bis zum Herbst 2016 ist die Ausstellung „Gärten der Aufklärung“ im VKU-Forum (Verband Kommunaler Unternehmen) in Berlin-Mitte zu besichtigen.

Verband kommunaler Unternehmen e.V.
Invalidenstr. 91
10115 Berlin
vku.de

Inge Pett

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Unser Garten muss bestellt werden. Sibylle von Preussen im VKU-Forum
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