19 Uhr: mit Professorin für Medienkunst an der HGB Leipzig, Christin Lahr und den Künstler*innen der Ausstellung "Crimes of Carelessness (the deep and the foamy)" (engl.). VILLA HEIKE | Freienwalder Str. 17 | 13055 Berlin
© Atelier Robert Doisneau, 2016
„Mein erstes Foto macht ich von einem Haufen Pflastersteine. Da ich mich vor lauter Schüchternheit nicht traute, den Blick auf Menschen zu richten … „
Robert Doisneau, französischer Fotograf und Bildjournalist, sollte im Laufe seiner Berufsjahre jedoch mutiger werden – und mit der Aufnahme eines sich küssenden Paares vor dem Pariser Rathaus weltweit Berühmtheit erlangen (Le Baiser de L´Hôtel de Ville, Paris, 1950). Wie vielfältig die Arbeit des Chronisten der kleinen Leute war, wie interessiert und sensibel er vom alltäglichen Leben vor allem aus seiner Heimatstadt Paris berichtete, wie sich aus solidem Handwerk eine humanistisch geprägte Fotografie entwickelte – hiervon erzählt die aktuelle Ausstellung im Martin-Gropius-Bau.
Die Schau im Obergeschoss, kuratiert von Agnés Sire in enger Zusammenarbeit mit dem Atelier des Künstlers, führt mit einer Auswahl von ca. 100 Bildern in das komplexe Werk des Fotografen, ergänzt um persönliche Dokumente aus seinem Leben. Robert Doisneau, 1912 in Gentilly bei Paris geboren, hatte seine Ausbildung als Lithograph abgeschlossen und arbeitete als Assistent in einem der ersten Fotostudios von Paris bei André Vigeneau. In den 1930er Jahren war er lange als Werkfotograf bei Renault tätig, doch er wollte mehr als dokumentieren, er experimentierte mit fotografischen Einstellungen und Techniken, stellte den Menschen immer mehr in seinen Fokus. Renault kündigte ihm.
© Atelier Robert Doisneau, 2016
Alltagsszenen, Gebäude, Straßenansichten – Robert Doisneau zieht in die Vororte der Metropole und zeigt deren Bewohner, die Fotografien sind Momentaufnahmen aus ihrem Leben, gleichzeitig feine Bildkompositionen. So hält Les enfants de la place Hébert (Silbergelantine, Paris, 1957) drei Charaktere fest, unterschiedlich alte Kinder, die für einen Augenblick innehalten, den Fotografen ansehen. Auf dem Foto La dernière Valse du 14 juillet (Silbergelantine, Paris 1949) verschwindet ein junges Paar beim Tanz fast zwischen den nächtlichen Häuserfassaden, doch ihre Bewegungen sind Mittelpunkt des Bildes, leuchten aus dem Dunkel heraus.
„Meine Fotos gefallen den Leuten“, so Doisneau, der auch nach der Gründung seiner Familie Privat- und Arbeitsleben nicht trennte, oftmals zusammen mit seiner Frau Pierrette Chaumaison und den Töchtern durch Paris und seine Vororte streifte, „weil sie sich darin wiedererkennen …“ Und, „was sie sehen würden … wenn sie sich Zeit nehmen würden.“ Über 350.000 Arbeiten umfasst das Werk, heute sorgsam archiviert und betreut von den Töchtern Annette und Francine in der Stiftung Robert Doisneau. Seine Enkelin Clémentine Deroudille drehte unter dem Titel Robert Doisneau – Fotograf, Humanist, Freund (ARTE France, 1016, 77 Minuten) ein sehr persönliches Filmdokument, in der Ausstellung läuft der Dokumentarfilm in deutscher Sprache.
© Atelier Robert Doisneau, 2016
Wie auf einer „kleinen Bühne“ agieren die Protagonisten seiner Fotografien, die Passanten auf der Straße (Café tabac, Silbergelantineabzug, Gentilly 1948), die ausgelassene Braut auf einem Jahrmarkt (La mariée chez Gégène, Silbergelantineabzug, 1946). „Ich suche nicht nach dem Sensationellen“, betonte Doisneau, der 1994 in Paris stirbt, stets. „Ich will das ganz Gewöhnliche, die Poesie des Alltags dokumentieren.“
Diese Dokumentation in schwarz-weiß führt in das Paris der 40er und 50er Jahre und seiner Menschen, in ihren Kosmos, den er mit einem realistischen und einem zärtlichen Auge betrachtet. Und Robert Doisneau selbst ist immer Teil dieser Betrachtungen.
Die Ausstellung wird durch ein umfassendes Rahmenprogramm begleitet, z.B. Familienworkshops sowie kostenlosen Führungen in leichter französischer Sprache für Schulklassen. Am 25. Januar 2017 findet um 19 Uhr der Diskussionsabend Paris, Stadt der Zukunft statt.
Robert Doisneau
Fotografien
Vom Handwerk zur Kunst
bis zum 5. März 2017
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Mi – Mo 10 – 19 Uhr
24.12. sowie 31.12. geschlossen
gropiusbau.de
Titel zum Thema Robert Doisneau:
Poesie des Alltags - Robert Doisneau im Martin-Gropius-Bau
Und auch diese Ausstellung mit Fotografien des französischen Künstlers Robert Doisneau ist nur noch bis morgen zu sehen.
Verein Berliner Künstler
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Galerie Johannisthal
nüüd.berlin gallery
Galerie im Körnerpark