Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Noch bis Mitte März zeigt die Galerie Parterre in ihrer Ausstellung DO YOU GUYS EVER THINK ABOUT DYING? Werke von Antonia Freisburger, Frank Jimin Hopp und Felix Kultau.
Denkt ihr jemals ans Sterben? Eine direkte Frage, die eingreift, reingreift, die das Ende, einen Abschluss, einen Abschied thematisiert. Bezug genommen wird auf den Barbie-Film. So liegt die Interpretation nahe: Der Titel berührt, auch weil alle drei Positionen jung sind. Angesichts unserer (noch) von Luftpolsterfolie ummantelten Realität (Barbie-Welt?) stößt diese Fragestellung auf. Sie befremdet, weil sie seltsam real ist – angesichts der aktuellen Weltlage sind Dystopien passender denn je. Wir fühlen uns fremd in der eigenen Sicherheit. Wir werden wach: Unwohlsein, Unbehagen, Übelkeit.
Die Ausstellung vereint drei sehr unterschiedliche Positionen, dabei ist sie recht sparsam mit Text. Die Besucherinnen und Besucher sind zur freien Interpretation eingeladen, es sei denn, sie erwerben den Katalog für 15 €.
Freisburgers Arbeiten hängen prominent im ersten Ausstellungsraum, Hopp bekommt die erste Ecke neben dem Eingang und Kultau nimmt eine lange Wand mit seinen Türen von Spinden ein. Auf ihnen kleben Sticker, ein Auge ist darauf gekrakelt und abstrakte Striche. Sie erinnern an eine verlassene Schule mit Überresten aus einer noch heilen Welt. Über die Kritzeleien und Aufkleber der Schülerinnen und Schüler verteilen sich nun Malereien. Die Schule ist verlassen, die Spinde sind zum Malgrund geworden. Alles Fiktion, alles ausgedacht. In direkter Nachbarschaft befindet sich Kultaus Werkreihe Smile 1-3 (2023), in der das kesse Grinsen zum Motiv wird. Das freche Zähnefletschen des Bösewichts, der Antagonist Hund Pluto und die Spindtür: Felix Kultau(* 1984) arbeitet mit ikonischen Motiven sowie vorgefundenen, häufig industriellen Materialien und unterzieht sie einem Refreshment.
Frank Jimin Hopp (*1994) operiert mit Referenzen an die Kunstgeschichte und Popkultur. Seine Keramiken verbergen nicht, dass sie per Hand gefertigt sind. Tiefe Furchen durchziehen die Oberfläche, an manchen Stellen sind die Fingerabdrücke zu sehen. Das gibt ihnen etwas Sperriges und wirkt im positiven Sinne kindlich. Sie scheinen in ihrer Farbintensität aus der Ferne munter und freundlich. Erst aus der Nähe wird die Buntheit zum Schreckensszenario: Die roten Flecken auf einer Palme entpuppen sich als Flammen. Überhaupt brennt hier viel. Putten fallen kopfüber. Happy Earthday II (2023) ist ein Endzeitszenario auf einer Geburtstagstorte. Statt Kerzen brennt die Umwelt. Zu diesen Keramikarbeiten gesellen sich großformatige Gemälde. Minor Feelings (2023) zeigt einen fleischfressenden, blonden Schnurrbartmann. Zwischen seinen Beinen eine Pfanne mit Hack und Keule. Drumherum eine groteske Szene. Da sind weinende, weiblich gelesene Personen. Am Rand kauert eine ängstlich dreinschauende Figur im Hello-Kitty-Pulli, die Katze schaut skeptisch in die Pfanne. Ein anderes Bild gruppiert auf einem Elektroroller den Tod in Gestalt eines Knochenschädels mit Sichel, einen weinenden, alten Mann mit langem weißen Bart (Gott?) und eine androgyne Schlafende. Dazwischen eine Hand, die einen Ausguck auf eine kleine Insel im Meer freigibt. Manches erinnert in seinen bedeutungsschwangeren Bezügen an Max Beckmann.
Antonia Freisburgers (*1990) Werke sind dagegen wesentlich intuitiver zu verstehen. Ihre Titel wie Desire to Communicate (2023), I Have Fought Against It (2023) oder Post Traumatic ergänzen ihre abstrakte Motivwelt. Darin bewegen sich große Formationen in blau-lila-rosa Farbtönen. Diese Gebilde wirken gewaltvoll, wie ein Kampf inmitten einer technoiden Zelle – sie sind organisch und zugleich einer Cyberwelt entsprungen. Sie könnten aus einer Zukunft kommen, in der Körper und Technik eine Einheit bilden. Wohin steuern wir da? Zunächst in eine faszinierend schöne Detailansicht, in der Netze, Wellen, Flammen aufeinanderprallen und in leuchtenden Farben erstrahlen.
Auf der Suche nach einem Ziel bleibt zunächst die lapidare Frage zu beantworten: Was machen wir Menschen eigentlich mit unserer Realität und unseren Vorstellungen? Vielleicht liegt hier ein gemeinsamer Grundton, der in allen drei künstlerischen Positionen anklingt.
DO YOU GUYS EVER THINK ABOUT DYING?
Künstler*innen: Antonia Freisburger, Frank Jimin Hopp, Felix Kultau
Ausstellungsdauer: 19.1. – 17.3.2024
Galerie Parterre
Danziger Straße 101 (Haus 103)
D-10405 Berlin
Di–So 13–21 Uhr
Do 10–22 Uhr
Kunstsammlung Pankow
Do 10–15 Uhr (ausschl. mit Voranmeldung)
www.galerieparterre.de
Titel zum Thema Galerie Parterre:
Ein Arbeitstitel für die Kunst. Hannah Bohnen, Janes Haid-Schmallenberg und Lisa Tiemann
Ausstellungsbesprechung: Die von Laila-Marie Busse kuratierte Ausstellung beginnt bereits auf dem Parkplatz, wo Hannah Bohnen große geschwungene Bögen mit einem Hochdruckreiniger auf dem Asphalt freigesetzt hat.
3 x Endzeit - 3 x Weltschmerz - 3 x jung
Die Ausstellung DO YOU GUYS EVER THINK ABOUT DYING? mit Arbeiten von Antonia Freisburger, Frank Jimin Hopp und Felix Kultau in der Galerie Parterre endet am Sonntag. -> Ausstellungsbesprechung:
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