19h: mit Ann-Christine Jansson & Harald Hauswald im Rahmen der Ausstellung "ZEITREISE. Fotografien von Ann-Christine Jansson". Alte Feuerwache | Marchlewskistr. 6 | 10243 Berlin
Anlässlich seines 95. Geburtstags zeigt die Galerie Thaddäus Ropac in Salzburg zwei bedeutende Werkserien Arnulf Rainers: seine Goya-Bilder und Landschaften, beide zwischen 1983 und 1992 entstanden. Parallel dazu ist im Arnulf Rainer Museum in Baden bei Wien bis zum 5. Oktober 2025 eine umfassende Retrospektive unter dem Titel „Arnulf Rainer. Das Nichts gegen Alles“ zu sehen.
In seiner Goya-Serie widmet sich Rainer Werken des spanischen Malers Francisco de Goya (1746–1828), dessen Kunst stark von den politischen und sozialen Konflikten seiner Zeit geprägt war und häufig dunkle, surreale Themen erkundete. Zwischen Hommage und radikaler Transformation interpretiert Rainer fotografische Vergrößerungen von Goyas Arbeiten durch ausdrucksstarke Übermalungen neu.
„Farbe hilft Rainer, sein Bild in einen anderen Aggregatzustand zu versetzen“, sagt Kurator Helmut Friedel über Rainers Überarbeitungen der zugrundeliegenden Motive. Einige Werke der Goya-Serie zeigen erkennbare Gesichter, andere halb abstrakte ovale Strukturen, die nur entfernt an Köpfe erinnern. Eine azurblaue und rötlich-rosa Tonalität zieht sich durch die Serie und verleiht den Darstellungen eine surreale Qualität. Überlagert von tiefschwarzen gestischen Hieben erinnern die kontrastreichen Arbeiten an expressionistische Holzschnitte.
Köpfe und Gesichter sind stets wiederkehrende Motive in Rainers Oeuvre. Anfangs dokumentierte der Künstler seine eigenen Grimassen und andere Gesichtsausdrücke, wobei er „auf unterschwellige Kraftreserven“, wie er sagt, zurückgriff, um die Spannungen seiner inneren Zustände auszudrücken. Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen hält er als Formen der menschlichen Kommunikation ohnehin für komplexer und bedeutungsvoller als das gesprochene Wort, „da sie als Formen der menschlichen Kommunikation der Sprache vorausgehen“, so Rainer.
In den späten 1960er Jahren entstand in nächtlichen Sitzungen in der Fotoautomatenkabine am Wiener Westbahnhof eine Reihe von Porträts, in denen der Künstler extreme Mimiken festhielt. Während eines Experiments mit Meskalin nahm er auf den Porträts Farbflecken wahr und begann, diesem Impuls folgend, die Fotografien zu überzeichnen, so entstand seine Serie ‑„Face Farces“ (1970–73). In den folgenden Jahrzehnten wandte sich Rainer auch Portraitdarstellungen anderer Künstler zu, darunter Werke von Vincent van Gogh und Rembrandt. Durch den Prozess des Übermalens hebt er die ausdrucksstarken Momente hervor, die den Kunstwerken seiner Vorgänger immanent sind, wobei diese grafischen oder farblichen Bearbeitungen entweder der Stimmung des zugrundeliegenden Bildes entsprechen oder sie kontrastieren.
Rainers Landschaften verbinden dessen charakteristische gestische Übermalung hingegen mit klassischen Naturdarstellungen. Die Werke sind Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit der Natur als Möglichkeit der Vermittlung innerer Zustände – zwischen Abstraktion und Figuration. Landschaften prägten bereits Rainers Anfänge als Künstler. Noch während der Schulzeit malte er kartografische Ansichten, inspiriert von Luftaufnahmen, und bezog Bombenkrater, Feuer, Panzer und Flugzeuge in diese Arbeiten ein. 1945 vor der russischen Besatzung aus Niederösterreich zu Verwandten nach Kärnten geflohen, malte er in den folgenden Jahren viele menschenleere Landschaften.
In seinen späteren Landschaftswerken steht die Natur als Motiv im Mittelpunkt der farbintensiven Darstellungen. Als Ausgangspunkt dienen Ansichten aus Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts, die Rainer seit 1985 sammelt. Die Szenen bleiben trotz des mehrschichtigen Farbauftrags, den er mal verdünnt und tropfend, mal in dichten vereinzelten Strichen malt, schemenhaft erkennbar. „Die transparenten Farbschichten lassen die tiefer liegenden Farben durchscheinen“, sagt Kurator Helmut Friedel. „So entsteht eine zauberhafte Welt der Geheimnisse und des strahlenden Leichten.“
Bis 5. April 2025
Salzburg Villa Kast
Mirabellplatz 2
A-5020 Salzburg
+43 662 881393 0
salzburg@ropac.net
Tuesday—Friday, 10am—6pm
Saturday, 10am—2pm
Titel zum Thema Galerie Thaddäus Ropac:
Arnulf Rainers zauberhafte Welt der Geheimnisse
Ein Blick nach Salzburg: Dort zeigt die Galerie Thaddäus Ropac anlässlich des 95. Geburtstags von Arnulf Rainer die Ausstellung "Landschaften - Goya 1983—1992".
Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin
Galerie Parterre
ifa-Galerie Berlin
Akademie der Künste / Hanseatenweg
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.