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Spurensuche - Jeewi Lee und Henri Haake bei Köppe Contemporary

von Dr. Barbara Borek (20.05.2016)
vorher Abb. Spurensuche - Jeewi Lee und Henri Haake bei Köppe Contemporary

JEEWI LEE | REINIGUNGSBILD NR 10 – 2015, 80 x 93 cm, cleaned/bleached korean traditional paper floor with traces and stains

Das Leben hinterlässt Spuren: im Alltag, bei Begegnungen, auf Dingen. Diese Spuren können beständig sein oder auch flüchtig, sichtbar oder aber unsichtbar, für viele zu dechiffrieren oder individuell in der Biografie verankert. Die aktuelle Ausstellung bei Köppe Contemporary bringt zwei künstlerische Positionen zusammen, die sich auf Spurensuche begeben. Sehr persönlich und doch im offenen Dialog.

Die Szene hat einen fast intimen Charakter: Auf pastellfarbenem Grund sind zwei Männer zu erkennen, einer sitzend, einer hinter ihm stehend. Barber Shop III (Öl auf Leinwand, 35 x 25 cm, 2016) von Henri Haake führt in einen Friseurladen, doch die Raumkonturen lösen sich auf, sind mit der Personage verbunden.

Gegenüber führt Jeewi Lee mit dem ebenfalls kleinen Format, Past Tense 05 (traces on used Hanji paper floor, 62,5 x 45 cm, o.J.) aus der gleichnamigen Werkreihe in farbintensive Strukturen. „Abstrakte, minimalistische Formen,“ so die Künstlerin, „die von der koreanischen Kultur erzählen.“

Henri Haake (geboren 1989 in Lübeck) und Jeewi Lee (geboren 1987 in Seoul, Korea) kennen sich aus ihrem Studium an der UdK Berlin. Sie teilten ein Atelier, entwickelten unterschiedliche künstlerische Positionen und blieben dabei im Dialog. Wolfgang Köppe greift mit der Ausstellung ihren Dialog auf und präsentiert in zwei Räumen knapp 20 Arbeiten, eine Begegnung unterschiedlicher Formate, Techniken und Materialien.

Auch Past Tense 03 (traces on used Hanji paper floor, 108,5 x 129,5 cm, o.J.) speichert, diesmal auf größerem Format, die Alltags- oder Verarbeitungsspuren der Hanji Böden. In Korea finde der Alltag größtenteils auf dem Boden statt, er gebe symbolischen Halt, so Jeewi Lee. Die Künstlerin erwarb das Bodenmaterial in ihrem Heimatland – in einem Tausch. Sie verlegte dort in den Wohnräumen neue Böden und nahm die alten mit nach Berlin. Sie wählt dann im „framing-Prozess“ bestimmte Ausschnitte für ihre Arbeiten aus, bezieht sich hierbei in „Format und Proportion auf die Räumlichkeiten“, aus denen die Böden stammen. Auf dieser Raum-Zeit-Achse zerlegt und fügt sie zusammen, verbindet die Orte und Kulturen.

Auch Henri Haake stellt die Frage nach den Überresten, den Spuren unserer Existenz. Residuen – der lateinische Begriff für Rückstände, Überbleibsel oder flüchtige Spur - lautet auch der Titel der sehenswerten Ausstellung. Haake bleibt auf seiner Suche vorwiegend figurativ, lässt jedoch den Beginn oder den Ausgang der Geschichte offen. In Pool I (Öl und Sprühfarbe auf Leinwand, 2015) sind Menschen nicht zu sehen, lediglich blaue Liegen sind auf dem Bild angeordnet.


HENRI HAAKE | O.T. (FUSSBALLER II) – 2015, 75 x 100 cm, Öl und Sprühfarbe auf Leinwand

„Unser verbindendes Element ist die Oberfläche, ihre Haptik, ihr malerisches Element“, so Haake. Die Arbeiten korrespondieren miteinander, intensiv ist dies an der Wand mit der „Petersburger Hängung“ zu verfolgen. Hier navigieren Werke von Jeewi Lee und Henri Haake in dynamischen Rhythmus die Blicke der Betrachtenden über die Farbfelder und Oberflächen.

Während Jeewi Lee als konzeptionelle Künstlerin Spuren als eben dieses malerische Element unserer Lebenswelten aufnimmt, vertritt Henri Haake eine eher klassische Malerposition. Beide Positionen suchen jedoch auf sehr poetische Weise über Farben und Strukturen eine Verbindung der persönlichen Geschichten und ihren Bezug zur Gegenwart. Die Betrachtenden und ihre Wahrnehmung werden so Teil der Erzählungen.

Jeewi Lee - Henri Haake
Dialog der Residuen
22. April – 21. Mai 2016

Köppe Contemporary
Knausstraße 19
14193 Berlin-Grunewald
Di – Fr 16 – 19 Uhr
Sa 11 – 17 Uhr
villa-koeppe.de

Dr. Barbara Borek

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