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… im Rhythmus gegnerischer Kräfte. Zur Ausstellung Aquaria in der daadgalerie

von Barbara Borek (13.03.2018)
vorher Abb. … im Rhythmus gegnerischer Kräfte. Zur Ausstellung Aquaria in der daadgalerie

Raumansicht, li. im Vordergrund: Edith Dekyndt, A Portrait of Things - replica, 1995-2015, Aquarium, Wasser, Stoff, Courtesy of the artist and Galerie Greta Meert, Brüssel, Foto: kuag

Ausgehend vom Gedichtband An Aquarium (2008) des kalifornischen Dichters Jeffrey Yang zeigt das Künstlerprogramm des DAAD in der Galerie in der Oranienstraße Arbeiten zum Thema WASSER. Silvia Fehrmann hat in Zusammenarbeit mit den Kuratorinnen Julia Gerlach, Ariane Beyn sowie Bettina Klein eine inspirierende Auswahl der Arbeiten aktueller und ehemaliger Gäste des Berliner Künstlerprogramms zusammengeführt: Objekte, Fotografien, Texte und Videos mit Hörstationen laden zu einem Ausflug in die Tiefen des flüssigen Elements ein.

Agnieszka Brzezanska lenkt in ihrer Videoarbeit Plastic Beach (2011, Video 16´10) unseren Blick auf Plastikmüll, unterschiedliche Gegenstände und kleinste Teilchen, die durch das Wasser treiben. Sie werden immer wieder überspült, angespült, bleiben am mexikanischen Strand liegen. Ein Tanz der Objekte, begleitet durch den Klang der Wellen. Die polnische Künstlerin (*1972) bindet in ihrer Arbeit den die Meere verunreinigenden Müll in eine kontemplative und ästhetische Form.

Auch der Film Pulmo Marina (2010, HD Video 5´10) der französischen Künstlerin Aurélin Froment (*1976) betont den Rhythmus der Erneuerung. Sie filmt einen pulsierenden Körper, die Qualle Phacellophora camtschatica im kalifornischen Monterey Bay Aquarium. Auf dem tiefblauen Hintergrund des Wassers befindet sich dieser, zu den ältesten Tieren der Erdgeschichte gehörende Meeresbewohner, in stetiger Bewegung und Veränderung. Über eine Hörstation erklärt eine Stimme aus dem Off die biologischen Eigenschaften der Qualle und ihre Rolle in der antiken Mythologie.

Ebenfalls beide Sinne spricht das Werk des britischen Künstlers Peter Cusack (*1948) an. Seine Videoarbeit Aral Sea Stories, Aral Sea Thoughts (2017, Video 3’47) führt nach Zentralasien, in das ausgetrocknete Bett des Aralsees. Er dokumentiert mit den zu einem Film montierten Farbfotografien einerseits das zunehmende Austrocknen des Areals, aber auch den Versuch der Wiederherstellung des nördlichen Teils. Als Begleitung wählte er nicht eine Untermalung durch Musik, sondern seinen gesprochener Kommentar zu den vom ihm seit 2013 durchgeführten Recherchen.

Wie leicht verliert man sich im Seetangwald.
Sonnenlicht seiht zwischen Blättern, Dächern hinab durchs Wasser.

Die Gedichte von Jeffrey Yang (*1974), dessen Debütwerk 2012 auf Deutsch im Berenberg-Verlag Berlin in der Übersetzung von Beatrice Faßbender erschienen ist, begleiten die Ausstellung: Verse hängen an den Wänden, liegen als Ausdruck auf einer Bank. Ein weiteres Schriftstück ist ein offener Brief an Bill Gates, geschrieben von Allan Sekula. Der US-amerikanische Fotograf (*1951) ist mit seiner konzeptuellen Arbeit Dear Bill Gates (1999, Farbfotografie, Brief, Digitaldruck) vertreten. Die Fotografien dokumentieren Sekulas Versuch, so nah wie möglich an das Grundstück von Bill Gates am Lake Washington in Medina heranzuschwimmen. Daneben platziert er die Abbildung des Gemäldes Lost on The Grand Banks (1885) des amerikanischen Malers Winslow Homer, das Gates zu einem Höchstpreis erworben hat. Es zeigt das harte Leben der Fischer, weist auf Globalisierung und die Auswirkungen auf das Ökosystem Meer. Auch die schier unermessliche Weite der Meere hat ihre Grenzen – im konkreten wie im symbolischen Sinne.

Die belgische Künstlerin Edith Dekyndt (*1960) führt die Besucher_innen wieder zurück in ein geschlossenes System. In einem Aquarium aus Glas schwebt ein rätselhaftes Objekt, organisch, raumnehmend und gleichzeitig eingeschlossen, an Grenzen stoßend. A Portrait of Things – replica (1995-2015, Aquarium, Wasser, Stoff), verweigert sich einer klaren Zuordnung und Identifizierung.

Die sehenswerte Gruppenausstellung zeigt die bedrohte Welt unter Wasser, Meere und Seen, die für uns Menschen die Lebensgrundlage bedeuten. Neben den optischen Annährungen ist vor allem die akustische Begleitung in das Thema eine interessante Erweiterung.

Das Rahmenprogramm im daadgalerie_studio am Eröffnungswochenende stellte lyrische Texte, neben An Aquarium von Jeffrey Yang auch das Poem mediterran Übers Meer des algerischen Dichters Habib Tenqour, sowie elektroakustische Kompositionen von Douglas Henderson und Luc Ferrari vor. Am 14. März lädt die Galerie um 19.00 Uhr zu einer Gesprächsrunde ein: Peter Cusack, Petro Neves Marques, Mariana Silva und Andres Levermann diskutieren unter dem Titel Addressing Climate Change (auf Englisch) über künstlerische und diskursive Strategien. Die Moderation übernimmt Silvia Fehrmann.

Hinweis: Die elektroakustische Komposition The Sea I A Big Green Lens (2014, 8-kanalig, 21‘ Loop, Wandtext) des US-Künstlers Douglas Henderson ist nur bis zum 18. März zu sehen.

Aquaria
visual arts, sounds, poetry, talks
bis 31. März 2018

daadgalerie
Oranienstraße 161
10969 Berlin
Öffnungszeiten:
Di-So 12-19h

berliner-kuenstlerprogramm.de

Barbara Borek

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