Im Rahmen dieses Tages bieten viele Berliner Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Folklore, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an.
Es klingt fast wie eine fiktive Geschichte, die sich kluge Kurator*innen ausgedacht haben, um in einer Ausstellung grundsätzliche Fragen zur Museumsarbeit neu zu stellen. Ausgangspunkt ist der Anruf eines Notars bei Annemarie Jaeggi, der langjährigen Direktorin des bauhaus-archiv | Museum für Gestaltung. Die Nachricht lautete, dass Jak R. Maier das Museum zum Universalerben seines Nachlasses eingesetzt hat.
Die Recherche ergab, dass Jak R. Maier (1933 - 2010) Kunstschmied war und von 1971 bis 1998 als Professor für Metallbildhauerei an der Universität der Künste Berlin unterrichtete. Weitere Informationen über seine Ausstellungstätigkeit waren spärlich. Ein Künstler, über den selbst Google nicht allzu viel zu wissen schien. Was macht man mit einem solchen Erbe, das neben einem Haus, 100 Kleinplastiken, 2.000 Fotografien sowie 1.500 Zeichnungen, Grafiken und unzählige Dokumente umfasst? Der künstlerische Wert ist solide, aber keine sensationelle Entdeckung. Auch der monetäre Wert fiel geringer aus als zunächst erwartet.
Das bauhaus-archiv ist aktuell ein Museum ohne “festen Wohnsitz” und firmiert mit beschränkter Ausstellungsfläche als the temporary bauhaus-archiv in der Knesebeckstraße. Doch auch der kommende Neubau bietet nicht unbegrenzt Platz. Ein Problem, das die Institution mit vielen Museen teilt, deren Depots vor vergessenen Kunstwerken überquellen. Trotzdem hat das bauhaus-archiv das Erbe angenommen und daraus eine überzeugende Ausstellungsidee entwickelt, die derzeit in der Knesebeckstraße unter dem Titel Unpacking Jak R. Maier. Geerbt und ausgepackt - vom Wert der Dinge in der Knesebeckstraße präsentiert wird. In Zeiten, in denen die Funktionalität von Museen und deren Präsentation von Kunst auf dem Prüfstand steht, wird das Erbe von Jak R. Maier genutzt, um sich grundsätzlichen Fragen nach den Aufgaben von Museen zu stellen und dabei die museale Sammlungspraxis in den Mittelpunkt zu rücken. Wer entscheidet, was, warum und wie gesammelt wird? Wer bestimmt den Wert der Dinge? Was soll der Öffentlichkeit präsentiert werden, welcher Ausschnitt von Wirklichkeit?
Unpacking Jak R. Maier ist eine Ausstellung, die sich während des Ausstellungszeitraums permanent verändert. Ausgebreitet wie eine archäologische Sammlung mit Maiers Skulpturen, Grafiken, Dokumenten, Werkzeugen und Alltagsmaterial öffnet sie sich in vier Stationen dem Publikum. Die meisten Exponate werden auf und in großen Kisten, den ursprünglichen Umzugskartons, sowie in Regalen präsentiert.
Gleich zu Anfang wird gefragt: Wer war Jak R. Maier? Vielleicht kennt ihn ja noch jemand, hat bei ihm studiert, denn auch im Archiv der UdK gibt es, trotz seiner langen Lehrtätigkeit, keine weiteren Informationen. So können die Ausstellungsstücke wie ein Puzzle genutzt werden, um sich dem Künstler zu nähern. In gleichem Maße ermöglichen die Objekte und Dokumente einen unmittelbaren Einblick in das Erbe und schaffen einen Moment der Transparenz, der durch den multimedialen Einsatz interaktiver Elemente die Sammlungs- und Ausstellungspraxis aus dem Museumsalltag nachvollziehbar macht.
An anderer Stelle zeigen Videos das Auspacken und Inventarisieren des Nachlasses. In einem Schattenspiel zu Maiers Werken können die Besucherinnen und Besucher selbst Hand anlegen und ihre Wahrnehmung der Objekte testen. So kommen sie nicht umhin, die einzelnen Elemente zu untersuchen und zu nutzen oder sich beispielsweise Gedanken über den eigenen Nachlass zu machen. Was behalte ich, was gebe ich weiter, was ist für andere nützlich? Was dokumentiere ich? Alles kann vor Ort auf eigens angefertigten Zetteln notiert, nachgelesen und für alle sichtbar an die Wand geheftet werden. Die Kartons in den Regalen zeigen, wie systematisch Jak R. Maier alles archiviert hat. Was wollte er der Nachwelt als Künstler hinterlassen?
Manch einer wird auf Dinge stoßen, die überflüssig erscheinen. Muss man wirklich alles aufbewahren? Wegwerfen oder verkaufen ist in deutschen Museen ein NoGo, so Annemarie Jaeggi. Eine andere Nachlasspraxis wäre jedoch denkbar. Vielleicht mit Blick in die USA, wo einzelne Werke aus Sammlungen unter bestimmten Umständen verkauft werden dürfen. Auch der Gedanke, Nachlässe nur unter dem Vorbehalt des späteren Weiterverkaufs anzunehmen, könnte Thema sein. Fragen über Fragen.
Natürlich kann eine solche Ausstellung nur mehr Fragen als Antworten aufwerfen. Anregend an dieser Ausstellung ist jedoch, dass hier Fragen zu Museum, Sammlungstätigkeit und Ausstellungspraxis nicht nur im musealen Kontext zur Diskussion gestellt werden. Alle haben die Möglichkeit, sich zu beteiligen und die Idee von Museum weiterzudenken.
Eine Veranstaltungsreihe mit sechs Themen-Abenden begleitet die Ausstellung.
Projekteam: Nina Wiedemeyer (Kuratorin), Gloria Fock (Volontärin), Maximilian Wahlich (Volontär)
Begleitprogram: unpackings
Mi., 29.3.2023, 18.30-20 Uhr | unpacking 2 – Wer war Jak R. Maier?
Mi., 26.4.2023, 18.30-20 Uhr | unpacking 3 – Was umfasst der Nachlass?
Mi., 24.5.2023, 18.30-20 Uhr | unpacking 4 – Was wird entsammelt?
Mi., 14.6.2023, 18.30-20 Uhr | unpacking 5 – Wie wird ein Nachlass erfasst?
Fr., 30.6.2023, 18.30-20 Uhr | unpacking 6 – öffentliche Finissage
Unpacking Jak R. Maier
Geerbt und ausgepackt – vom Wert der Dinge
Ausstellungsdauer: noch bis 30.6.2023
Öffnungszeiten: Mo–Sa, 10–18 Uhr, Eintritt frei
the temporary bauhaus-archiv
Knesebeckstraße 1
10623 Berlin
www.bauhaus.de
stories.bauhaus.de
Titel zum Thema bauhaus-archiv:
Martin Binder gewinnt Kunst am Bau - Wettbewerb für das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Kurznachricht
the temporary bauhaus-archiv: Das überraschende Erbe von Jak R. Maier
Ausstellungsbesprechung: Es klingt wie eine fiktive Geschichte, die sich kluge Kurator*innen ausgedacht haben, um in einer Ausstellung grundsätzliche Fragen zur Museumsarbeit neu zu stellen. Ausgangspunkt ist der Anruf eines Notars bei Annemarie Jaeggi (Direktorin, bauhaus-archiv | Museum für Gestaltung), ...
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